Montag, 19. August 2013

Winterferien

Winterferien im August, das hatte ich auch noch nie. Aber gut, dieses Jahr ist ja alles ein wenig anders... Es waren mal wieder wohlverdiente zwei Wochen Ferien, die uns da erwartet haben. Nach vielen fleißigen Arbeitswochen und dem Erscheinen der Kälte war etwas ruhige Erholung in der Sonne nötig.
Für mich ging es dabei noch einmal in die Anden, die Sierra Perus gefällt mir am Besten. Ausgesucht habe ich mir dabei die Stadt Huancayo, die in den Zentralanden liegt, und deren Umgebung. Eigentlich einfach nur, weil ich in diesem Gebiet noch nicht war und gerne noch etwas Andenstädte und schöne Natur besichtigen wollte.
Mit Kati, einer meiner Mitfreiwilligen, die für vier Monate in der Ciudad ist und auch aus Deutschland kommt, habe ich mich dann dem Nationalfeiertag aufgemacht. Durch die Feierlichkeiten waren im ganzen Land sowohl Busse als auch Hostals viel teurer als normalerweise, was wir alle feststellen mussten, als sich jeder sein Busticket gekauft hatte.
Die eigentlich sieben Stunden lange Fahrt zog sich dann dank Limas unglaublichem Verkehr etwas hin und so kamen wir schließlich mit über drei Stunden Verspätung nachts auf 3270 Metern an.


Unser Plan für die kommenden Tage war, alles gemütlich anzugehen, Peru und die Anden zu genießen und alles Weitere nach Huancayo spontan zu entscheiden. So verbrachten wir unsere Tage mit vielem in der Sonne Lesen, Bändchen knüpfen und haben täglich mindestens eine fette Portion Jugo (leckerer frischer Obstsaft) getrunken.

Die Stadt selbst war dann doch erstaunlich groß, wir hatten sie eigentlich viel kleiner eingeschätzt. Dank Katis und meinem absolut nicht vorhandenen Orientierungssinn haben wir uns in den drei Tagen, die wir dort waren, ungefähr acht Mal verlaufen. Der Stadtplan, den wir hatten, hat uns aber nach einigem hin- und herdrehen irgendwann doch immer ans Ziel gebracht... Und so haben wir wenigstens Teile der Stadt erkundet, in die man sonst eher nicht kommt.


Zu unserem Programm in und um Huancayo gehörten schließlich folgende Dinge:
  • der Besuch eines Dörfchens, in dem Wollsachen hergestellt werden (wir hatten uns schon auf besondere Sachen gefreut, allerdings gab es mal wieder fast nur die gleichen Dinge wie überall...)



  • der Besuch eines Dörfchens, in den Silberschmuck hergestellt wird (wo leider auch nichts Besonderes dabei war, der Markt dort war aber richtig cool)



  • der Besuch eines Dörfchens, in dem Forellen gezüchtet werden (die Forellen haben wir nur nicht gefunden, im Dörfchen selbst gibt es absolut überhaupt nichts)


  • der Besuch eines Klosters (zufälligerweise von den Franziskanern, das einen coole alte Bibliothek besaß, eine Menge alter Bilder, einen total bunt angemalten Raum und eine Ausstellung ausgestopfter Tiere aus der Selva mit gewöhnungsbedürftigem Geruch)

  • eine kleine Wanderung zu einem schönen See und ein Aufstieg zu Ruinen, von denen man eine unglaublich tolle Aussicht auf das Tag hatte (am Seeufer selbst konnte man sich leider nicht hinsetzen und lesen, da alles voller Schilf war – so haben wir uns ein wenig entfernt ein nettes Plätzchen in der Sonne gesucht und ich habe mir prompt mal wieder einen fetten Sonnenbrand von der Höhensonne geholt...)





  • Kaffee trinken und eine Riesenportion Eis im wohl einzigen Café der Stadt

  • mit einem Pisco Maracuyá auf Katis vollendete Bachelorarbeit anstoßen

  • am Flüsschen der Stadt entlang spazieren

  • im Foodcorner des fetten Einkaufszentrums der Stadt (das überhaupt mal gar nicht da rein gepasst hat und schwer im Kontrast zum Mercado stand, der direkt daneben lag) Hamburguesa a lo Pobre (Hamburger mit Banane und Ei) gegessen

  • Kino auf Spanisch mit 'Mi villano favorito 2' ('Ich einfach unverbesserlich 2')
Weiter hat uns dann die Reise nach Huancavelica geführt. Die ärmste Region Perus ist absolut kein Ziel von Touristen und so waren wir wirklich die Einzigen Weißen dort. Allein schon die Fahrt dorthin hat uns gezeigt, dass wir uns nicht in Cusco aufhalten. Aber diese Fahrt war mit das Coolste, was wir auf unserer Reise gemacht haben.


Es gibt in ganz Peru nur fünf Zugstrecken. Zwei davon bei Cusco zum Machu Picchu und eine von Puno nach Cusco. Die vierte führt von Lima nach Huancayo. All diese Züge fahren ausschließlich für Touristen, Einheimische nutzen sie kaum – sie sind auch viel zu teuer dafür. Und dann gibt es da noch eine kleine Zugstrecke vonHuancayo nach Huancavelica, die ausschließlich von Einheimischen genutzt wird (und Kati und mir...). Für neun Soles (2,50 Euro) kann man in sechs Stunden gemächlich nach Huancavelica fahren und dabei die wunderschönste Aussicht auf die Anden genießen. Es war einfach unglaublich toll und ich bin froh, alles gut in meiner Erinnerung gespeichert zu haben – die Fotos spiegeln das alles leider überhaupt nicht wieder.




Huancavelica selbst ist eine recht kleine Stadt mit wunderschönen hohen grasgrünen Bergen rundherum. Es hat mir auf Anhieb gefallen und ohne bestimmten Grund ist sie nun eine meiner peruanischen Lieblingsstädte. Es waren absolut keine anderen Touristen da außer Kati und mir und das hat uns rund um die Uhr von sämtlichen Personen neugierige und manchmal auch eher starrende Blicke eingebracht. Es war etwas nervig, dass man so extrem aufgefallen ist, obwohl ich das in Peru ja mittlerweile gewöhnt bin und gut zu ignorieren weiß.


Aber durch die Tatsache, dass es dort keine Touristen gibt, war alles einfach total untouristisch und das hat die ganze Stadt zu hundert Prozent peruanisch gemacht. Das war es glaube ich auch, was mir dort so gefallen hat. 100% peruanische Andenstadt, so wies mir gefällt :).


Unser Programm dort war noch gemütlicher als schon in Huancayo. Attraktionen gibt es im Umfeld kaum und so haben wir es uns einfach mit unseren Büchern und Bändchen ein Stück den Berg nach oben in einer Wiese gemütlich gemacht und nebenbei die strahlende Sonne genossen. 


Mindestens zweimal hat uns unser Weg täglich in eine Juguería geführt wo es von Lúcuma über Fresa bis hin zu Mango die genialsten Säfte gab, kombiniert mit lecker Sandwiches.


Am Sonntag war dann zufällig der Geburtstag der Stadt, 442 Jahre ist sie alt geworden. Am Abend zuvor war deshalb schon ein Konzert verschiedener Gruppen auf der Plaza. Bis sehr spät in die Nacht wurde gespielt, was wir in unserem Zimmerchen in einem Hostal direkt an der Plaza dann auch bis zum Ende hin gehört haben. Es wurde viel traditionelle Andenmusik gespielt, die aber ehrlich gesagt nach einer Weile etwas nervig ist – jedes Lied klingt einfach total gleich. Am Ende gabs dann noch ein kleines Feuerwerk, das wir allerdings von unserem Zimmerfenster aus betrachtet haben, da es so hoch oben nachts einfach unglaublich kalt ist und wir dringendst unter die Bettdecke mussten.
Am Sonntag selbst war dann eine lange Parade von ganz vielen verschiedenen Gruppen, die alle traditionelle Andenkleidung trugen und von Musik begleitet wurden. Viele waren dabei noch mit bunten Luftballons und Luftschlangen dekoriert. Unmengen an Menschen haben dabei zugesehen und ich habe mich ein wenig wie bei einem Fasnetsumzug gefühlt, als dann sogar angefangen wurden, Bonbons in die Mengen zu werfen. Die einzelnen Gruppen haben dabei ihre traditionellen Tänze getanzt und es war super toll und interessant, das mit anzusehen. Nach drei Stunden sind wir dann irgendwann gegangen, es ging aber noch eine ganze Weile sogar weiter.






Und dann haben wir uns nach drei Tagen auch schon wieder vom schönen Huancavelica verabschiedet, mit dem Bus gings zurück nach Huancayo und von dort über Nacht dann nach Huánuco. In dieser zwar netten, aber relativ langweiligen Stadt haben wir einen unspektakulären Tag verbracht, bevor wir uns dann mit dem Colectivo auf nach Tingo María gemacht haben. Dort war der Treffpunkt für unseren gemeinsamen Freiwilligenausflug am Ende der Ferien. Da mit dem Ende der Ferien sich unsere Freiwilligengemeinschaft nach und nach auflöst und der Großteil früher oder später schlussendlich nach Hause fährt, haben wir noch einen kleinen gemeinsamen Ausflug mit Familia San Voluntario geplant, dazu kam dann noch Bells Bruder Patrick, der sie über die Ferien besucht hat.
Tingo María kann einigen schon bekannt vor kommen, den davon habe ich schon einmal erzählt. Es ist ein kleiner Ort am Beginn des Dschungelgebietes und dort habe ich damals im April schon einige Tage mit meinen Eltern und meiner Schwester verbracht.
Die Wasserfälle, die man dort hochklettern kann und die Tatsache, das von den Freiwilligen einige noch nie in der Selva waren, hat uns dann dort hingetrieben. Und es war wunderschön dort, einfach wir alle zusammen und die Sonne, die zwei Dinge haben schon ausgereicht, um uns allen zwei tolle Tage zu bescheren.


Begonnen haben wir die gemeinsame Zeit mit einem Jugo, por supuesto. Chirimoya con Leche in Tingo ist einfach nur genial und wurde in den zwei Tagen auch noch mehrere Male wiederholt. Dann gings zu einem kleinen See, an dem wir chillten und Karten spielten und uns vor Hitze kaum bewegen wollten. 



Den Abend verbrachten wir in einer sehr coolen Bar, die spannende Cocktails mischt. Die Namen klingen schon sehr vielversprechend und wenn man die Zutaten liest, kennt man grundsätzlich mindestens die Hälfte sowieso nicht. So war es immer eine Überraschung, was man nun letztendlich bekommt. Das ein 'Nunca más' (Nie wieder) einfach nur entsetzlich schmeckt, war zwar von Anfang an klar, aber er musste von den Jungs natürlich bestellt werden...

Und dann ging es auch schon die Wasserfälle hoch! Es war super cool und unglaublich lustig, wir haben geklettert und gejubelt und geplanscht und am Ende im See unter dem letzten Wasserfall gebadet und getaucht, bis wir alle von dem ziemlich kalten Wasser fast gefroren haben. Immerhin ist die Luft so warm, das das überhaupt nichts macht. Es war eine echt coole Sache! :) 







Und dann ging es auch schon zurück nach Lima, unter die graue Decke und weg von der Sonne... und zum Ende unserer Ferien. Blieben noch drei Wochen zu Arbeiten für mich. Meine Jungs alle wiederzusehen war aber auch wunderschön und ich versuche jeden Augenblick, den ich noch mit ihnen habe, zu genießen.  

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