Der erste Tag des neuen Jahres begann –
für einen ersten Januar – recht früh mit einer sechsstündigen
Busfahrt mitten in den Cañon
de Colca. Die Fahrt selbst wurde hauptsächlich verschlafen, trotz
dem sehr unbequemen Bus, den wir erwischt hatten.
Cabanaconde,
unser Ziel, ist ein sehr süßes total andines Städtchen, dessen
Bewohner alle rund um die Uhr Hüte tragen und auch allgemein ihre
traditionelle sehr schön bunte Kleidung tragen. Das war mal ein ganz
anderer Anblick als in Lima, wo man so gut wie nie eine Campesina
sieht. Dort in Cabanaconde, umringt von hohen Andenbergen, war das
Peru, dass man so von Bildern kennt, so richtig greifbar.
Ein
kleiner Spaziergang brachte uns zu einem Mirador, der uns einen
atemberaubenden Blick auf die Berge ermöglichte und uns auch nach
unten auf den Grund des Canyons blicken ließ. Dort konnte man den
dort fließenden Fluss entdecken, sowie ein kleines Dörfchen, dass
für den nächsten Tag unser Ziel sein sollte.
Nach
einem kleinen Abendessen gabs dann auch noch gleich was typisch
andines: Coca-Tee. In Lima ist mir der noch nie untergekommen, aber
ab diesem Tag und auch für fast den gesamten weiteren Teil der Reise
konnte man überall Cocablätter kaufen und ihren Tee trinken. Er
soll auch besonders gut gegen Probleme mit der Höhe wirken und
schmeckt richtig lecker. Obs am Tee lag oder nicht, die Höhe hat mir
trotz mehr als 3000m nicht so viel ausgemacht.
Am
nächsten Tag trennten wir uns dann auch schon wieder von unsren
deutschen Freunden und starteten getrennte Wanderungen. Bell und ich
hatten uns die lange Tour ausgesucht, die insgesamt zwei Tage in
Anspruch nehmen würde.
Tag eins führte uns in neun Stunden Wanderzeit durch verschiedene kleine Dörfchen (die wirklich so abgeschieden sind, dass man sich das Leben dort kaum vorstellen kann), über drei Brücken, an den Grund des Canyons und wieder ein Stückchen hinauf und durch eine so wunderschöne Landschaft, dass es kaum möglich ist, das hier in Worten zu beschreiben.
Auf dem Weg
machten wir Bekanntschaft mit einigen Eseln, die in rasendem Tempo
nach unten unterwegs waren. Zwischendrin haben wir immer mal wieder
nach Früchten an den Bäumen ausschau gehalten und so zum Beispiel
sehr leckere frische Feigen gefunden.
Nachmittags
kamen wir dann an unser Ziel – ein kleines 'Dörfchen', Sangalle,
auch Oasis genannt. Wir dachten eigentlich, dass es ein Dörfchen
ist, allerdings stellte sich heraus, dass es einfach nur aus drei
Hostalanlagen besteht und sonst überhaupt nichts hat. Die Hostals
waren aber sehr sehr süß, besaßen alle einen Pool und waren aus
vielen kleinen Hüttchen aufgebaut.
Dort
ließ sich sehr entspannt der Rest vom Tag und der Morgen des
nächsten verbringen – ein Pool, ein Liegestuhl, was braucht man
mehr? Ja, unsere Reiseführer hätten wir ganz gut gebrauchen
können... die hatten wir nicht mitgenommen, weil uns nicht bewusst
gewesen ist, dass man dort unten so schön entspannen kann. Und wir
mittlerweile festgestellt hatten, dass unsere Reiseroute nicht sehr
optimal war. Wir hatten für die viele Zeit, die uns noch übrig
bleibt, einfach viel viel zu wenig Orte eingeplant und als wir da so
unten im Canyon saßen und Avocados direkt vom Baum gegessen haben,
sind wir verschiedene Möglichkeiten im Kopf durchgegangen.
Wie
auch immer sind wir dann zu dem Schluss gekommen, dass es doch
richtig cool wäre, auch noch andere Länder als Peru zu sehen, wo
wir doch schonmal gar nicht mehr so weit weg von einigen sind. Ohne
genau zu wissen, ob das überhaupt möglich ist, haben wir dann La
Paz und den Salar de Uyuni in Bolivien und die Atacamawüste in Chile
eingeplant und waren plötzlich sehr zufrieden mit uns.
Am
nächsten Tag machten wir uns dann wieder an den Aufstieg,
viereinhalb Stunden ging es einfach nur bergauf – für mich als
nicht die geübteste Wanderin etwas mehr als nur sehr anstrengend. Und ich muss sagen, dass sich die Höhe beim Wandern echt bemerkbar macht. Aber irgendwie hab auch ich es nach oben geschafft und muss sagen,
dass ich danach schon stolz auf mich war, als ich wieder nach unten
ins Tal geblickt habe.
Auf dem Weg nach oben sind sogar zwei Kondore
über uns weg geflogen, was richtig cool war. Denn so haben wir sie
nicht nur am Cruz del Condor gesehen, dem Ort, wo sich alle Touris
treffen um einen Blick auf den größten Raubvogel zu erhaschen.
Nein, uns ist er einfach so begegnet.
Zum
Cruz del Condor, dem Aussichtspunkt, sind wir am nächsten Tag dann
auch trotzdem noch gegangen, der war schon eingeplant gewesen.
Allerdings hatten wir keinen guten Tag erwischt, denn es haben sich
nur sehr spärlich Kondore blicken lassen und das auch nur sehr sehr
weit weg am Himmel oben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen