Mit dem Boot starteten wir am nächsten
Tag raus aufs Wasser. Zu zwölft saßen wir in unsrem Kutter, was
eine sehr angenehme Zahl an Passagieren war, da es so nicht zu eng
war (der Kapitän schien, als hätte er lieber mehr verdient...).
Gemeinsam mit zwei Jungs aus der Schweiz, einer mexikanischen Familie
und über 1000 rohen Eiern fuhren wir über den blauen See und
hofften, dass das Wetter heute mitspielen würde. Was es einigermaßen
auch getan hat, fast kein Regen mehr und viel Sonne, nur oben auf dem
Dach war es durch den Fahrtwind immernoch ziemlich kalt.
Erster Stopp: Die schwimmenden Inseln
der Uros.
Diese Inseln sind die
Touristenattraktion auf dem Titicacasee. Gebaut nur aus
schilfähnlichen Planzen schwimmen sie auf dem See, an Pfählen im
Wasser festgemacht. Auf ihnen leben traditionell bunt angezogene
Einheimische, die dort aus dem selben Pflanzen sowohl ihre Häuser,
als auch ihre Boote bauen und ihre Artesanía verkaufen. Wirklich Tag
und Nacht leben die Leute dort aber wohl nicht mehr, sondern sie
kommen für die Touristen morgens auf die Inseln und gehen abends
zurück ans Festland.
Der Besuch dort war ansich echt
interessant, einer der dort Lebenden hat uns erklärt, wie sie diese
Inseln bauen und danach haben wir auf einem der Boote eine kleine
Tour gemacht. Es war gar nicht so arg touristisch, wie es alle
angekündigt hatten, aber mehr als die halbe Stunde, die wir dort
verbacht haben, braucht man wirklich nicht. Cool war aber diese
Schilfpflanze, die wirklich für alles genutzt wird. Aus ihr werden
die Inseln, die Häuse und die Boote gebaut und dazu kommt, dass sie
getrocknet als Feuerholz dient. Und das Innere kann man sogar essen!
Weiter ging die Fahrt auf dem Wasser,
während der unser Kapitän plötzlich meinte, es sei nun Zeit für
Coca-Blätter. Bisher kannte ich die ja nur als Tee, der ziemlich
lecker ist, aber normalerweise werden die ja gekaut. Vorallem die
Minenarbeiter nutzen die Wirkung der Blätter, die Müdigkeit und
Hunger vertreibt, damit sie den ganzen Tag durcharbeiten können. Wir
bekamen also jeder eine Handvoll Blätter und dazu noch eine selsam
graue Pampe, die wir mit dazu kauen sollten. Die Pampe schmeckte
leicht süß, aber ziemlich eklig. Die Blätter schmecken wie
Blätter. Gemeinsam ergibt das eine etwas selsame Mischung und nach
kurzer Zeit ist meine Zunge total eingeschlafen und die Backe, in der
man das Zeug dann aufbewahren soll, auch. So hab ich das lieber bald
wieder raus genommen, überzeugt hat mich das Ganze nicht. Aber es
war mal eine interessante Erfahrung.
Zweiter Stopp: Amantaní.
Diese Insel ist eine ganz normale
Insel, mit Erde und allem drum und dran, nicht so wie die Uros. Auf
ihr gibt es verschiedene kleine Dörfchen, mehrere Häfen, zwei alte
Ruinen und eine Menge Felder und sonstiges Grün. Das Besondere bei
einem Besuch auf Amantaní ist, dass man hier nur bei Familien
übernachten kann, wenn man nicht nur für einen Tag kommt. Hostals
oder ähnliches gibt es nicht.
Schon am Hafen wartete eine Frau auf
Bell und mich, die unsere Gastmama sein sollte. Mit ihr gingen wir
ins Haus, das ein sehr süß eingerichtetes Zimmer für uns hatte.
Dann gabs erst einmal Mittagessen, Quinoa-Suppe, eine Spezialität
für die Region – sehr lecker! Etwas nervig war nur, dass die
Familie, bei der wir waren, uns die ganze Zeit ihre selbstgestrickten
Sachen verkaufen wollte. Immer wieder kamen sie darauf zu sprechen
und wir haben uns dann schon etwas unwohl gefühlt, weil wir nichts
gekauft haben. Aber die Mützen waren uns einfach alle viel zu klein,
die Peruaner haben alle Miniköpfe...
Eine kleine Wanderung auf den Berg hat
uns sowohl Pachatata, eine der Ruinen, als auch einen wunderschönen
Blick auf einen wunderschönen blauen See eröffnet. Mit das Beste
kam aber dann am Abend. Fiesta war angesagt! Wir bekamen von unserer
Gastmama die traditionellen Röcke, Blusen und Tücher und in denen
hat man sich richtig gut gefühlt. Die Sachen sind richtig schön und
bequem zu tragen – und vor allem sind sie auch warm, denn es war
abends ziemlich kalt auf der Insel. Gemeinsam mit den unserer Gruppe
vom Boot und noch einigen anderen tanzten wir dann auf peruanische
Musik und hatten großen Spaß dabei. Auch wenn es eigentlich etwas
lächerlich war das Ganze, weil es nur für uns gemacht worden war,
war es doch ziemlich witzig.
Dritter Stopp: Taquile.
Am nächsten Tag sind wir dann zuletzt
noch auf die Insel Taquile gefahren, die ähnlich wie Amantaní ist,
aber etwas kleiner. An diesem Tag hat endlich auch mal so richtig die
Sonne geschienen, was uns ganz schön ist schwitzen gebracht hat,
denn wir waren noch auf Kälte eingestellt gewesen und
dementsprechend angezogen. Am Tag zuvor noch Eiseskälte, war
plötzlich so eine große Hitze, es war unvorstellbar, dass wir noch
fast am selben Ort waren. Durch die Sonne sah auch alles gleich
nochmal schöner aus und nach einem langen Spaziergang kamen wir auf
dem Plaza der Insel an.
Taquile ist die Insel der strickenden
Männer heißt es, und auch alle, die auf der Insel wohnen, tragen
ihre selbstgestrickten Mützen und gewebten Gürtel. Bell und ich
haben uns nach langer Auswahl, welche denn nun die Schönsten sind,
jeweils ein echt hübsches Stirnband zugelegt.
Dann wurde auch schon die Rückfahrt
nach Puno angetreten, denn bis dorthin brauchten wir über vier
Stunden auf dem Boot.
Zurück in Puno haben wir den Abend in
einer sehr süßen Kneipe mit Holzofen verbracht und haben dort mit
einem Cocktail aufs Viermonatige angestoßen, da gerade der 07.01.
war.