Sonntag, 21. Juli 2013

Open-Air im tiefsten Winter - und sonstige Kleinigkeiten

Open-Air im tiefsten Winter – und dazu auch noch die Sicherheit, dass es auf gar keinen Fall regnen wird. Das ist wohl auch nur in Lima möglich.
Zwei sehr bekannte Latino-Sänger haben gestern im Nationalstadion gemeinsam ein Konzert gespielt. Juan Luis Guerra und Romeo Santos, beide aus der Dominikanischen Republik und mit einer großen Anzahl feinster Bachata-Lieder im Gepäck. Mal mehr, mal weniger typisch lateinamerikanische Liebesschnulzen, aber alle Lieder einfach nur total genial und wunderbar tanzbar.
Alle Ciudad-Freiwilligen, die gerade so da sind (wir sind gerade nur noch sieben Stück, es wird immer weniger...), haben sich gemeinsam auf den Weg dorthin gemacht. So hatten wir eine geniale Nacht zusammen und ein tolles Konzert mit viel Spaß und viel viel Tanz.


Gelernt vom letzten Mal (dieses Mal wussten wir, dass es draußen stattfinden wird), hatten wir uns natürlich entsprechend mehr Jacken angezogen. Aber da man es ja immer falsch macht, war dieses Konzert gar nicht so arg kalt wie das letzte – obwohl es mit Mitte Juli nun wirklich mitten im tiefsten Winter ist. Aber vielleicht war das Estadio Nacional auch etwas windschützender als der Platz von Reik und Jesse y Joy.
Mal das riesengroße Nationalstadion von Lima betreten zu können war auch eine coole Sache. Von Außen hatte ich es nun schon mehrmals gesehen, doch von Innen wirkt es noch einmal beeindruckender. Die obersten Ränge waren mal wieder so luxuriös, dass es zwar zu Lima, aber überhaupt nicht zu Peru passt.
Da wir keine mehreren hundert Soles für die vordersten Plätze ausgeben wollten, befanden wir uns wieder nur im hintersten Teil. Trotz der eher kleineren Größe der normalen Peruaner war dadurch die Sicht nicht die Beste – aber wir hatten ja uns und eine gute Stimmung, die alles wett gemacht hat.


Erwähnenswert wäre wohl auch noch die Taxifahrten hin und zurück, die wir zu siebt plus Fahrer auf uns genommen haben. Es war eng und unbequem, aber billiger. Und singend auf der Hinfahrt und schlafend auf der Rückfahrt auch irgendwie möglich.



Bevor es los zum Konzert ging, haben wir (zumindest ein Teil von uns) die Hauptzeit des Tages in der Küche verbracht. Puerto Rican Night war das Motto des Tages, da Lauras Familie aus Puerto Rico kommt (sie selbst aber aus den USA). Empanadillas und Alcapurrias standen auf dem Plan, dazu Guacamole und Ají. Empanadillas sind mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen, die dann frittiert werden. Alcapurrias sind mit Fleisch gefüllte Kugeln aus einem Teig, der aus Kochbananen und Yautia (eine Wurzel) besteht.
Dafür wurde den ganzen Tag geschnippelt und gebraten geformt und später dann frittiert – das Ergebnis war mal wieder einfach nur lecker.



Nach so tollen gemeinsamen Erlebnissen merke ich immer wieder, wie wichtig mir doch meine freiwillige Familie hier geworden ist und wie sehr ich sie nicht missen möchte. Und doch rückt das Ende nun immer näher – es fehlen noch sechs kleine Wochen.
Gleichzeitig freue ich mich aber mittlerweile auch immer mehr auf die Heimat und alle lieben Leute, die mich dort erwarten. Es ist zwar sehr traurig hier gehen zu müssen, doch die Vorfreude auf deutsche Dinge, die einem ein Jahr lang nicht zugänglich waren, wächst auch.
Dazu kommt dann noch die Arbeit. Die letzten Tage war ich ein wenig krank, weswegen ich nicht so viel Zeit diese Woche im Pabellón verbracht habe. Am Freitag waren die Jungs dann mal wieder echt toll und haben begeistert mit mir Fotos gemacht und auch die Alabanza ist jedes Mal wieder schön. Doch es gibt auch sehr viele sehr anstrengende Momente an einem normalen Arbeitstag und wir Freiwilligen fühlen uns alle ziemlich ferienreif. Noch dreieinhalb Tage, dann ist das aber jetzt auch schon so weit. Die Winterferien stehen vor der Tür, gemeinsam mit dem Nationalfeiertag, für den schon seit Anfang Juli das ganzen Land (gut, ich weiß es eigentlich nur von Lima) in rot und weiß erblüht. Unmengen an Fahnen und Bannern und Schildern schmücken die ganze Stadt und alle paar Meter kann man irgendwo „Feliz Día Perú“ oder „Felices Fiestas Patrias“ lesen. Ich liebe es, wie stolz die Peruaner auf ihr Land sind.
Das wird hier nun eine bunte Mischung aus allem, aber zum Nationalfeiertag am 28. Juli gibt es auch noch eine kleine Geschichte aus der Ciudad zu erzählen. Es gibt hier diese Escarapelas, das sind Anstecknadeln mit der peruanischen Flagge oder einem Banner. Ein paar meiner Jungs haben die an ihrer Schuluniform getragen. In der ersten Juliwoche ging es dann wie jeden Morgen zur Schule und plötzlich gab es neue Regeln. Es ist nun nicht mehr nur Pflicht, seine Krawatte zu tragen und sein Hausaufgabenkalender dabei zu haben (ohne darf man nicht die Schule nicht betreten), auch die Escarapela gehört nun zur Pflichtausstattung dazu. Das hieß, das mehr als die Hälfte meiner Jungs vor dem Schuleingang stand und keine rot-weiße Anstecknadel hatten. Wegen so etwas wird ihnen der Zugang verwehrt, so ganz muss man das nicht verstehen. Nach und nach kamen dann die anderen Pabellons und die halbe Ciudad stand vor der Schule und durfte noch nicht eintreten. Währenddessen gingen verschiedenste Tutoren und Pre-Tutoren auf die Suche nach weiteren Escarapelas, einige meiner Jungs bekamen von ihren großen Brüdern welche zugesteckt und irgendwie schafften es dann bis zur letzten Minute doch noch alle, sich eine zu beschaffen um in die Schule zu dürfen. Ob das wichtiger ist als der Unterricht, bleibt hierbei natürlich offen...

Lima noch einmal von einer etwas anderen Seite habe ich bei unserem DRK-Juli-Monatstreffen kennen gelernt. Dieses fand bei Stella statt, die in Santa Rosa wohnt, das so weit nördlich wie nur möglich in Lima liegt. Dadurch bestand unser Treffen, das vom Verlassen der Ciudad bis zur Rückkehr dorthin insgesamt elf Stunden ging, auch aus sechseinhalb Stunden Reise in Bus, Moto und Auto und viereinhalb Stunden Quatschen, Essen und Besichtigen. Aber gut, das sind wir in Lima ja mittlerweile gewöhnt und ein „wir brauchen drei Stunden mit dem Bus, um Stella zu besuchen“ weckt zwar keine Freude, ist aber irgendwie normal geworden. Genauso wie auch ein „lass und mal in ein Café gehen am Sonntag“ stets mit jeweils einer Stunde Busfahrt hin und zurück verbunden ist.
Bei Stella befanden wir uns dann in einem Viertel, das Limas unglaublich unterschiedliche Facetten zeigt. Miraflores mit seinen Glashochhäusern und heilen geteerten Straßen, mein Viertel San Juan de Miraflores mit kaputten Straßen und vergitterten, eher weniger schönen kleinen Häusern und dann Santa Rosa/Pachacútec, das komplett nur aus Holzhütten mit Wellblechdächern besteht und einem Boden, der eher an Strand als Straße erinnert, da es einfach nur Sand gibt.


Stella arbeitet in einer Schule als Englischlehrerin (und macht viel mehr, als eine Freiwillige eigentlich tun sollte) und so haben wir natürlich ihre Schule besucht. Es war wirklich krass, das das komplette Gelände einfach nur aus einem großen Sandhaufen besteht. Ihre Kinder waren aber alle unglaublich süß und wir mussten in sämtliche Klassen gehen und wurden auf Deutsch begrüßt und verabschiedet, was Stella ihnen extra beigebracht hatte.


Ich habe zwar nicht so den Vergleich, da ich jetzt das erste Mal erst da war, doch an Stellas Schule sieht man sehr gut, wie sehr diese Stadtteile am Rande Limas in der Entwicklung sind. Über das letzte Jahr wurden dort eine Bibliothek eingerichtet, weitere Klassenzimmer und eine Kapelle gebaut und erst in den letzten Wochen wurde die Mauer um das ganze Gelände herum erbaut.
Bei ihrer Familie, die im besseren Teil von Santa Rosa wohnt und ein echt super schönes Haus besitzt, haben wir dann noch lecker Papa Rellena gegessen, bevor die lange Rückreise angetreten wurde. Richtig schön an diesem Viertel ist auch, dass es direkt am Meer liegt und Stella hat von ihrer Terrasse den tollsten Meerblick. Es war total neblig an diesem Tag, Winter in Lima, man konnte teilweise nicht mal hundert Meter weit sehen. Doch im Sommer muss es da oben total schön sein, abgesehen von den vielen hohen Sandbergen drumherum.


Das war dann auch schon unser vorletztes Treffen. Das nächste Mal, wenn wir uns alle zusammen sehen, wird dann schon das Abschieds-Monatstreffen sein.


Zum Abschluss an diesen Blogeintrag mit einer wilden Mischung an Themen gibts jetzt noch ein paar Fotos von meinen Kleinen :)

Bis bald mal wieder!  








Donnerstag, 11. Juli 2013

Peruanische Art und Weise

Um euch mein geliebtes Peru noch ein wenig bekannter zu machen, habe ich hier eine kleine Liste peruanischer Gepflogenheiten aufgeschrieben. So seid ihr schonmal bestens gerüstet, falls es irgendwen auch hier her verschlägt. 
Das alles sind natürlich nur meine Erfahrungen und ich will damit weder Vorurteile schüren noch irgendetwas beurteilen. Es heißt auch auf keinen Fall, dass sämtliche Peruaner sich so verhalten.

Auf peruanische Art und Weise...

…Bier trinken
  → Es gibt eine Flasche mit einem Glas für die ganze Gruppe. Bin ich ein Mann, dann fülle ich mir das Glas ungefähr zur Hälfte, gebe die Flasche an meinen Nachbarn weiter und trinke dann mein Bier. Der letzte kleine Rest wird in ein Glas in der Mitte geschüttet (ich hab es passenderweise mal „Uwe-Glas“ getauft). Dann wird auch das Glas weitergegeben.
Bin ich eine Frau, so wird mir von meinem männlichen Nachbarn eingeschenkt, allerdings nur die Hälfte der Männerportion. Ist die Flasche leer, gibts natürlich eine Neue.

…mit den Fingern zählen
→ Die Eins ist in Peru nicht der Daumen, sondern der kleine Finger. So wird hier von eins bis fünf von klein nach groß gezählt und der Daumen kommt zuletzt. (Meine Jungs konnten anfangs bei den Mathehausaufgaben ehrlich nichts damit anfangen, wenn ich eine Eins mit dem Daumen gezeigt habe.)

…Bus fahren
→ Man stellt sich an eine Haltestelle (oder je nach Gebiet auch einfach an die Straße) und muss nur eine Sache wissen – wo man aussteigen will. Dann hat man drei Möglichkeiten. Entweder man weiß, dass der Bus oder Combi dort hinfährt. Oder man schaut, ob dieser Ort auf den Seitenwänden des Busses geschrieben steht. Oder man fragt den Cobrador (eine Person, die immer im Bus mitfährt, die angefahrenen Orte ruft und das Geld einsammelt).
Um auszusteigen ruft man einfach einmal laut „Baja“ und den Ort, wo man aussteigen möchte, kurz bevor man da ist. Ansonsten ist auch hier der Cobrador immer eine große Hilfe, ein „Avísame, por favor“ und schon kann man sich vom rattern und ruckeln des Busses in den Schlaf wiegen lassen, wie jeder andere zweite Fahrgast.

…telefonieren
→ Wichtig: Bloß nie beim Telefonieren das Handy einfach so am Ohr lassen.
Sagt dein Gesprächspartner etwas, dann halte es ans Ohr und hör zu. Willst du dann etwas sagen, muss das Handy unbedingt direkt an den Mund gehalten, bevorzugt den Teil mit dem Lautsprecher, der eigentlich ans Ohr gehört. Eine Verabschiedung am Ende ist auch nicht zwingend nötig.

… Kaffee trinken
→ Auch wenn Peru ein großer Kaffeeexporteur ist, hat man im Land selbst noch nicht wirklich die Kunst des Kaffeekochens entdeckt. Es gibt zwei übliche Varianten.
Variante 1: Man bekommt eine Tasse heißes Wasser oder heiße Milch (Café con Leche) und dazu ein Döschen mit Instant-Kaffeepulver.
Variante 2: Man bekommt eine Tasse heißes Wasser oder heiße Milch (wobei Milch hier Kondensmilch und Wasser bedeutet) und ein Kännchen Kaffeekonzentrat.

…tanzen
→ Egal wo, es wird stets zu zweit getanzt – bevorzugt ein Männlein und ein Weiblein. Und dann wird die Hüfte geschwungen (und zwar wirklich!) und zu Salsa- oder Bachatarhythmen der ganze Körper bewegt.

… aufs Klo gehen
→ Auf die genaueren Einzelheiten werde ich jetzt nicht eingehen (die werden sich wohl auch nicht so sehr unterscheiden), allerdings ist es hier verboten, sein Papier in die Schüssel zu werfen. Es gibt stets einen extra dafür vorgesehenen Eimer.

… jemanden zu sich winken
→ Um jemanden (zum Beispiel ein Taxi oder einen Chico, der gerade mal wieder Mist baut) zu sich zu rufen, muss hier die Hand umgedreht werden. Man winkt nicht mit der Handfläche nach oben, sondern die Handfläche zeigt Richtung Boden; die Fingerbewegung ist die selbe.

… einkaufen gehen
→ Es gibt zwar auch die Möglichkeit, in einen der fetten Supermärkte zu gehen (zumindest in Lima), die peruanische Art ist allerdings der Mercado. Ein Mercado besteht aus vielen kleinen Ständen, die sich alle auf eine Sache spezialisiert haben. So gibt es Obststände, Gemüsestände, Fleischstände, Stände mit DVDs, mit Gewürzen und Saucen, mit Süßigkeiten, mit Klopapier und Putzartikeln, mit Plastikgeschirr oder auch Stände, die alles, was man so im Supermarkt kaufen würde. Und noch einiges mehr. Ergänzt werden die Verkaufsstände mit Essenständen und Jugerías, die Fruchtsäfte anbieten. Und dazu gibt es noch eine Menge Leute, die einfach ihre Sachen auf dem Boden ausbreiten oder durch die Gegend laufen und ihre Dinge verkaufen möchten.
Um etwas zu kaufen, muss man stets mit dem Verkäufer reden, allein schon, um nach dem Preis zu fragen. Später wird dann grundsätzlich alles immer in eine Plastiktüte gepackt.

… seinen Hunger stillen
→ Hat man morgens Hunger, so kann man an einem der vielen Frühstücksstände frühstücken, die verschiedene heiße Getränke aus Getreidesorten wie Quinoa, Maca oder Hafer anbieten. Dazu gibt es Wecken, die zum Beispiel mit Ei, Avocado, Süßkartoffel oder Würstchen belegt sind.
Hat man mittags Hunger, gibts in vielen Restaurants oder auf dem Mercado „Menu“. Das heißt eine Vorspeise (Entrada, meistens Suppe) und ein Hauptgericht (Segundo), dazu ein Getränk (Refresco). Das Ganze kostet zwischen 3,50 und 10 Soles, was ungefähr einem bis drei Euro entspricht.
Hat man irgendwann am Tag das Bedürfnis nach Essen, so kann man stets zu einem der unzähligen Stände gehen, die es auf der Straße gibt und eine Kleinigkeit neben der nächsten verkaufen. Ob süß, salzig oder ein Saft – für ab einen Sol gibt überall eine Leckerei.

… etwas cool finden
→ ¡Qué chevere!

=)

Mittwoch, 10. Juli 2013

Auf den Spuren der Inca: Etapa III y IV - Machu Picchu y Nasca

An die 8000 Treppenstufen und insgesamt über 2000 Höhenmeter zu Fuß – so lässt sich unser Tag auf dem Machu Picchu zusammenfassen. Es war anstrengend. Aber auch unglaublich beeindruckend.


Los ging unser Inca-Abenteuer zu einem der „neuen sieben Weltwunder“ mit einer siebenstündigen Busfahrt durch Berg- und Waldlandschaften. Da der Zug zum Machu Picchu ganz leicht überteuert ist (als wäre nicht der Eintritt schon hoch genug...), haben wir uns lieber für lange Busfahrten inklusive anschließender Wanderung entschieden. Über Santa María und Santa Teresa kamen wir dann bei Hidroeléctrica an, dem Bahnhof, ab dem es dann nur noch zu Fuß oder auf Schienen Richtung Aguas Calientes geht. Straßen – Fehlanzeige. So ging es für uns dann zu Fuß weiter, es sollten so zwei Stunden sein, der Guide würde immer bei den Letzten der Gruppe laufen. Unser Weg führte uns stets an den Schienen entlang Richtung Aguas Calientes, was sehr cool war, da wir fast die ganze Zeit auf den Schienen laufen konnten.



Bis dann ein brummendes Geräusch die Ankunft des Zuges hinter uns angekündigt hat. Schnell runter von den Schienen, so haben wir den blaugelben Zug an uns vorbeifahren sehen. Allerdings war das nicht der berühmte Zug zum Machu Picchu, der fährt von einem anderen Bahnhof ab.


Richtig cool war auf dem Weg, dass wir im Prinzip am Fuße des Machu-Picchu-Berges gelaufen sind und diesen umrundet haben. So hatten wir von dort unten Sicht auf dessen Spitze, wo wir schon mal einen ersten Blick auf die alte Stadt werfen konnten.


Aguas Calientes ist das kleine Dörfchen direkt unterhalb vom Machu Picchu, das Ausgangspunkt für sämtliche Besucher ist. Da der Weg mehr als die angekündigten zwei Stunden veranschlagt hatte, sind wir erst kurz nach Einbruch der Dunkelheit dort angekommen – war fast ein wenig gruselig, da wir weit und breit keinen Guide mehr entdecken konnten und schwer das Gefühl hatten, dass wir die Letzten der Gruppe waren... Allerdings haben wir es dann doch noch dorthin geschafft. Und glücklicherweise auch in unser Hostal, dessen Namen uns in der unleserlichsten Schrift auf einem Fresszettel ausgehändigt wurde und damit wurden wir alleine gelassen. Jaja, die Agencias hier nehmen es halt immer Ernst damit, ihre Kunden zufriedenstellend zu betreuen...
Aguas Calientes selbst hat eigentlich eine echt schöne Lage, eingeklemmt zwischen zwei Berghängen. Aber ansonsten fand ich es ziemlich entsetzlich dort. Das komplette Dorf besteht nur aus Hotels, Restaurants und Läden, in denen man Artesanía kaufen kann. Also allem, was das Touristenherz nur so begehrt. Das dort natürlich alles viel teuer ist als im restlichen Teil des Landes scheint dabei natürlich niemandem etwas auszumachen. Und die große Anzahl an Touristen war natürlich auch nicht mein Lieblingsanblick. Immerhin waren wir im Mai noch in der Übergangszeit, ich möchte dieses Dörfchen nicht in der Hochsaison sehen...

Nach einer kurzen Nacht startete dann aber endlich unser Tag auf dem Machu Picchu.
(Falls irgendwer so gar keine Ahnung hat, wovon ich hier eigentlich die ganze Zeit rede → Wikipedia hilft euch weiter).
Um vier Uhr früh klingelte unser Wecker und nach einem schnellen Frühstück starteten wir mit Taschenlampe bewaffnet unseren Weg. Zuerst ging es eine knappe halbe Stunde lang eben zum untersten Tor, am Fuße des Berges. Dieses öffnete um fünf Uhr und so waren wir pünktlich unter den ersten Personen, die anfingen die vielen Treppen bis zum Tor des Machu Picchu hochzusteigen. Nach 2000 Stufen, 50 Minuten, vielen anderen Treppensteiger, die an mir vorbeizogen, viel Schweiß und Keuchen und dem Gedanken, dass ich wohl nicht mehr rechtzeitig vor sechs Uhr am Tor sein würde und wahrscheinlich gar nicht mehr oben ankommen werde, fand ich mich dann doch noch vor Öffnung des Haupteinganges in der Schlange der schon wartenden Menschen ein. Es war unglaublich anstrengend, in was für einem Tempo da nach oben gelaufen wurde, über die unebensten und ungleichsten Treppenstufen überhaupt, die zwar Inca-Treppen imitieren sollen, aber keine originalen sind.
Doch es hat sich einfach nur gelohnt. Nicht umsonst machen sich immer wieder jeden Morgen zu dieser Uhrzeit so viele Leute (hauptsächlich Backpacker im Studentenalter) daran, die 2000 vor ihnen liegenden Stufen zu besteigen. Denn dann, wenn man noch vor Toröffnung da oben ist, gehört man zu den ersten Leuten, die an diesem Tag den berühmten Machu Picchu besichtigen können. Und so hat man – nach ein paar Hundert weiteren Stufen – vom Aussichtspunkt einen wunderschönen Blick auf die komplette Ruinenstadt, und das Ganze ohne Menschen, die darin herumlaufen. Für diesen Anblick des noch komplett leeren Machu Picchu hat sich die ganze Anstrengung wirklich gelohnt. Außerdem war es auch richtig cool, die Stadt zu Fuß über Treppenstufen erreicht zu haben, genau wie die Inca damals.


Der erste Anblick des Machu Picchu ist ein ganz besonderer. Er lässt sich ganz schwer beschreiben, man steht einfach nur da und blickt auf diese Stadt hinunter und kann nicht glauben, dass man nun wirklich dort ist.
Kurz nachdem die ersten Fotos geschossen wurden, startete dann eine Tour durch die komplette Anlage. Dabei besichtigten wir die ganzen wichtigen Teile der Stadt, wie den Sonnentempel, die Plaza und das Haus des Inca.
Während der Tour ging dann auch die Sonne über den Bergen auf – einfach nur wunderschön, wie langsam ganz Machu Picchu von der Sonne durchflutet wurde.


Alle wichtigen religiösen Gebäude wurden aus Steinen gebaut, die mit der speziellen Art der Incas in ihre Form gehauen wurden, für die diese so berühmt sind. Jeder Stein hat perfekte Kanten und alle passen wie ein Puzzle genaustens ineinander und halten ohne jeglichen Mörtel. Sie sind erdbebensicher und jeder Stein ist ein Unikat, perfekt abgepasst auf seine Nachbarn. Wunderschön und unglaublich beeindruckend. Nur die vielen Menschen, die tagtäglich über die schon so alten Gebäude laufen, machen ihnen zu schaffen und haben so schon einiges zerstört. So darf man heute nur noch bestimmte Gebiete überhaupt betreten, zusätzlich zur Regel, dass täglich sowieso nur 3000 Menschen die Anlage besichtigen dürfen.


Der Sonnentempel war eines der beeindruckendsten Gebäude, den er besitzt drei Fenster, die genau so ausgerichtet sind, dass am Tag des Inti Raimi (Sonnwende) die Sonne um 12 Uhr so hineinscheint, dass nicht auch nur das kleinste Fitzelchen Schatten entsteht. Die Sonne und spezielle Tage wie dieser waren für die Inca sehr wichtig und spielen bei vielen ihrer Gebäude eine Rolle.
Beim Casa Inca konnten wir dann spannende Dinge wie das Bett und das Klo des Inca anschauen.



Danach ging es dann noch einmal 400 Höhenmeter und knappe 2000 Stufen mehr nach oben. Wir hatten das Extraticket zur Besteigung des Huayna Picchu mit dazu gekauft. Nur 400 Menschen ist es täglich gestattet, den Gipfel dieses Berges zu erklimmen um noch einmal eine ganz andere Sicht auf den Machu Picchu zu haben. Der Huayna Picchu ist der Berg, dem man auf dem ganz typischen Foto immer hinter der Stadt sieht, der sogenannte „Zuckerhut“. Übersetzt bedeutet Machu Picchu übrigens „alter Berg“ und Huayna Picchu „neuer Berg“. Diese Namen sind aber keine originalen Namen der Inca, wie diese den Machu Picchu und alles drumherum genannt haben, ist unbekannt.


Dieser Aufstieg war zwar genauso steil, allerdings in gemütlicherem Tempo und deshalb wesentlich angenehmer. Die Aussicht hat natürlich mal wieder alles wett gemacht.


Der Abstieg war auch sehr spannend, da die Treppenstufen teilweise so klein und steil sind, dass man echt Angst hat, gleich abzustürzen...




















Wieder unten angekommen ging es in die andere Richtung, die selben 400 Höhenmeter auf einen anderen Berg. Nach nur einigen Stufen und sehr viel mehr normalem Weg fanden wir uns dann am Sonnentor wieder, von dem aus man noch einmal die andere Seite des Machu Picchu betrachten kann.


Schon auf dem Weg dorthin hat es leicht angefangen zu zuziehen und zu tröpfeln, beim Rückweg hat es dann richtig angefangen zu regnen. Da es in Lima ja nie regnet, freue ich mich aber grundsätzlich immer über richtigen Regen.
Nur hatte ich schon die ganze Zeit kein gutes Gefühl in meinem Bauch und habe mich den ganzen Weg zum Sonnentor schon nicht mehr so gut gefühlt. Die Rückkehr nach Aguas Calientes haben wir dann im Bus zurückgelegt und dort musste ich mich dann erst ins Bad und danach ins Bett verabschieden. Hatte es mich – was auch immer – schon wieder erwischt. Wie ärgerlich!
Die Rückreise nach Cusco war dementsprechend nicht so angenehm. Ich habe meine Zeit schlafend auf der Plaza de Armas, schlafend am Bahnhof, schlafend im Zug (glücklicherweise konnten wir einen Zug nehmen, anstatt zwei Stunden zurück zu laufen) und schließlich schlafend (wobei dort eher weniger) im ruckligen engen Bus verbracht.
Nach ewigem Warten aufgrund einer Baustelle mitten auf der Straße und vielen Stunden Fahrt sind wir dann aber irgendwann im Dunkeln wieder im guten alten Cusco angekommen.

Letzter Stopp unserer gemeinsamen Reise war dann Nasca. Nach einer langen nächtlichen Busfahrt durch die kurvenreichen Andenstraßen (wohl auch, weil ich mich gesundheitlich nicht so gut fühlte – doch so langsam hatte ich genug von diesen Busfahrten...) kamen wir wieder an die Küste und damit auch in sehr wüstenähnliche Gebiete. Nasca selbst ist eine nicht wirklich schöne Stadt, aber sie selbst hat uns auch nicht sonderlich interessiert. Wir wollten die Nasca-Linien sehen!
Diese gehören auch zu den Berühmtheiten der peruanischen Sehenswürdigkeiten und liefern zum Beispiel auch die Vorlage für das Zeichen von „Marca Peru“, dem Logo des Landes, das immer und überall zu sehen ist (siehe das kleine Bildchen meines Blogs oben in der Registerkarte).
Die Nasca-Linien befinden sich auf der Wüstenfläche um die Stadt auf einer Fläche von 500m². Zu ihnen gehören neben unzähligen schnurgeraden Linien, die bis zu 20km lang sind, verschiedene Bilder und Figuren wie Dreiecke und Trapeze, sowie ein Affe, Vögel und sogar eine menschliche Abbildung. Diese Bilder sind zwischen zehn und mehreren hundert Metern groß, weswegen man sie nur aus der Luft betrachten kann.
Die Linien wurden von der sogenannten Nasca-Kultur erschaffen, allerdings weiß niemand so genau wieso. Es gibt die verschiedensten Theorien, die von Fruchtbarkeisritualen bis hin zu Landebahnen für Außerirdische reichen.

In einem Flugzeug für vier Personen plus zwei Piloten machten wir uns dann auf in die Luft. 


Der Flug war unglaublich cool, weil es wild durch die Luft ging, enge Kurven geschnitten wurden und oftmals das Flugzeug so Richtung Boden gedreht wurde, dass der Flügel fast senkrecht zum Boden stand. In so einem kleinen Flugzeug bin ich auch noch nie gesessen und es war so sowohl ein cooler Flug, als auch sehr beeindruckend, die Linien genaustens betrachten zu können.


Beim ersten Bild haben wir zwar noch überhaupt nichts gesehen, doch schon bei Nummer zwei wussten wir dann, worauf man achten muss. Die Linien und Bilder bringen einen wirklich zum Nachdenken und ich wäre nun wirklich interessiert daran zu wissen, wieso genau sie erschaffen wurden.
Hier eine kleine Auswahl der Bilder.

Mein Lieblingsbild der Affe.


Der Astronaut.


Der Papagei.


Die Hand und der Baum, direkt neben der Panamericana.


Auch cool war es, die lange Panamericana so von oben zu sehen. Dummerweise haben die Menschen bei ihrem Bau mal wieder nicht auf historisches Erbe geachtet und die Straße direkt durch den Schwanz des Eidechsenbildes gebaut...


Ich war froh, den Flug gut überstanden zu haben und dass mein Bauch alles unbeschadet mitgemacht hat. Um mich mal wieder richtig zu erholen, bin ich dann schon gleich nach Lima weitergefahren, während Jakub noch in Ica und der Huacachina Halt gemacht hat. Später hat er mich dann in Lima noch in der Ciudad besucht, um auch meine Arbeit noch kennen zu lernen.

Dann hieß es aber auch schon Abschied nehmen, bis wir uns dann in Deutschland auf dem Rückkehrerseminar wieder sehen. In Erinnerung bleiben aber zwei beeindruckende und sehr schöne gemeinsame Wochen.

Samstag, 6. Juli 2013

Auf den Spuren der Inca: Etapa I y II - Cusco y Puerto Maldonado

Etwas verspätet kommt hier nun noch mein Reisebericht über die zwei Wochen, die ich mit meinem Besuch Jakub im Mai unterwegs war. Der liebe Jakub, den ich durch die Vorbereitungsseminare vom Roten Kreuz kennengelernt habe, macht seinen Freiwilligendienst in Mexiko und hat mich in seinen Ferien hier im schönen Peru besucht.


Unser Ziel: Der Machu Picchu. Unter anderem. Denn in zwei Wochen lassen sich in Peru natürlich noch mehr Dinge entdecken.
Die meiste Zeit verbrachten wir im schönen Cusco, das auf 3400m in den Anden im Südosten des Landes liegt. Cusco war das Zentrum des ehemaligen Inkareiches, das sich über Chile und Bolivien, durch ganz Peru bis hin nach Ecuador erstreckte. Mit dem nahegelegenen Machu Picchu wird sie somit zur Touristenmetropole Perus.


Zu Beginn meiner Zeit hier in Peru war ich nicht so sehr von Cusco und dem Machu Picchu begeistert, da es mir alles einfach viel zu touristisch und übervölkert erschien. Doch nun, nachdem ich beides ausgiebig besichtigt habe, kann ich nur sagen – Cusco ist eine super coole und sehr schöne Stadt. Und der Machu Picchu war einfach nur unglaublich beeindruckend.
Nach einiger Zeit haben mich zwar die vielen Touris in Cusco schon ein wenig genervt, da es in Lima einfach kaum welche gibt und in meinem Viertel schon gar nicht, bin ich das gar nicht mehr gewöhnt gewesen. Unmengen an Artesanía-Läden gab es in der ganzen Stadt, die mich aber ziemlich glücklich gemacht haben. In Cusco gibt es die schönste Artesanía des Landes. 


Gewohnt haben wir in San Blas, dem Künstlerviertel der Stadt und einem einfach tollen Teil Cuscos mit süßen kleinen Gässchen und einer Menge Cafés und Galerien und hübschen Häuschen. Unser Hostal lag ganz weit oben am Ende einer der Gässchen. Das hieß, das wir jedes Mal einen ganz schönen Anstieg vor uns hatten, was sich bei der Höhe auch deutlich bemerkbar gemacht hat. Allerdings wurden wir dafür auch mit einer wunderbaren Aussicht über die ganze Stadt belohnt, mit den Bergen im Hintergrund.


Americano, der Besitzer unsres Hostals, war ein cooler Typ und wir hatten echt Glück mit dieser Unterkunft. Wir sind immer mal wieder mehrere Tage gegangen und wieder zurück gekommen und bekamen jedes Mal wieder das gleiche Zimmer. Das Frühstück, das im (wirklich günstigen) Preis mit inbegriffen war, wurde uns sogar an den Morgenden angeboten, an denen wir nur ankamen und nicht mal dort übernachtet hatten.

Ein Flugzeug hat uns zuerst einmal die lange circa 24-stündige Busfahrt nach Cusco erspart und so kamen wir entspannt auf der Höhe an. Noch, den nur einen Tag später hat mich die Höhenkrankheit voll erwischt. Doch zuvor konnten wir noch einige spannende Dinge erleben.
Der Plaza de Armas war natürlich unsere erste Anlaufsstelle und dort habe ich auch sofort die berühmten Flaggen gesehen, die dort aufgestellt sind. Links die rotweiße peruanische Flagge, rechts daneben die bunte Regenbogenflagge, die Nationalflagge des Inkareiches.


Nachdem wir die Stadt erkundet hatten, den Mercado San Pedro ausfindig gemacht hatten und schon mal die ersten Artesanía-Artikel unter die Lupe genommen hatten, wurde lecker Cuy – Meerschweinchen – unser Mittagessen. Dieses Mal war es wesentlich besser als damals in Huaraz, allerdings kann ich mich immer noch nicht wirklich davon überzeugen. Es war lecker, aber es lohnt irgendwie nicht...


Später an diesem Tag haben wir dann gleich in einer der gefühlten tausend Agencias (Reisebüro/Tourenveranstalter) unsre Pläne für die nächste Zeit geschmiedet und gebucht. Wir wollten uns an eine mehrtägige Wanderung rund um den Ausangate, einen 6400m hohen Berg in der Nähe Cuscos, wagen. Danach würden wir zurück in die Stadt kommen um uns dann an 'Machu Picchu by car' zu machen, für uns die günstigste Variante, die aber auch insgesamt 13 Stunden Autofahrt bedeutete (allerdings in drei Tagen, was also für peruanische Verhältnisse gar nicht mal so viel ist).

Am darauffolgenden Tag erkundeten wir das 'Valle sagrado', das Heilige Tal rund um Cusco. Dort gibt es einige Sehenswürdigkeiten, unter anderem unzählige Ruinen der Inka. Da ich mittlerweile allerdings genug Ruinen unterschiedlichster peruanischer Kulturen gesehen habe und wir den Machu Picchu noch vor uns hatten, haben wir uns nur für die Dinge entschieden, die keine Ruinen waren.
Punkt eins war 'Moray' – kreisrunde Terrassenanlagen der Inkas, die damals wohl zu Forschungszwecken genutzt wurden. Unterschiedliche Pflanzen konnten so auf unterschiedlichen Höhen angebaut werden und die Inkas konnten die perfekten Bedingungen für zum Beispiel Kartoffeln oder Getreide herausfinden. Beeindrucken, die Inkas!




Punkt zwei waren die 'Salinen' – eine riesige Anlage sogenannter Salzpfannen, die auch terrassenförmig angelegt wurden. Mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem wird hier natürliches Salz durch das Austrocknen in der Sonne gewonnen. Ein spektakulärer und mal ganz anderer Anblick!



Punkt drei war das Dörfchen Chinchero – ein Dörfchen in den Anden. Dort hat uns unser Fahrer an einen Ort gebracht, an dem wir von einheimischen Frauen in die Kunst eingeführt wurden, wie aus einem Stück Schaffell ein bunter gewebter Tischläufer wird. Von Fellputzen über Faden spinnen und diese dann mit Naturprodukten einfärben bis hin zum Weben selbst wurde uns alles dargestellt. Und am Ende konnten wir an einem Stand die wunderwunderschönen Stoffe und andere handgemachte Wollstücke bewundern und kaufen (allerdings waren die so abartig teuer, dass wir diesen Punkt ausgelassen haben).



Nach diesem schönen Ausflug habe ich mich allerdings nicht mehr so gut gefühlt und den Abend und den kompletten darauffolgenden Tag in meinem Bett im Hostal verbracht. Ich denke mal, dass mich einfach die Höhe erwischt hatte. Konnte man nichts machen.

Durch meine Krankheit ist dann alles etwas anders gekommen als geplant. Es hat uns (bzw. Jakub, der alles regeln musste – danke nochmal hierfür :) ) einige Scherereien gemacht und einen noch größere Abneigung den Agencias gegenüber eingebracht. Wir hatten schließlich eine mehrtägige Wanderung gebucht und (wie das in Peru üblich ist) auch schon bezahlt gehabt. Das war nun aber mit meinem gesundheitlichen Zustand nicht mehr möglich, es war schon anstrengend genug, die Ansteigung zum Hostal hoch zu laufen, da konnte ich unmöglich nochmal 1500 Höhenmeter draufsetzen.
Da die Agencia uns unser Geld aber nicht zurück geben wollte, haben wir dann letztendlich die Lösung gefunden, die Wanderung in eine Dschungeltour nach Puerto Maldonado umzubuchen.
Was im Endeffekt eine gute Lösung war, denn dadurch konnte ich ein paar Tage in tiefere Gefilde und zudem auch noch in die Wärme. Cusco ist tagsüber, wenn die Sonne scheint, zwar schön warm, allerdings wird es abends unglaublich kalt dort. Wir haben unsere Nächte zum Beispiel im Schlafsack verbracht, denn die peruanischen Decken sind schwer und geben einfach keine Wärme.
Auch habe ich eigentlich Literweise Coca-Tee getrunken, der vorbeugend gegen die Höhenkrankheit wirkt. Hat aber leider nicht geholfen. Vielleicht bringt der bei mir schon nichts mehr, weil ich den auch in Lima ständig trinke...

So folgte also eine (für mich) weitere Dschungeltour, dieses Mal ging es nach Puerto Maldonado – mitten im Dschungel des peruanischen Südens gelegen. Ursprünglich dauerte die Fahrt von Cusco dorthin mindestens 24 Stunden, in der Regenzeit locker viele Stunden mehr. Für 533 km, wohlgemerkt. Das ist nun mal die Selva.
Allerdings wurde und wird jetzt eine neue Straße gebaut, die Transamazónica. Diese Straße soll wohl von der peruanischen Küste bis zur brasilianischen einmal den Kontinent durchkreuzen und die Regenwaldgebiete zugänglicher machen. Sie steht allerdings schwer in der Kritik, da dadurch dem Regenwald schwer geschadet wird.
Dank dieser Straße konnten wir nun Puerto Maldonado aber schon nach nur neun Stunden nächtlicher Busfahrt erreichen. Wenn auch im entsetzlichsten und unbequemsten Bus meiner gesamten bisherigen Zeit in Peru.
In Puerto Maldonado haben wir dann drei Tage in einer Dschungellodge verbracht, ähnlich dem, was ich damals in Iquitios gemacht habe. Wir befanden uns mitten im Dschungel und hatten eine wirklich schöne Lodge mit Hängematten und Holzstegen und Haustieren.


Letztere waren mit das coolste dort und haben den Aufenthalt zu etwas ganz Besonderem gemacht. Zwei kleine Äffchen wohnten mit uns in der Lodge, ein schwarzes 13 Monate altes Klammeräffchen und ein braunes 9 Monate altes.



Die beiden waren sehr menschenvertraut und sind immer wieder zu uns gekommen, haben mit den Hängematten und Seilen gespielt und haben die Tüte mit meinen Coca-Blättern zerfetzt. Die Katze, die auch dort gelebt hat, hat die beiden behandelt wie ihre Babys und hat sie mit ihrer Zunge geputzt, was total süß war.


Sehr genial war auch der Moment, als die beiden im Essensaal in den Netzen, die an der Decke gespannt waren, herumgelaufen sind und so von oben in das Essen einer unserer Mitbewohner gepinkelt hat...
Es war richtig cool mit den beiden, denn so war man mal wirklich nahe an einem Affen dran und wir konnten sie streicheln und in den Arm nehmen :).


Genauso gab es zwei Papageien, die dort in der Lodge gewohnt haben. Sie hatten zwar sehr scharfe Krallen, doch die Jungs haben es sich nicht nehmen lassen, Pirat zu spielen.








Das auf dem Foto ist Mike, ein Amerikaner, den wir auf der Bootsfahrt zur Lodge kennengelernt haben und mit dem wir viel Zeit mit spannenden Gesprächen und lustigen Schlammschlachten verbracht haben.

Unsere Zeit dort in der Lodge verbrachten wir mit verschiedenen Ausflügen, zwischen drin chillten wir (was im Dschungel immer gut geht) und bekamen dazu unglaublich leckeres Essen serviert. Nebenbei wurden wir gar nicht so sehr von dem Moskitos geplagt, da sich diese in der Trockenzeit etwas zurückhalten. Verstochen wurde ich natürlich trotzdem.
So gehörten zu unseren Aktivitäten:
  •  fette Vogelspinnen mit Stöckchen aus ihrem Nest zu locken


  • Vögel beobachten - hunderte verschiedene Arten, deren Namen ich bis auf die Papageien schon gar nicht mehr weiß...
  • die Mammutbäume der Selva erkunden
  • auf der Affeninsel die Bewohner zu füttern, zu beobachten, die Affenmama mit Affenbaby auf dem Rücken süß finden und immer weiter rückwärts den Weg zurückweichen, weil der Affenboss schlecht drauf war

  •  die Abendstimmung mit Sonnenuntergang genießen
  •  im Dunkeln mit dem Boot nach Kaimanen suchen
  •  Bootle fahren und wundschöne Lagunen entdecken, in denen Schildkröten, Otter, Schmetterlinge und Fledermäuse leben und die umringt von Palmen mit Aguajefrüchten sind


  • auf 40m Höhe über Hängebrücken laufen
  •  verschiedenste coole Dschungeltiere betrachten



  •  sich im unglaublichen Sternenhimmel verlieren

Schlussendlich traten wir erholt und wieder gesund die Rückreise nach Cusco an. So cool und anders der Dschungel auch ist, nach drei Tagen war ich auch wieder froh, der schwülen Hitze und den vielen Insekten zu entkommen...

So befanden wir uns dann wieder im schönen Cusco, von dem aus wir nach einem gemütlichen Tag und einem Besuch des Cafés Punchay, das geniale heiße Schoki macht, schließlich unsere Reise nach Aguas Calientes angetreten haben. Machu Picchu, wir kommen!