III. Dschungeltour – per Boot und zu Fuß
Das
Regencape war gekauft, genügend Repelente gegen die Moskitos auch,
der Rucksack war gepackt und der letzte frische Dschungelobstsaft am
Abfahrtsort der Boote wurde getrunken. Endlich hatte unser Guide
alles Nötige erledigt und wir konnten uns in das kleine Holzboot mit
Blätterdach setzen und auf dem Amazonas hinaus in den Dschungel
fahren – weg aus der Stadt, hinein ins Grün und Blau.
Mit
noch einer kleinen Gruppe Argentiniern, die zufällig auch schon auf
der selben Lancha von Yurimaguas mit uns nach Iquitos gekommen sind
und die pausenlos ihren Mate tranken, machten wir uns dann auf zur
Lodge an einem Seitenfluss des Amazonas. Die Reise dorthin führte
uns zwar übers Wasser, doch dort war nicht immer ein Weg zu erkennen
– ab und an fuhren wir durch hohes Gras und schlängelten uns mit
dem Boot vorbei an Büschen und Bäumchen, auch musste mal Stopp
gemacht werden, weil vor uns alles von umgeknickten Baumstämmen
versperrt war.
Angekommen
an unserer Lodge, einigen sehr süßen Holzhäusern auf Stelzen, die
durch Stege miteinander verbunden waren und vom dichten Grün umgeben
waren, richteten wir uns in unserem Minizimmer zu viert ein. Betten,
die komplett mit Moskitonetzen verhangen war, ließen in der Hinsicht
nichts Gutes erahnen. Das Bad schien lichtlos zu sein, damit konnten
wir uns aber abfinden.
Hier
in der Lodge verbrachten wir nun alle Zeit, die wir uns nicht zu Fuß
oder per Boot im Wald um uns herum oder auf den Lagunen befanden. Es
gab sämtliche Mahlzeiten im Aufenthaltsraum, sowie Hängematten und
Obst zum chillen.
Die
Argentinier hatten ihren eigenen Guide, so machten wir unsere
Ausflüge alleine mit unserem Guide – unsere Gruppe wurden dabei
aber (leider...) immer noch von einem weiteren Alleinreisenden
Deutschen ergänzt, der einfach nicht wirklich zu uns passte. Dabei
hatte die Agentur uns gesagt, wir vier wären alleine. Man kann hier
einfach nie darauf bauen, was diese Touragenturen so erzählen...
Trotzdem
haben wir drei wirklich sehr spannende, ereignisreiche und tolle Tage
im Regenwald erlebt. Ganz viele kleine Ausflüge wurden zu Fuß oder
mit dem Boot in den Wald unternommen, bei Tag, bei Nacht, bei
Sonnenaufgang und -untergang.
Aufgrund
der Regenzeit standen sehr viele Gebiete ziemlich unter Wasser und
wir mussten das Boot öfter benutzen, da zu Fuß vieles gerade gar
nicht erreichbar war.
Zu
unseren Aktivitäten im wilden Amazonasgebiet:
Ausrüstung!
Ganz
wichtig sind natürlich Gummistiefel. Ohne die geht gar nix – so
suchten wir uns alle ganz am Anfang erst mal ein schickes und
passendes Paar neue Schuhe aus.
Weiterhin
benötigten wir lange Hosen und Hemden oder langärmlige Oberteile
zum Moskitoschutz.
Über
alles was frei bleibt und am besten auch über sämtliche Klamotten
wird dann eine Ladung Repelente gesprüht (oder auch zwei).
Verstochen wird man leider am trotzdem immer noch...
Dazu
kommen Regenjacke/Regencape (die bei uns mehr als unbenutzt blieben –
hat es doch einfach nie auch nur getröpfelt, wie war das mit
Regenwald?), dazu kommen eine Flasche Wasser und ganz wichtig – die
Kamera! Wenn es dann dunkel wurde, gehörte auch unsere schicke neue
Stirnlampe mit dazu.
Ausflug
Nummer 1 führte uns mit dem Boot hinaus auf eine wunderschöne
Lagune, in der wir ganz besondere Tiere zu Gesicht bekamen: Delfine!
Dort
im Wasser schwammen eine Menge dieser schönen Tiere und immer wieder
schauten sie mit Kopf und Rückenflosse heraus aus dem Wasser. War
gar nicht so einfach, da fürs Foto den richtigen Moment zu
erwischen...
Hier
im Amazonasgebiet gibt es zwei verschiedene Delfinarten. Es gibt
graue, wie man sie so kennt – und rosafarbene! Sogar einige dieser
farbigen Art haben wir dort gesehen.
In
der Flussmündung zur Lagune haben wir uns dann eines aber natürlich
nicht nehmen lassen: Baden gehen im Amazonas! Vom Boot aus sprangen
wir gemeinsam ins Flusswasser – dank der Schwüle eine wirklich
willkommene Abkühlung.
Auf
der weiteren Bootsfahrt sahen wir eine Menge Vögel der
verschiedensten Arten um uns herum, bis wir anlandeten und ein
kleines Dschungeldörfchen besuchten. Auf dem Weg dorthin fanden wir
ein Faultier oben in einem Baum.
Gerade
erst hatten wir ein Faultier aus der Ferne betrachten können, schon
gleich hatten wir eines im Arm!
In einem Haus im Dorf war
Kuschelstunde mit zwei Faultieren angesagt, was wirklich unglaublich
süß war. Ich hatte nicht gewusst, was für goldige und weiche Tiere
Faultiere sind. Das eine war erst sieben Monate alt und beide waren
sehr anhänglich und wir wollten sie überhaupt nicht mehr aus den
Armen geben. Immer mal wieder bekamen sie ein paar Blätter zu
fressen, die ihre einzige Nahrung sind und für ihre Faulheit
verantwortlich sind. Dann in ihnen befindet sich ein Stoff, der die
Faultiere träge und langsam werden lässt.
Danach erkundeten wir noch ein wenig das Dörfchen, das echt hübsch war, viele kleine Holzhäuser auf Stelzen, die alle bunt angemalt waren. Die Bewohner dort waren alle ganz normal, es war kein Indianerdorf oder so etwas und glücklicherweise auch keine Touristenangelegenheit, wo sich die Bewohner zum Schein verkleiden. Die Leute dort waren einfach echt.
Ausflug Nummer 2 führte und mit einem nächtlichen Spaziergang durch das Gebiet rund um unsere Lodge. In der Dunkelheit durch den Regenwald zu laufen ist wirklich ein ganz besonderes Erlebnis. Die Geräusche um einen herum sind atemberaubend und die Grillen zirpen so laut, dass ich mir lieber nicht vorstelle, wie viele dort um uns herum sein müssen. Und richtig fette Dinger sind das auch noch...
Trotz unserer Moskitoschutz-Vorkehrungen blieben wir leider nicht verschont von diesen fliegenden nervigen stechenden Viechern. Man hört ja immer, dass es im Regenwald viele davon geben soll, aber wenn man nicht mal zu Fuß durch den Wald gelaufen ist, dann kann man sich nicht vorstellen WIE viele es tatsächlich sind. Es sind unglaublich viele. Um den Kopf und den ganzen Körper sirrten und summten sie und machten uns alle fast wahnsinnig - so konnten wir den Spaziergang nicht zu hundert Prozent genießen. Zudem kamen dazu nachts auch noch alles sonstige fliegende Getier, das ganz wild auf das Licht unserer Stirnlampen war.
Richtig cool waren die Spinnen in der Nacht. Ich bin zwar absolut gar kein Spinnenfan, aber draußen in der Natur, wenn ich sie nur anschaue, habe ich kein großes Problem mit ihnen. Und ich muss sagen - da waren so viele richtig schöne Spinnen! Wenn man mit seiner Lampe in den Wald geleuchtet hat, dann haben überall kleine Punkte zurückgeblitzt - die reflektierten Augen der Spinne. Wenn man dann an so eine Stelle näher hingegangen ist, konnte man sich die Spinne genauer anschauen. Zum Teil bis zu handtellergroß konnte man dann die schönsten Modelle betrachten. Es war echt erstaunlich, wie viele dort doch waren - es waren so unglaublich viele Lichtaugenpunkte im Wald zu sehen.
Weiterhin fanden wir eine fette Kröte und auch drei Vogelspinnen (die sich leider nicht fangen ließen, um sie auf die Hand zu nehmen... wie schade!).
Mehr Bilder gibts aus der Dunkelheit leider nicht, keine optimalen Lichtverhältnisse für Fotos...
Ausflug Nummer 3 war eine weitere Bootsfahrt, die uns einige Affen in den Uferbäumen darbot. Das hier zum Beipiel ist ein Leoncito-Äffchen, die kleinste Affenart der Welt.
Auch hier war es gar nicht so leicht, diese flinken Tierchen aus der Entfernung vom Wasser aus vor die Linse zu bekommen.
Ausflug Nummer 4 führte uns erst mit dem Boot und dann zu Fuß durch ein weiteres Stück Dschungel.
So schön die Bootsfahrten auch waren, zu Fuß durch den Wald zu laufen ist einfach richtig cool. Man fühlt sich dabei wie auf einer Dschungelexpedition, wie man es so aus Filmen kennt. Um einen herum nichts als Bäume und Blätter und ohne unseren Guide mit seiner super Machete hätten wir uns wohl verlaufen.
So stapften wir mit unseren Gummistiefeln durch die Gegend und fanden allerlei spannende Dinge. Plötzlich lag dort vor uns auf dem Weg eine grüne Schlange. Unser Guide - cool, wie er ist - steht blitzschnell auf ihren Hals und packt sie dann direkt hinter ihrem Kopf.
So hatte er sie gefangen und nun konnten wir sie ausgiebig betrachten und anfassen. Sogar um den Hals konnten wir uns dieses wilde Tier legen! Giftig war diese aber sicherlich nicht.
Ganz besonders gut gefallen hat mir, dass wir immer mal wieder Früchte an den Bäumen gefunden haben. Ohne groß zu Zögern wurden diese abgeschnitten oder aufgesammelt und uns zum probieren gegeben. So fanden wir einige der Früchte, die wir in Iquitos auf dem Markt gefunden hatten, direkt hier im Wald. Die eine Frucht mit dem orangenen Fruchtfleisch und den Kernen, die man rösten kann, nahmen wir auch direkt mit zur Lodge.
Außerdem gab es Bäume, die so viel Wasser in sich speichern, dass man direkt aus ihnen trinken kann.
Zurück im Hostal befreiten wir die Kerne der mitgenommenen Frucht von ihrem Fleisch und rösteten sie in der Küche - super lecker!
Ausflug Nummer 5 brachte uns mit dem Boot auf einen wunderschönen See, der komplett mit Pflanzen bewachsen war. So trieb sich die Bootspitze ihren Weg durch das dichte Grün und man fühlte sich fast gar nicht wie auf Wasser. Überall wuchsen auch Bäume, die ihre Köpfe aus dem Wasser streckten - in der Trockenzeit kann man hier zu Fuß laufen.
Angeln stand nun auf dem Plan. Und zwar nicht irgendwelche Fische, sondern Piranhas! Jeder wurde ausgerüstet mit einem Stock, an dem eine Schnur mit Haken hing. Etwas Pollo (Hühnchen) sollte die Fischlein anlocken.
Leider leider ließen sich an den Stellen, an denen wir es versuchten, keine Piranhas blicken. Die wollten sich einfach nicht von uns fangen lassen. Aber einige "Pescado de Gato", Katzenfische, konnten unserem Hühnchen am Haken nicht wiederstehen. Immerhin ein paar Fische gefangen, die dann später gebraten zum Abendessen gereicht wurden.
Ausflug Nummer 6 war wieder eine nächtliche Aktion - wir machten uns auf die Suche nach Kaimanen, einer kleinen Krokodilart. Lange Zeit fuhren wir mit dem kleinen Holzboot durch die Gegend und hielten nach ihren Augen Ausschau. Aber auch sie wollten sich, wie die Piranhas, einfach nicht blicken lassen. Mehrere Male konnten wir ihre grunzenden Laute vernehmen und unser Guide versuchte sie mit ähnlichen Lauten anzulocken, doch leider vergeblich. Aber so ist das nun mal bei der Suche nach Tieren, man findet sie nicht immer so einfach und manchmal eben gar nicht. Dennoch war die nächtliche Stimmung auf dem Boot wunderbar, ein toller Sternenhimmel breitete sich über uns aus und die Moskitos fraßen uns.
Plötzlich merkte ich einen stechenden Schmerz in meinem Oberarm und unser Guide tötete drei fette braune Wespen, die sich irgendwie zwischen uns verflogen hatten. Das war wirklich ein krasser Stich gewesen und ich fühlte mich auf diesem Boot mit einem Mal nicht mehr so wohl - man konnte sich gar nicht schützen gegen diese Tiere... Glücklicherweise merkte ich am nächsten Tag aber schon fast gar nichts mehr von dem Wespenstich.
Ausflug Nummer 7 ließ uns ganz arg früh morgens aufstehen, um mit dem Boot raus auf die Delfinlagune zu fahren. Dort betrachteten wir den Sonnenaufgang und genossen die frühmorgendliche Stimmung auf dem Wasser.
Ein Stopp auf einer Lagune voller Seerosen bot uns einen weiteren wunderschönen Anblick.
Weiter fuhren wir dann zu einer Affeninsel, auf der viele verschiedene Affenarten gemeinsam leben. Nur drei Meter von ihnen entfernt, konnten wir sie sehr gut beobachten. Es war echt erstaunlich, wie gut die ganzen Arten dort zusammenlebten - wir konnten miterleben, wie einer der größeren schwarzen Spinnenaffen einem der Kleineren etwas von seinem Futter abgab. So süß!
Auf der Rückfahrt trafen wir auf einen Freund unseres Guides, der uns aus seinem Boot heraus etwas zurief. Wir trafen uns in der Flussmitte und er übergab uns irgendein Bündel. Unser Guide schneidete einige Seile mit seiner Machete durch und was kam zum Vorschein? Eine Schlange!
Den kompletten Rückweg konnten wir nun unser neues kleines Haustier bei uns haben. Es war eine Regenbogenschlange, die wirklich sehr hübsch sind. In der Sonne schimmert ihre Haut in den verschiedensten Farben und sie hat eine total angenehme glatte Haut.
Ausflug Nummer 8 war unser allerletzter Dschungelspaziergang, der uns noch einmal das viele Grün genießen ließ - allerdings waren wir dann langsam froh, den Moskitos zu entkommen.
Zurück in Iquitos gabs noch leckere gegrillte Bananen zum Abschluss. Meine Lieblingsart, eine Banane zu essen! Das ist so so lecker.
Mit gepackten Reiserucksäcken machten wir uns dann mit dem Flugzeug auch schon wieder auf die Heimreise. Auf die circa sechstägige Rückreise mit dem Boot verzichteten wir lieber...
Damit endete dann auch die gesamte lange und ereignisreiche Reise, als wir wieder in Lima ankamen.
Ein paar heimatliche Gefühle kamen dann auch auf, als wir durch bekannte Stadtteile fuhren und letztendlich in der Ciudad wieder ankamen. Die dortige nette Begrüßung durch einen Hermano und durch unsere ganze Freiwilligen-Familie zeigte dann, wie schön es auch Zuhause ist. :)
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