Sonntag, 28. April 2013
La Familia ¾ – Costa
Der
Sonntag hat uns dann an die Küste gebracht. Noch nicht
direkt ans Meer, sondern erst einmal in die Wüste war dabei der Plan.
Eine Wüste wie die Sahara, nicht ganz so groß, aber genauso sandig
– dieses Land hat einfach eine riesige Vielfalt an
unterschiedlichen Landschaftsbereichen.
So
packten wir unsere Koffer und stellten uns direkt bei mir vor der
Ciudad an die Panamericana (es ist echt praktisch, dass wir da dran
wohnen...). Schon nach wenigen Minuten kam ein Bus in den Süden, der
uns innerhalb der nächsten fünf Stunden nach Ica brachte. Auf der
Fahrt wurden dann von den Straßen- und Busverkäufern natürlich
gleich mal Camotechips (Süßkartoffelchips) und Chifles
(Bananenchips) geknabbert
.
In
Ica selbst hielten wir uns nicht lange auf, die Stadt erschien mir
auch nicht besonderes spannend zu sein. Gleich weiter ging es nach
Huacachina, die Oase in der Wüste, die nur circa zehn Minuten von
Ica entfernt liegt.
Dort
ging es erst mal ins Hostal, das mit kleinem Pool und Hängematten
ausgestattet war.
Nur kurz danach konnten wir schon unsere Wüstentour
mit Sandbuggy und Sandboarden starten – ¡chevere!
Die Wüste dort bei Ica ist wirklich atemberaubend. Schon nach kurzer
Zeit befindet man sich mitten drin, umgeben nur von Sand, wohin man
auch blickt.
Große und kleine Dünen und Sandberge, die dann auch in
rasantem Tempo mit dem Wüstenbuggy hoch und runter gefahren wurden.
Das hat wirklich unglaublich Spaß gemacht und sich sogar fast ein
wenig angefühlt wie Achterbahnfahren. Unser Fahrer kannte wirklich
keine Angst, schnell ging es nach oben, über die Kuppe und in noch
rasanterem Tempo wieder nach unten.
Ab und an wurde dann angehalten,
die Bretter fürs Boarden ausgepackt und wir konnten sowohl kleine,
als auch riesige Dünen auf dem Brett stehend, sitzend oder liegend
nach unten brausen. Das ist dabei gar nicht so einfach, auch wenn man
an Snowboarden gewöhnt ist, denn in diesem Sand ist es fast
unmöglich zu lenken. Und wenn man hinfällt, hat man nicht nur an
jeglicher Körperstelle Sand, sondern es ist auch ziemlich
schmerzhaft, so fest wie die Dünen sind. Aber auch ohne beim Boarden
hinzufallen, durch den Wind dort hat sich der Sand auch von alleine
wirklich überall hin verteilt...
Die
Oase Huacachina ist dabei auch etwas wirklich besonderes. Ist da
mitten in ganz normaler Küstenlandschaft schon eine Wüste – und
dann hat sie auch noch solch eine Oase mit Palmen und einem See.
Wilde Sache. Der See hatte dabei wirklich badewannenwarmes Wasser,
der Rest der Oase besteht ansonsten aber eigentlich nur aus Hostals
und Restaurants.
Nächste
Station war am nächsten Tag dann die Stadt Pisco, von der der
Schnaps Pisco seinen Namen hat. Direkt am Meer liegt sie, da wollten
wir natürlich auch mal direkt ans Wasser. Der Strand in Pisco sei
aber unglaublich gefährlich, wurde uns da von allen Seiten gesagt.
Kurz waren wir unsicher, ob da was dran sei, schließlich würden es
sonst ja nicht alle Leute um uns herum einschließlich Reiseführer
sagen. Wir haben uns dann aber doch dorthin aufgemacht und die Stunde
dort unbeschadet überstanden – es war schön, aber besonders ist
der Strand dieser auch eher durchschnittlichen peruanischen
Kleinstadt nicht.
Das coole an Pisco ist, dass sie einfach typisch peruanisch ist. Total untouristisch und mit allem, was Peru so ausmacht. So war es einfach ein Erlebnis, durch die Gassen zu schlendern und Chaufa (peruanisches chinesisches Essen) zu essen. Und auch immer wieder Mototaxi zu fahren, was zwar eng (zu viert in dem kleinen Ding), aber einfach lustig ist.
Und
auch die Debo hat in Pisco schon einige Verehrer gefunden...
Am
nächsten Tag wurde dann von Paracas, einem winzigen Fischerdorf, die
Bootsfahrt auf die Islas Ballestas unternommen, die obligatorisch
ist, wenn man in dieses Gebiet fährt. Die Islas Ballestas werden
auch die kleinen Galapagos genannt, haben aber natürlich nicht eine
ganz so breite Artenvielfalt zu bieten wie die Inseln vor Ecuador.
Es
gibt jedoch eine Unmenge Vögel, unzählige Seelöwen mit ihren
Babys, einige Pelikane und vereinzelt kann man auch immer wieder
einen der süßen kleinen Humboldt-Pinguin entdecken. Letztere waren
der Grund, warum ich unbedingt dort hinwollte – Debos absolute
Lieblingstiere müssen wir schließlich auch mal außerhalb des Zoos
anschauen, wenn es schon mal möglich ist. Leider waren es nicht ganz
so viele wie erhofft, süß waren sie aber trotzdem. Ab und an kann
man wohl auch Flamingos, Delfine oder Wale dort bei den Inseln sehen,
aber die wollten sich für uns nicht blicken lassen.
Zudem
gibt es dort noch den 'Candelabro de Paracas', eine große
Felszeichnung an der Küste, die wohl zur Orientierung gedient haben
soll und einem Kerzenleuchter ähnelt. Woher genau sie kommt, weiß
aber niemand.
Paracas
ist übrigens angeblich der Ort, wegen dem die peruanische Flagge rot
und weiß ist. Der Freiheitsgeneral José de San Martín landete dort
an, schlief am Strand ein und sah beim Aufwachen Flamingos über sich
hinwegfliegen. Deren rotweißes Gefieder hat ihn dann zur
Nationalflagge inspiriert.
Teil
zwei des Tages verbrachten wir auf dem 'Reserva Nacional de Paracas',
einer Halbinsel mit beeindruckender Landschaft.
So
kamen wir zu Gebieten mit uralten Muschel- und
Schneckenversteinerungen und alles war einfach in wunderschönen
sandfarbenen Tönen gehalten.
Mit
das Beste war der rote Strand, der wirklich total roten Sand
hatte!
Und
der Küstenstreifen mit seinen Klippen, die mich ein wenig an das
schöne Irland erinnerten, nur das komplett das Grün fehlte. Dort
befand sich bis vor ein paar Jahren noch eine Felsformation, die die
Kathedrale genannt wurde. Bei einem schweren Erdbeben wurde sie
allerdings leider zerstört.
Zuletzt musste eines zumindest auch noch sein - Baden im Pazifik! Das erste Mal waren meine drei Besucher an diesem der sieben Ozeane und da durfte wir uns einen Strandbesuch nicht entgehen lassen. Wie eh und jeh war das Wasser aber natürlich ziemlich frisch.
In
Pisco zurück ging es dann auf den Bus, der uns wieder nach Lima
brachte und von dort aus nach kurzem Aufenthalt in der Stadt weiter
nach Huaraz, in die Cordillera Blanca. In Lima befanden wir uns
direkt neben dem großen Stadion und es war ausgerechnet an diesem
Abend ein Spiel der peruanischen Nationalmannschaft. Laute Geräusche
waren zu hören und überall liefen die Fernseher mit dem Spiel.
Ein
super geräumiger Bus hat uns dann nach Huaraz gebracht –
glücklicherweise konnte ich den noch finden, es waren nämlich
plötzlich alle Busse ausgebucht gewesen... aber innerhalb von acht
Stunden befanden wir uns dann schon mitten in den Anden auf 3100m.
Samstag, 27. April 2013
Montag, 22. April 2013
La Familia ¾ – Lima
Nach
einem langen Flug, einem zehn stündigen Aufenthalt in New York mit
wilden U-Bahn-Fahrten und einer ersten Taxifahrt in Peru, kamen die
drei Peru-Entdecker schließlich bei mir hier in Lima an.
Es
war ganz schwer zu glauben, dass ich doch da tatsächlich meine
Familie in meinem peruanischen Leben begrüßen konnte. Da standen
sie mit ihren Koffern in der limeñischen
Hitze und nach sechs Monaten konnten wir uns das erste Mal wieder in
den Arm nehmen. Das das natürlich ein Moment voller Freude war,
brauche ich sicherlich nicht extra zu erwähnen.
Mit
einem selbstgemachten Mangosaft wurde dann erst einmal Barranco
erkundet, in dem meine Eltern für die ersten Tage ein Zimmer hatten.
Vom Hostal aus konnte man sogar schon das Meer sehen und dorthin
setzten wir uns dann erst einmal, um ein wenig zu quatschen. Schon
gleich wurde das erste Lúcumaeis probiert (mein Lieblingseis) und
die drei schneegeplagten Schwarzwälder freuten sich über die Sonne
und den Sommer.
Später
machten wir uns dann auf den Weg in die Ciudad, mein peruanisches
Zuhause musste ich natürlich gleich demonstrieren. So besichtigten
wir erst einmal mein Häuschen dort und trafen meine Mitfreiwilligen.
Zum Mittagessen gingen wir dann in meinem Stadtteil, San Juan de
Miraflores, auf dem Mercado. Auf dem Weg dorthin kamen uns gerade
alle Kinder aus der Schule entgegen und so konnte meine Familie schon
gleich einmal miterleben, wie oft man hier am Tag mit 'Buenos días,
Hermano' begrüßt werden kann.
Auf
dem Mercado gabs dann gleich einmal eine Auswahl an verschiedenen
Spezialitäten, allen voran eine Portion Ceviche, dazu Yuca frita.
Außerdem probierten wir Lomo Saltado, Papa a la Huancaina und Arroz
con Mariscos, dazu eine große Kanne Chicha Morada. Allen hats super
geschmeckt (mir sowieso :) ) und die erste peruanische Mahlzeit hat
ihre Probe bestanden.
Danach erkundeten wir noch ein wenig den
Mercado, der auch für mich immer wieder spannend ist (auch ich
entdecke immer wieder Neues dort).
Ganz
besonders das Obst hat es mir ja angetan und deshalb holten wir uns
davon erst einmal eine große Ladung bei der lieben Obstfrau, bei der
ich immer einkaufe und die besonders nett meine Familie begrüßt
hat.
Nach einem frisch gepressten O-Saft in der Tüte ging es dann zum Obstessen und Kaffetrinken (jaja, die Eltern...) wieder zurück in die Ciudad. Dort fanden dann Grenadilla,
Maracuyá und Manzanitas ihre neuen Anhänger (oder auch nicht) und
die genialen Mangos hier wurden mit Begeisterung probiert.
Auf
Grund des sich bemerkbar machenden Jetlags fand mein Besuch dann
schon sehr früh ins Bett – was aber auch gut so war, denn am
nächsten Morgen sollte es schon früh losgehen.
Der
nächste Tag wurde zum Ciudad-Tag, einmal von morgens bis abends
einen Tag hier miterleben, mit den Jungs gemeinsam essen und nebenbei
feierten wir noch ein wenig meinen 20. Geburtstag.
Debo,
die bei mir im Zimmer ein Schlafplätzchen gefunden hatte, kam dann
gleich um halb sechs morgens mit zum putzen ins Pabellón und
verunsicherte mit ihrer Anwesenheit ein wenig meine Chicos. Mit
großen Augen starrten sie sie an, es war immer etwas Besonderes,
wenn plötzlich jemand Neues im Haus stand. Doch schon bald hatten
sich die Jungs gewöhnt und fleißig half Debo mir, Dormitorio I sauber
zu bekommen.
Um
sechs kamen dann auch Mama und Papa zum Pabellón, gemeinsam mit den
Jungs gingen wir dann zum Frühstück. Leider war Freitag, was hieß,
dass es keinen Quaker zum Frühstück gab (der sehr sehr lecker ist),
sondern Quinoa (der sehr unlecker ist). Trotzdem, probiert werden
musste hier alles.
Gemeinsam brachten wir die Jungs dann in die Schule und um acht ging es dann zur Messe, die an diesem Tag für mich als Geburtstagskind besonders schön war. Am Ende haben alle noch für mich die Bendición de San Francisco und das peruanische 'Häppi Bärdei' gesungen, was sehr schön war.
Danach
gings zurück ins Haus und die liebe Bell hatte mir doch glatt einen
Kuchen gebacken :).
Der wurde gemeinsam mit Familie + Freiwilligen
verspeist und nebenbei ein wenig Geschenkle ausgepackt und Karten
gelesen – hierbei noch einmal ein großes Dankeschön an alle, die
an mich gedacht haben!
Später
gings dann noch einmal zum Mercado, um noch ein wenig frischen Saft
zu probieren – Especial, Surtido, einfach immer ein Genuss.
Mittags
wurde dann gemeinsam der Tisch im Comedor gerichtet, zu viert ging
das natürlich super schnell. Es war Freitag, Fisch-Tag, und somit
fand ein leckeres Ceviche Platz auf unseren Tellern. Und die Hermanas
de la Cocina haben mal wieder gezeigt, dass sie einfach immer tolle
Sachen zubereiten.
Freitag
ist zudem auch Waschtag der Schuluniformen und so ging es nach dem
Essen mit dem mit einem Haufen Klamotten gefüllten Einkaufswagen zur
Lavandería, die natürlich auch noch kurz besichtigt wurde. Der Hof,
in dem die Wäsche aufgehängt wird, die großen Waschbecken, in
denen von Hand gewaschen wir und die große 'Waschmaschine', die wohl
einzigartig hier in der Ciudad ist.
Nachmittags
gings dann zum üblichen Geburtstagstreffen in die Dirección, wo es
eine Torte von der Ciudad gab – genialerweise mein absoluter
Liebling, Lúcumatorte. Die lieben Freiwilligen haben dort alle so
schön auch noch einmal gesungen :).
Weiter
ging es mit einem Spaziergang durch die Ciudad, bei dem ich das große
Gelände und alle sich dort befindenden Gebäude und sonstigen Sachen
demonstrieren konnte. Und so schnell verging auch schon die Zeit,
dass wir schnell ins Pabellón zurück mussten, um die Jungs in die
Alabanza zu begleite. Es war eine etwas verplante Alabanza, aber die
Familia war ja eh nur zum zuschauen dabei.
Beim Abendessen hatten meine Jungs glücklicherweise drei neue Daumencatchen-Gegner vor sich und gönnten mir somit mal eine Pause. Als ich nach der Reise wieder zurückgekehrt bin, haben mir die an meinem Tisch immer noch stolz von ihren Siegen gegen meine Eltern und meine Schwester erzählt :).
Später durften sich meine Jungs dann alle noch über Gummibärchen
freuen und wir ließen den Abend in Barranco in einer Bar mit dem
ersten Pisco Sour ausklingen.
Den
Samstag verbrachten wir dann gemeinsam im Zentrum Limas. Dort gab es
den Plaza de Armas zu besichtigen und einige andere Kirchen, Plätze
und Parks.
Mittags gings dann richtig schön peruanisch Mittagsmenü
für 7 Soles essen und danach auf den Cerro San Cristóbal, von dem
man auf ca. 450m eine wunderbare Aussicht auf Lima hat. Wir hatten
super Wetter und konnten so ziemlich weit blicken. Das letzte Mal war
ich auf diesem Berg, als wir unsere Einfühungstage hatten und es war
super spannend, nach dieser langen Zeit mal wieder dort oben zu sein.
Ein
spontan gefundener Essensmarkt brachte uns dann noch einige weiter
peruanische Spezialitäten näher (ich weiß, es geht wirklich
ständig darum...), aber dieser Markt, den ich selbst nicht kannte,
war wirklich cool. Da waren ganz viele verschiedene Gerichte
ausgestellt und so konnten wir uns alles genaustens anschauen.
Als
es dann so langsam dunkel wurde sind wir noch zum Parque de las Aguas
gefahren, einem Park mit ganz vielen verschiedenen Brunnen und
Wasserfontänen, die zum Teil mit bunten Farben und mit Musik
verschönert sind. Dort war es wirklich super schön!
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