Für mich ging es dabei noch einmal in
die Anden, die Sierra Perus gefällt mir am Besten. Ausgesucht habe
ich mir dabei die Stadt Huancayo, die in den Zentralanden liegt, und
deren Umgebung. Eigentlich einfach nur, weil ich in diesem Gebiet
noch nicht war und gerne noch etwas Andenstädte und schöne Natur
besichtigen wollte.
Mit Kati, einer meiner Mitfreiwilligen,
die für vier Monate in der Ciudad ist und auch aus Deutschland
kommt, habe ich mich dann dem Nationalfeiertag aufgemacht. Durch die
Feierlichkeiten waren im ganzen Land sowohl Busse als auch Hostals
viel teurer als normalerweise, was wir alle feststellen mussten, als
sich jeder sein Busticket gekauft hatte.
Die eigentlich sieben Stunden lange
Fahrt zog sich dann dank Limas unglaublichem Verkehr etwas hin und so
kamen wir schließlich mit über drei Stunden Verspätung nachts auf
3270 Metern an.
Unser Plan für die kommenden Tage war,
alles gemütlich anzugehen, Peru und die Anden zu genießen und alles
Weitere nach Huancayo spontan zu entscheiden. So verbrachten wir
unsere Tage mit vielem in der Sonne Lesen, Bändchen knüpfen und
haben täglich mindestens eine fette Portion Jugo (leckerer frischer
Obstsaft) getrunken.
Die Stadt selbst war dann doch
erstaunlich groß, wir hatten sie eigentlich viel kleiner
eingeschätzt. Dank Katis und meinem absolut nicht vorhandenen
Orientierungssinn haben wir uns in den drei Tagen, die wir dort
waren, ungefähr acht Mal verlaufen. Der Stadtplan, den wir hatten,
hat uns aber nach einigem hin- und herdrehen irgendwann doch immer
ans Ziel gebracht... Und so haben wir wenigstens Teile der Stadt erkundet, in
die man sonst eher nicht kommt.
Zu unserem Programm in und um Huancayo
gehörten schließlich folgende Dinge:
- der Besuch eines Dörfchens, in dem Wollsachen hergestellt werden (wir hatten uns schon auf besondere Sachen gefreut, allerdings gab es mal wieder fast nur die gleichen Dinge wie überall...)
- der Besuch eines Dörfchens, in den Silberschmuck hergestellt wird (wo leider auch nichts Besonderes dabei war, der Markt dort war aber richtig cool)
- der Besuch eines Dörfchens, in dem Forellen gezüchtet werden (die Forellen haben wir nur nicht gefunden, im Dörfchen selbst gibt es absolut überhaupt nichts)
- der Besuch eines Klosters (zufälligerweise von den Franziskanern, das einen coole alte Bibliothek besaß, eine Menge alter Bilder, einen total bunt angemalten Raum und eine Ausstellung ausgestopfter Tiere aus der Selva mit gewöhnungsbedürftigem Geruch)
- eine kleine Wanderung zu einem schönen See und ein Aufstieg zu Ruinen, von denen man eine unglaublich tolle Aussicht auf das Tag hatte (am Seeufer selbst konnte man sich leider nicht hinsetzen und lesen, da alles voller Schilf war – so haben wir uns ein wenig entfernt ein nettes Plätzchen in der Sonne gesucht und ich habe mir prompt mal wieder einen fetten Sonnenbrand von der Höhensonne geholt...)
- Kaffee trinken und eine Riesenportion Eis im wohl einzigen Café der Stadt
- mit einem Pisco Maracuyá auf Katis vollendete Bachelorarbeit anstoßen
- am Flüsschen der Stadt entlang spazieren
- im Foodcorner des fetten Einkaufszentrums der Stadt (das überhaupt mal gar nicht da rein gepasst hat und schwer im Kontrast zum Mercado stand, der direkt daneben lag) Hamburguesa a lo Pobre (Hamburger mit Banane und Ei) gegessen
- Kino auf Spanisch mit 'Mi villano favorito 2' ('Ich einfach unverbesserlich 2')
Weiter hat uns dann die Reise nach
Huancavelica geführt. Die ärmste Region Perus ist absolut kein Ziel
von Touristen und so waren wir wirklich die Einzigen Weißen dort.
Allein schon die Fahrt dorthin hat uns gezeigt, dass wir uns nicht in
Cusco aufhalten. Aber diese Fahrt war mit das Coolste, was wir auf
unserer Reise gemacht haben.
Es gibt in ganz Peru nur fünf
Zugstrecken. Zwei davon bei Cusco zum Machu Picchu und eine von Puno
nach Cusco. Die vierte führt von Lima nach Huancayo. All diese Züge
fahren ausschließlich für Touristen, Einheimische nutzen sie kaum –
sie sind auch viel zu teuer dafür. Und dann gibt es da noch eine
kleine Zugstrecke vonHuancayo nach Huancavelica, die ausschließlich
von Einheimischen genutzt wird (und Kati und mir...). Für neun Soles
(2,50 Euro) kann man in sechs Stunden gemächlich nach Huancavelica
fahren und dabei die wunderschönste Aussicht auf die Anden genießen.
Es war einfach unglaublich toll und ich bin froh, alles gut in meiner
Erinnerung gespeichert zu haben – die Fotos spiegeln das alles
leider überhaupt nicht wieder.
Huancavelica selbst ist eine recht
kleine Stadt mit wunderschönen hohen grasgrünen Bergen rundherum.
Es hat mir auf Anhieb gefallen und ohne bestimmten Grund ist sie nun
eine meiner peruanischen Lieblingsstädte. Es waren absolut keine
anderen Touristen da außer Kati und mir und das hat uns rund um die
Uhr von sämtlichen Personen neugierige und manchmal auch eher
starrende Blicke eingebracht. Es war etwas nervig, dass man so extrem
aufgefallen ist, obwohl ich das in Peru ja mittlerweile gewöhnt bin
und gut zu ignorieren weiß.
Aber durch die Tatsache, dass es dort
keine Touristen gibt, war alles einfach total untouristisch und das
hat die ganze Stadt zu hundert Prozent peruanisch gemacht. Das war es
glaube ich auch, was mir dort so gefallen hat. 100% peruanische
Andenstadt, so wies mir gefällt :).
Unser Programm dort war noch
gemütlicher als schon in Huancayo. Attraktionen gibt es im Umfeld
kaum und so haben wir es uns einfach mit unseren Büchern und
Bändchen ein Stück den Berg nach oben in einer Wiese gemütlich
gemacht und nebenbei die strahlende Sonne genossen.
Mindestens
zweimal hat uns unser Weg täglich in eine Juguería geführt wo es
von Lúcuma über Fresa bis hin zu Mango die genialsten Säfte gab,
kombiniert mit lecker Sandwiches.
Am Sonntag war dann zufällig der
Geburtstag der Stadt, 442 Jahre ist sie alt geworden. Am Abend zuvor
war deshalb schon ein Konzert verschiedener Gruppen auf der Plaza.
Bis sehr spät in die Nacht wurde gespielt, was wir in unserem
Zimmerchen in einem Hostal direkt an der Plaza dann auch bis zum Ende
hin gehört haben. Es wurde viel traditionelle Andenmusik gespielt,
die aber ehrlich gesagt nach einer Weile etwas nervig ist – jedes
Lied klingt einfach total gleich. Am Ende gabs dann noch ein kleines
Feuerwerk, das wir allerdings von unserem Zimmerfenster aus
betrachtet haben, da es so hoch oben nachts einfach unglaublich kalt
ist und wir dringendst unter die Bettdecke mussten.
Am Sonntag selbst war dann eine lange
Parade von ganz vielen verschiedenen Gruppen, die alle traditionelle
Andenkleidung trugen und von Musik begleitet wurden. Viele waren
dabei noch mit bunten Luftballons und Luftschlangen dekoriert.
Unmengen an Menschen haben dabei zugesehen und ich habe mich ein
wenig wie bei einem Fasnetsumzug gefühlt, als dann sogar angefangen
wurden, Bonbons in die Mengen zu werfen. Die einzelnen Gruppen haben
dabei ihre traditionellen Tänze getanzt und es war super toll und
interessant, das mit anzusehen. Nach drei Stunden sind wir dann
irgendwann gegangen, es ging aber noch eine ganze Weile sogar weiter.
Und dann haben wir uns nach drei Tagen
auch schon wieder vom schönen Huancavelica verabschiedet, mit dem
Bus gings zurück nach Huancayo und von dort über Nacht dann nach
Huánuco. In dieser zwar netten, aber relativ langweiligen Stadt
haben wir einen unspektakulären Tag verbracht, bevor wir uns dann
mit dem Colectivo auf nach Tingo María gemacht haben. Dort war der
Treffpunkt für unseren gemeinsamen Freiwilligenausflug am Ende der
Ferien. Da mit dem Ende der Ferien sich unsere
Freiwilligengemeinschaft nach und nach auflöst und der Großteil
früher oder später schlussendlich nach Hause fährt, haben wir noch
einen kleinen gemeinsamen Ausflug mit Familia San Voluntario geplant,
dazu kam dann noch Bells Bruder Patrick, der sie über die Ferien
besucht hat.
Tingo María kann einigen schon bekannt
vor kommen, den davon habe ich schon einmal erzählt. Es ist ein
kleiner Ort am Beginn des Dschungelgebietes und dort habe ich damals
im April schon einige Tage mit meinen Eltern und meiner Schwester
verbracht.
Die Wasserfälle, die man dort
hochklettern kann und die Tatsache, das von den Freiwilligen einige
noch nie in der Selva waren, hat uns dann dort hingetrieben. Und es
war wunderschön dort, einfach wir alle zusammen und die Sonne, die
zwei Dinge haben schon ausgereicht, um uns allen zwei tolle Tage zu
bescheren.
Begonnen haben wir die gemeinsame Zeit
mit einem Jugo, por supuesto. Chirimoya con Leche in Tingo ist
einfach nur genial und wurde in den zwei Tagen auch noch mehrere Male
wiederholt. Dann gings zu einem kleinen See, an dem wir chillten und
Karten spielten und uns vor Hitze kaum bewegen wollten.
Den Abend
verbrachten wir in einer sehr coolen Bar, die spannende Cocktails
mischt. Die Namen klingen schon sehr vielversprechend und wenn man
die Zutaten liest, kennt man grundsätzlich mindestens die Hälfte
sowieso nicht. So war es immer eine Überraschung, was man nun
letztendlich bekommt. Das ein 'Nunca más' (Nie wieder) einfach nur
entsetzlich schmeckt, war zwar von Anfang an klar, aber er musste von
den Jungs natürlich bestellt werden...
Und dann ging es auch schon die
Wasserfälle hoch! Es war super cool und unglaublich lustig, wir
haben geklettert und gejubelt und geplanscht und am Ende im See unter
dem letzten Wasserfall gebadet und getaucht, bis wir alle von dem
ziemlich kalten Wasser fast gefroren haben. Immerhin ist die Luft so
warm, das das überhaupt nichts macht. Es war eine echt coole Sache!
:)
Und dann ging es auch schon zurück nach Lima, unter die graue Decke und weg von der Sonne... und zum Ende unserer Ferien. Blieben noch drei Wochen zu Arbeiten für mich. Meine Jungs alle wiederzusehen war aber auch wunderschön und ich versuche jeden Augenblick, den ich noch mit ihnen habe, zu genießen.
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