Sonntag, 23. Juni 2013

San Voluntario kocht

Jaaa, mal wieder geht es ums Essen...

Seit Anfang des Jahres ist es bei Familia San Voluntario Tradition geworden, Samstag abends gemeinsam zu kochen, stets unter einem anderen Motto. Jeder dieser Samstage war bisher superschön, es macht jedes Mal wieder großen Spaß erst zu überlegen, unter welchem Motto der Abend stehen soll, dann auf dem Mercado einkaufen zu gehen (oder auch im Supermarkt Metro) und schlussendlich dann alles vorzubereiten und zu kochen.
Und egal, was wir anpacken – es schmeckt einfach immer super lecker! :)

Angefangen hat alles mit einem Grillabend, auf den wir uns sehr gefreut hatten – endlich mal wieder Grillen, nach so langer Zeit. Letztendlich lief dann alles ein wenig anders als gedacht...
Schon standen wir vor der ersten Herausforderung: Unser Gas war leer. Das war immer schlecht am Wochenende, da wir dann kein neues bekommen konnten. Gut, die Kartoffeln für den guten deutschen Kartoffelsalat wurden in die Mikrowelle gesteckt und den Avocadosalat bekamen wir auch ohne kochen hin. Nach der Messe ging es dann ans anfeuern in den Patio. Ausgerechnet an diesem Abend hat es dann aber ganz leicht angefangen zu nieseln (für limeñische Verhältnisse ein fetter Regenschauer, und das im Sommer!), was die Grillstimmung schonmal etwas gedrückt hat. Die Kohle wollte aber dann einfach nicht brennen... Das Pollo war schon gewürzt und verpackt, konnte aber über dem immernoch kalten Grill natürlich nicht zubereitet werden. Und Backofen und Herd funktionierten ohne Gas leider nicht und auch die neue Gasflasche, die einer der Hermanos netterweise noch auftreiben konnte, hatte einen falschen Anschluss.
Nächste kreative Idee für den Choclo (große weiße Maiskolben) war dann der Wasserkochen – Strom hatten wir ja zum Glück. Eine große Schüssel und immer wieder frisch gekochtes Wasser waren nicht die schlechteste Methode. Für die Würstchen fanden wir im Elektrogrill Platz und so starteten wir halt ohne Hühnchen. Dieses wurde dann letztendlich zur Nachspeise, nachdem es eine Stunde lang im Backofen im Konvent unsere Mönche gebraten wurde...
Es war verplant, spontan und absolut kein Grillen mehr, aber geschmeckt hats uns allen natürlich trotzdem! :)


Gefolgt wurde dieser Abend dann von selbstgemachter Pizza. Hierbei haben uns weder Gas noch Strom verlassen und wir haben uns absolut geniale Pizza gezaubert. Das war nun das zweite Mal überhaupt in meinem Perujahr, dass ich Pizza gegessen habe – das ist hier einfach unglaublich teuer und kaum verbreitet. Es war traumhaft!
Und da wir es wirklich nie schaffen, nicht total zu viel zu kochen, haben sämtliche Zutaten sogar noch für ein Pizzamittagessen am Sonntag gereicht.




Die Salatnacht war dann auch etwas ganz besonderes. Salat und Gemüse vermissen wir hier alle sehr, da dies im Comedor leider etwas zu kurz kommt. Jeder war für einen Salat verantwortlich und so konnten wir uns schließlich über Kartoffelsalat, Nudelsalat, Avocadosalat, grünen Salat, Rote-Beete-Salat und dazu verschiedene Dips und Chips.


Später folgten die mexikanische Nacht mit Tortillas, Piña Colada und Schnurrbärten...



 





...sowie die amerikanische Nacht mit Hamburgern und Macaroni and Cheese.




Zur Verabschiedung unsres lieben Freiwilligen Tom, der den letzten Monat seines Aufenthalts hier noch eine Reise durchs Land macht und dann etwas früher als geplant wieder zurück nach England geht, wurde dann eine italienische Nacht veranstaltet. Er ist ein begeisterter Koch und hat deshalb eine geniale Bolognesesoße mit Spaghetti gezaubert. Dazu gabs Bruschetta und Besuch von Hermano Ronal und den beiden Tutoren aus seinem Pabellón.



Das Highlight war aber nun dieses Wochenende – Noche Alemana war angesagt!
Nun gut, Highlight ist eigentlich übertrieben. Es war zwar einfach nur genial, mal wieder so richtig gut deutsch zu essen (beziehungsweise so deutsch wie hier in Peru möglich), allerdings hat nicht alles so ganz geklappt wie gedacht. So war es zwar geschmacklich super, aber auch nicht besser als alles andere, was wir in unsrer kleinen Küche hier sonst so gezaubert haben.
Zur Vorspeise gab es saftiges Kornbrot mit Bratwurst und Senf. Mit original Bratwurst ausm Hepting, Direktimport aus dem Schwarzwald. Dazu selbstgebackenes Brot mit Hilfe der guten deutschen Brotbackmischung – nur die wollte nicht so richtig. Nach 30 Minuten sollte sich eigentlich das Volumen des Teiges deutlich vergrößert haben. War nicht der Fall. Auch nach 40 weiteren Minuten nicht. So war nach dem Backen die Kruste fast steinhart und innendrin war es alles andre als fluffig. Geschmeckt hats trotzdem.


Als Hauptgang servierten wir Putengeschnetzeltes mit selbstgemachten Spätzle und Salat. Mit Bell und Kati, meinen deutschen Mädels hier, stand ich den ganzen Morgen in der der Küche und dort haben wir mit großer Freude Spätzle geschabt. 


Worans genau lag wissen wir nicht, aber die Spätzle wurden etwas matschig und in der Schüssel haben sie sich dann ein wenig in eine Masse verwandelt... Aber auch hier war der Geschmack eindeutig überzeugend. Unser Geschnetzeltes hat eigentlich dann super funktioniert. Ohne sauer Sahne, Schmand, Crème fraîche oder auch nur Sahne (alles nicht zu bekommen in diesem Ländle) war das gar nicht so einfach – doch die gute alte Milch hat uns in Verbindung mit Mehl dann doch ganz gute Dienste geleistet und der erste Probierlöffel hat uns vor lauter deutschem Geschmack fast umgehauen.


Zum Nachtisch: Schokopudding. Dank Dr. Oetker auch in Peru kein Problem (die Päckchen kamen aber natürlich mal wieder von Zuhause). Doch auch hier hatten wir kein Glück – trotz genauer Folgeleistung der Angaben auf der Rückseite, wollte der Pudding nicht so wie wir und ist ziemlich fest und pappig geworden.
Gut, es war zwar echt total lecker, aber es fällt nun auch nicht mehr so sehr schwer, die letzten zwei Monate ohne deutsches Essen auszukommen. :)

Ein paar Wochen fehlen ja noch, mal schauen was die Cocina Voluntaria noch so alles hinbekommt.

Montag, 3. Juni 2013

Actividades variadas

Neben vielen Arbeitsstunden und einigen Reisetagen gab es in den letzten Wochen aber auch noch einige kleine Aktivitäten, die mein peruanisches Leben lebendiger gestalten.
Der Reihe nach:

Parque de las Leyendas (06/04)

Mit Benito und Bell aus meiner Familia San Voluntario habe ich mich an diesem wunderschön sonnigen Samstag auf den Weg in den Zoo gemacht. Lima hat nämlich doch einiges zu bieten und das muss natürlich ausgenutzt werden.
Der Parque de las Leyendas (Park der Legenden) ist Limas größter und bekanntester Zoo (wobei ich gerade nicht weiß, ob es überhaupt mehr als diesen gibt...) und ist in vier verschiedene Bereiche aufgeteilt. Typisch peruanisch gibt es dabei die Costa, die Sierra und die Selva, dazu kommt dann noch der internationale Teil. Allerdings hatte ich mir von dieser Aufteilung etwas mehr versprochen und auf mehr coole peruanische Tiere gehofft – allerdings war der internationale Teil größer als die anderen zusammen.
Trotzdem gabs dadurch natürlich Lebewesen, die man im deutschen Zoo eher nicht zu Gesicht bekommt, wie Alpakas und Lamas und den berühmten Kondor. Besonders gut gefallen haben mir die Affen, von denen eine ganze Menge herumgehüpft (oder gelegen) sind, und der schwarze Leopard war etwas ganz besonders. Zudem hab ich das fetteste Nilpferd meines Lebens gesehen.
Das war ein sehr netter Ausflug mit zwei meiner sehr netten Freiwilligen :).


Cenar con los Hermanos (25/04 + 02/05)

Ende April hat uns dann Hermano Hugo, der ehemalige Chef der Ciudad, mal wieder besucht. Er arbeitet ja jetzt bei den Franziskanern in Rom und ist dort Abgesandter für Südamerika, weswegen er immer mal wieder in der Nähe ist und sehr viel in ganz Südamerika durch die Länder reist.
Hermano Hugo ist einfach der Beste und deswegen sind wir Freiwilligen dann auch einen Abend mit ihm Essen gegangen. Etwas ganz besonderes hatten wir uns herausgesucht – ein Thai-Restaurant. Mal ganz was anderes, nach so viel peruanischem Essen, und es war ausgesprochen lecker.
Witzigerweise hatten wir uns für dieses Restaurant entschieden, weil bei uns im Haus am Kühlschrank solche Magnete hängen, die von diesem Restaurant kommen. Wir sind gerade auch drei deutsche Freiwillige in der Ciudad, vor einer Weile ist Kati gekommen, die ihre Bachelorarbeit in der Ciudad über die Ciudad schreibt und nebenher in San José arbeitet. Sie war damals vor fünf Jahren eine der ersten internationalen Freiwilligen in der Ciudad und ist jetzt schon zum dritten Mal da. Und ausgerechnet von ihr und den Freiwilligen vor fünf Jahren hängen da diese Magnete an unserem Kühlschrank! Die gibts also schon ne Weile... :)

Da es hier in Peru ja immer und dauernd und ständig und sowieso nur ums Essen geht (macht aber nix, ist ja auch einfach nur genial...), gehts auch mit Essen weiter. Jocelyn, eine amerikanische Freiwillige, die insgesamt nun ungefähr acht Monate der Ciudad war, hat vor kurzem ihre Heimreise angetreten. Kurz davor gab es noch ein 'Cena de Despedida', ein Abschiedsessen. Mit unsrem Chef, den anderen Hermanos und allen Freiwilligen gings dazu ins Pardo's nach Barranco um Pollo a la Brasa zu essen. Das Pardo's ist eh schon mit das Schickste, wie man Pollo essen gehen kann, in Barranco direkt am Meer gelegen war das aber wirklich luxuriös. Unser Chef hat uns dann auch noch alle eingeladen und neben genialem Pollo a la Brasa, was zu meinen Lieblingsgerichten gehört (Grillhähnchen mit Pommes, Salat und verschiedenen Soßen) gabs auch noch Anticucho zur Vorspeise (gebratene Rinderherzen) und sowohl Pisco Sour als auch Chicha Morada. Sehr sehr gut.
Auch wenn das Abendessen und dann die Verabschiedung von Jocelyn bei uns allen ein wenig Wehmut hervorgerufen hat. Nach so langer Zeit einen Teil der Familia zu verabschieden und dabei zu wissen, dass es höchstwahrscheinlich ein Abschied auf immer ist, bringt doch ein seltsames Gefühl mit sich. Auch wenn man schon jetzt groß Pläne schmiedet, dass wir uns alle besuchen werden und müssen – wie sich das dann später alles in die Realität umsetzen lässt, ist eine andere Sache.

Monatstreffen in der Ciudad (26/04)

Unser monatliches offizielles DRK-Freiwilligen Treffen fand im April bei uns in der Ciudad statt. Jeden Monat treffen wir uns bei einem anderen, um somit einmal einen kleinen Einblick in die Projekte oder auch Gastfamilien der anderen zu bekommen.
So haben wir uns vormittags getroffen und den offiziellen Teil gemacht, in dem wir über uns uns unser Leben der letzten paar Wochen erzählt haben. Isabel, unsere neue Tutorin, hatte eigentlich noch andere Pläne für den Morgen, doch wir haben es mal wieder geschafft, die komplette Zeit einfach nur zu verlabern. Was aber keinesfalls schlimm klingen soll – im Gegenteil, gerade dieses Erzählen von alltäglichen Dingen in unserer kleinen Gruppe, in der jeder so lange er möchte das Wort haben kann, ist immer wieder etwas ganz schönes. Und es zeigt, wie toll doch unsre DRK-Gruppe hier in Lima ist :).


Danach gings gemeinsam zum Mittagessen mit den Jungs (die natürlich ganz aufgedreht waren - Besuch ist immer ganz toll für sie) und nach dem gemeinsamen Abwasch (war ich doch ausgerechnet an diesem Tag mit dem Servicio dran...) haben wir eine Runde durch die Ciudad und Bells und meinen Pabellón gedreht. 





Dann war unser Treffen eigentlich auch schon wieder vorbei, da wir am Abend aber noch gemeinsam etwas unternehmen wollten, ist Dominik, der ganz oben im Norden wohnt, bis zur den Abendaktivitäten noch in der Ciudad geblieben und hat mich tatkräftig unterstützt. So einen Besuch könnte ich öfters gebrauchen, ohne jegliche Anweisung hat er gleich die Jungs in ihrer Reihe gehalten und bei der Alabanza, ich muss schon sagen, so aktiv und voller Begeisterung hat da noch nie ein Freiwilliger mitgemacht. Hast du gut gemacht, Dominik :D.
Unsere abendliche Aktivität folgt sogleich im nächsten Teil.

Peña (26/04)

Eine Peña ist eine traditionelle Folkloremusikkneipe, in der meist Livemusik gespielt wird und traditionelle Tänze aufgeführt werden, nebenbei ist auch immer Gelegenheit um selbst zu tanzen. Solch eine Peña in Barranco, 'De Rompe y Raja', war für den heutigen Abend unser Ziel. Mit ausgedruckten Flyern haben wir alle (wir alle waren wir DRKler sowie ein paar peruanische Freunde von Stella) geschickterweise freien Eintritt erhalten – normalerweise kostet der Eintritt in eine Peña gut mal bis zu 40 Soles (was um die 12 Euro sind).


Dort gab es dann eine Band, die südamerikanische Musik gespielt hat, ab und an wurden Tänze aufgeführt und die Zeit dazwischen und danach kam Musik zum Tanzen, hauptsächlich Cumbia, Salsa und diese ganzen Lateinamerikanischen Sachen.
Dabei habe ich eine ganze Zeit lang mit einem der peruanischen Freunde von Stella getanzt und ich hab mal wieder nicht glauben können, wie abartig gut Männer in diesem Lande tanzen können. Da könnte sich die deutsche Männlichkeit ne Scheibe von abschneiden ;). Ich hab mich neben ihm unglaublich steif und tanzunbegabt gefühlt...



Bells Geburtstag (03/05)

Die liebe Bell hat sich dann auch noch vom Teenagerdasein verabschiedet und mit uns allen ihren 20. gefeiert. Nachmittags gabs wie üblich Torte in der Dirección, dieses Mal sind sogar die Hermanos alle gekommen und es gab zusätzlich noch Gaseosas und Empanaditas (Fanta/Cola etc. und kleine gefüllte Teigtaschen).
Abends wurde dann zuerst noch selbst Pisco Sour und Chilcano im Haus zubereitet – die echt super lecker wurden.


Und dann gings später nach Barranco zum Tanzen. Bis auf Ryan, der sowieso sämtliche Wochenenden außer Haus bei seiner Freundin verbringt, sind komplett alle Freiwilligen mitgekommen, was super cool war. Sogar Benito, der eigentlich nie nie weggeht, hat den Anlass nicht ausschlagen können und hat sich uns angeschlossen.
In Barranco haben wir dann spontan eine der vielen Kneipen genommen und es war auch echt super cool und vor allem unsre Jungs haben mir ihren Tanzeinlagen den Abend mit viel Lachen gefüllt.


Der liebe Jakub, der mich aus Mexiko besucht hat, ist genau an diesem Abend in Lima angekommen und konnte so schon gleich einmal das limeñische Nachtleben austesten und meine freiwillige Familie kennenlernen.


Besuch aus Chile (23/05)

Nachdem mich ja nun Jakub, einer der DRK-Freiwilligen aus Mexiko, besucht hatte, haben wir in Lima auch noch Besuch aus dem dritten Lande bekommen. Tobi, der in Chile sein Jahr verbringt, hat mit einem peruanischen Arbeitskollegen die Reise ins schöne Peru angetreten und neben Lima auch Cusco und den Machu Picchu besucht.
An einem Morgen haben wir aber doch gemeinsam Zeit gefunden in Barranco ein Glas Chicha Morada zu trinken und uns nach fast neun Monaten mal wieder über alles Mögliche auszutauschen. Es ist echt immer wieder schön, die anderen Freiwilligen zu treffen und trotz dass wir uns eigentlich nur von den zwei Wochen Vorbereitungsseminar kannten, hat man bei den DRKlern immer das Gefühl sie schon viel länger zu kennen.


Retiro (25+26/05)

Zweimal im Jahr findet für das Personal der Ciudad ein Retiro statt. Dieses Mal wurden auch alle Freiwilligen dazu eingeladen und wir haben alle zugesagt. So ganz klar, was mich da erwartet, war ich mir nicht – es ist dann aber doch ganz anders geworden, als gedacht.
Retiro heißt wörtlich übersetzt Zurückgezogenheit und kurz vorher wurde uns von den amerikanischen Freiwilligen, die beim Letzten im September schon dabei waren, ein wenig davon erzählt. Sehr religiös sei es, viel gebetet werde, stundenlange Adoración (vor dem Leib Christi knien) und zwischen drin immer sehr viel Zeit um sich zurückzuziehen und nachzudenken. Das klang ja schon mal wild – allerdings solle es jedes Mal etwas anders sein.
Uns erwartete dann ein Casa de Retiro in Barranco, ein Haus von Ordensschwestern, das schlicht, aber schön war und eine super Dachterrasse sowie einen Innenhof mit Wiese besaß. Von der Dachterrasse aus konnte man sogar das nahe gelegene Meer sehen und die Wiese eignete sich gut, um auch einiges draußen abhalten zu können, so zum Beispiel unser morgendliches Yoga - bei dem am zweiten Morgen Hermano Walter sogar mitgemacht hat. Coole Socke! 


Ansonsten lässt sich dieses Retiro letztendlich ganz schön schwer beschreiben. Es war wohl ziemlich anders als normalerweise und die meisten Tutoren fanden es auch eher lächerlich wie es mir schien. Einer der Tutoren meinte nur, er fühle sich nun mehr gestresst als davor und nicht entspannt, wie es eigentlich sein sollte.
Eine Sache war, das die Gruppe 'La Barca' (das Boot), die das Retiro für uns veranstaltete, wohl überhaupt gar keine Ahnung hatte, woher wir kamen und was wir arbeiteten. Begannen wir mit einer Alabanza, was wir in der Ciudad schließlich jeden Tag machen – die Leute erklärten es uns aber so, als hätten wir davon noch nie etwas gehört. Das wir Freiwilligen auch schon alle seit mindestens neun Monaten im Land sind und deshalb sowohl die Sprache als auch das Land kennen, schien ihnen alles andere als klar zu sein.
Insgesamt bestand das komplette Programm hauptsächlich aus sogenannten Testimonios, in denen immer eine Person vorne stand und von ihrem Leben erzählt hat. Dabei haben diese Leute alle unglaublich schreckliche Dinge in ihrem Leben erlebt und eigentlich alle haben an einem oder anderen Punkt angefangen zu weinen (schwer beurteilbar wie echt, ich will aber auch nichts Falsches über diese Leute sagen), um dann irgendwann zu dem Punkt zu kommen, an dem Gott ihr Leben geändert hat. Da wir uns ganze elf dieser Testimonios anhören mussten, war das auf Dauer leider etwas anstrengend. Dazu gab es immer mal wieder Vorträge über Themen wie Gottes Liebe, wir sind Kinder Gottes, den Heiligen Geist und die Rettung durch Gott. In Kleingruppen haben wir dann auch über diese Themen noch geredet. Die Sonne, die die ganze Woche davor vom limeñischen Himmel verschwunden war, hat uns an diesem Wochenende mit ganz viel Anweseneheit beehrt.


Dazwischen wurden Alabanzalieder gesungen und somit Gott geehrt und immer mal wieder wurde gebetet. Diese Gebete waren auch etwas ganz Anderes, so etwas hatte ich noch nie erlebt. Einer der Gruppe spricht sein Gebet, das fast nur aus Ausrücken wie 'Gracias por mi vida, Señor; Te alabo, Señor; Te amo, Señor' (Danke für mein Leben, Herr; Ich preise dich, Herr; Ich liebe dich, Herr) bestand und die anderen der Gruppe, die im Raum verteilt standen, haben dann ihr eigenes Gebet mitgesprochen und so war das ein lautes Stimmenwirrwarr aus solchen Ausrücken – dazu noch Musik und die seltsame Stimmung war perfekt.
Kurz vor Ende wurde dann noch etwas wie ein Ritual abgehalten, in kleinen Kreisen standen wir um Kerzen, es wurde Gitarre gespielt und gesungen und wir alle nacheinander gesegnet – bis wir wohl erfüllt vom Heiligen Geist waren. Vor allem diese Situation und auch einige Male davor hat man sich leider ein wenig wie in einer Sekte gefühlt und somit war die ganze Stimmung dort etwas seltsam.
Es ist unglaublich schwer zu beschreiben, wie es dort war und ich hoffe, ihr bekommt jetzt keine falschen Vorstellungen. Schlimm war es auf keinen Fall und ich finde, es war mal eine spannende Erfahrung. Vor allem war es krass zu sehen, wie gläubig manche Menschen sind, denn die Leute dieser Gruppe waren die gläubigsten Menschen, die ich in meinem Leben bisher getroffen habe. 


Díselo con Amor Fest (31/05)

Vor ein paar Wochen haben Bell und Jess mich spontan gefragt, ob ich nicht mit auf ein Konzert gehen möchte. Ohne groß darüber nachzudenken, wer da eigentlich hinkommt, habe ich zugesagt und mir mit Jenny noch eine Eintrittskarte gekauft. Um diese zu bekommen, mussten wir auch nur limalike insgesamt fast zweieinhalb Stunden mit dem Bus fahren, um zwei Minuten eine Karte zu kaufen...
Das Konzert fand in Surco statt und hieß 'Díselo con Amor Fest', das 'Sags ihm mit Liebe Fest'. Insgesamt kamen vier verschiedene Bands, von denen wir zwei kannten – Reik und Jesse y Joy. Alle vier spielen 'Pop romántico' und die beiden uns bekannten haben wir die Tage und Wochen zuvor natürlich rauf und runter gehört.
Kurz bevor wir dann letztendlich losgingen, wusste irgendwie die halbe Ciudad Bescheid und Hermano Walter kam zu mir und meinte, wie gerne er doch auch diese Musik hört und es toll findet, dass wir da hingehen. Und eigentlich sämtliche Pre-Tutoren (ehemalige Ciudad-Jungs, die jetzt in den großen Pabellóns aushelfen) waren ziemlich neidisch auf uns Mädels...


Das Konzert an sich war dann auch echt super schön, die Musik ist einfach toll zu hören und mir gefällt die spanische Sprache in Musik total. Leider dachten wir nur, dass das Ganze drinnen stattfinden würde und waren dann Kleidungstechnisch leider nicht ganz auf ein Open-Air im limeñischen Winter eingestellt gewesen...
Aber es war ein sehr schöner Abend mit den Mädels, ein Sonrisa+Niño Jesús Date und ein Zimmerinterner Ausflug :). 




Día de la Cruz Roja – Grillparty (01/06)

Der 1. Juni ist hier in Peru irgendwie der 'Día de la Cruz Roja', der Tag des Roten Kreuzes. Als wir das vor ein paar Wochen in Stellas Kalender entdeckt hatten, haben wir spontan ein Treffen für diesen Tag ausgemacht.
Letztendlich lief es dann auf einen Grillabend bei Isabel (unserer Tutorin) heraus, da sie eine Wohnung in Barranco hat, die sogar eine Dachterrasse besitzt.
Zuerst gab es noch einen 'offiziellen' Teil, zu dem aber eh nur Sarah, Bell und ich da waren und der dann letztendlich aus einer Runde Menschenschach am Malecón, das heißt direkt am Meer vorne, bestand und super viel Spaß gemacht hat (bis Sarah und ich den König umwarfen und leider verloren...).


Mit drei der Freiwilligen der Erzdiözese Freiburg, von denen Isa auch die Tutorin ist, haben wir uns dann später bei ihr getroffen und das Grillen in ein Raclette verwandelt. Die Terrassenmöbel seien wohl in der Sonne geschmolzen und der Grill mehr als zerstört und richtig kalt war es zudem noch – aber die Raclette-Idee war genial und so hatten wir verschiedene Salate und lecker gegrilltes Gemüse, Würstchen und (feinfein) Bananen.


Für die liebe Eva, die auch mit dabei war, hat nun aber schon die letzte Woche angebrochen, da sie am 6. Juni wieder nach Hause fliegt. Sie ist zwar mit uns angekommen, insgesamt nun aber nur für neun Monate in Peru geblieben. Schon wieder ein Abschied, so langsam fängt es echt an... Wir werden sie vermissen, unsre liebe und lustige Evita!

Sonntag, 2. Juni 2013

Arbeitsalltag mit Hausaufgaben

Hallöchen ihr alle!

In den letzten Wochen (man könnte schon fast Monate sagen...) ging durch die vielen langen Reiseberichte (ich kann mich einfach nicht kurz fassen...) alles andere, was hier in meinem peruanischen Leben so passiert, ein wenig unter. Schließlich besteht mein Freiwilligenjahr hier nicht nur aus Reisen, meine Jungs, die Ciudad und Lima spielen da auch ihre wichtige Rolle – eigentlich ja sogar eine größere, schließlich verbringe ich viel mehr Zeit auch damit. Und ihr sollt schließlich beim Lesen meines Blogs nicht denken, ich würde meine Chicos vernachlässigen. Die nehmen mich nämlich ganz schön ein!


Zudem ist es glaube ich mal wieder an der Zeit, einen kurzen Einblick in meinen Arbeitstag zu geben – das erste und letzte Mal, als ich das gemacht habe, ist ja nun schon eine Weile her. Seither hat sich zwar am grundlegenden Ablauf nicht so viel geändert, doch einige Unterschiede gibt es schon.
Nachdem sich das ganze Chaos meiner Tutorinnen der ersten Wochen des neuen Jahres gelegt hatte, haben wir nun seither eine beständige Konstellation aus fünf Hermanas. Das sind Hermana Miriam (die Hermana Mayor, das heißt Verantwortliche im Pabellón und ich mag sie sehr sehr gerne), Hermana Elisa (unglaublich lieb, süß und unfreiwillig witzig), Hermana Doris (eigentlich nett, hat aber ihre Macken (viele), ihren Putzfimmel und kann eigentlich nicht wirklich mit den Jungs), Jenny (meine englische Mitfreiwillige, mit der ich ganz am Anfang ja nicht so gut klar gekommen bin – mittlerweile verstehen wir uns aber super und haben ein echt schönes Verhältnis) und ich.
So zu fünft haben wir unsere 29 kleinen Rabauken, von denen uns aber vor zwei Wochen einer verlassen hat (der Allerschlimmste und Ungehorsamste – deswegen ist niemand wirklich traurig und seither ist es im Pabellón viel ruhiger und die anderen Jungs werden nicht mehr so dazu gebracht, auch so dickköpfig zu sein), weswegen wir nun nur noch Ordnung in 28 Chiquitos reinbringen müssen.
Es gibt nun fünf verschiedene Aufgabenbereiche, jede Hermana macht einen dieser Bereiche und wöchentlich wird rotiert, so gibt es etwas Abwechslung und jede weiß, was sie zu tun hat. Hauptsächlich teilen sich diese Bereiche aufs morgendliche Putzen auf und dazu kommen dann Dinge wie Wäsche und Küchendienst.
Jenny hatte in letzter Zeit ein wenig Probleme, mit ihrem Teil fertig zu werden und die Jungs ihrer Gruppe (jede Hermana hat eine kleine Gruppe Jungs, die ihr beim Putzen und beim Servicio helfen) unter Kontrolle zu halten. Deshalb werden wir wohl jetzt wieder einen Teil gemeinsam übernehmen, um nicht zu gestresst zu werden.
Nachmittags werden dann ja immer die Hausaufgaben gemacht. In dieser Zeit hat mein Verantwortungsbereich die letzten Wochen auch ständig gewechselt. Zuerst habe ich einfach so allen geholfen, wo gerade etwas anstand. Da alles aber etwas chaotisch und laut war, haben wir (auf Hinweis des Psychologen) alles umstrukturiert und jede Hermana hat ihre Gruppe von Kindern bekommen. Miriam die Drittklässler, Elisa die Zweitklässler und Jenny und ich jeweils drei Stück, die so ihre Probleme haben. Meine drei waren natürlich ausgerechnet die, die alle nicht lesen und schreiben können. So bin ich am ersten Nachmittag mit der neuen Ordnung erst einmal dagesessen und bin halb verzweifelt, weil man mit Kindern, die nicht lesen und schreiben können, einfach schwer Hausaufgaben machen kann. Da alle drei eigentlich meine komplette Aufmerksamkeit benötigen und nur arbeiten, wenn ich mich komplett ihm widme, wurde dementsprechend nicht so viel erledigt. Am Abend war ich ganz schön gestresst und so habe ich am nächsten Tag einen der drei abgegeben und eine Weile mit Zweien weitergearbeitet, was einigermaßen ging. Nach einem Gespräch mit dem Psychologen habe ich dann nur noch versucht, den beiden lesen und schreiben beizubringen und ihre Hausaufgaben größtenteils beiseite gelassen.
In Peru wird Lesen aber (für mich) etwas seltsam beigebracht, da nicht Buchstaben und das Alphabet gelernt werden, sondern Silben. Ma me mi mo mu, pa pe pi po pu, la le li lo lu. So geht das dann mit sämtlichen existierenden Silben weiter. Irgendwie lernen sies ja auch, aber ich musste mich daran auch erst einmal gewöhnen. Meine zwei Sprösslinge haben dann doch einige Fortschritte gemacht, einer war auch schon etwas weiter als der andere.
Das ganze peruanische Schulsystem ist etwas seltsam, denn die Jungs lernen für ihr Alter schon unglaubliche Dinge. So habe ich vor kurzem die lateinischen Namen von Knochen und Muskeln mit ihnen machen müssen – die kannte nicht mal ich größtenteils, wie sollen meine siebenjährigen die dann verstehen, wenn sie dazu noch Probleme mit dem Spanischen haben? Genauso wie schon ab der ersten Klasse Englisch gelernt wird.
Dazu kommt auch noch, dass die Lehrer an den staatlichen Schulen, was die Schule neben der Ciudad ja ist, einmal total unterbezahlt sind und andererseits die Kinder auch Null unter Kontrolle haben. Die verhalten sich aber auch unter aller Sau... Meine Jungs haben alle einen Kalender für die Schule, in dem die Lehrer Notizen an die Hermanas schreiben, wenn sie sich schlecht verhalten. Und die machen unglaubliche Sachen in der Schule, spielen nur und schlagen sich gegenseitig.
Nicht so ganz einfach, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass meine Jungs alle aus schwierigen Familienverhältnissen kommen und alle so ihre eigenen Probleme mitbringen. Was die zum Teil im letzten Jahr gemacht haben ist auch die Frage, da alle meine Jungs schon in der zweiten und dritten Klasse sind und einige ja immer noch nicht lesen und schreiben können (da die erste Klasse nicht wiederholt werden kann).
Schlussendlich habe ich die letzten Tage nur noch mit einem Jungen gearbeitet und habe ihn dabei nicht nur Silben, sondern auch die Zahlen gelehrt und ihm beigebracht, das S richtig auszusprechen. Das alles war und ist ein langwieriger Prozess und kostete mich viele viele Nerven und ich fühlte mich abends dadurch ziemlich gestresst. Deswegen haben wir mal wieder kleine Veränderungen durchgeführt und ich helfe nun Elisa mit den Zweitklässlern. Meine Geduld ist hier zwar schon ganz schön gewachsen, aber oft genug immernoch nicht ausreichend...


Aber nun genug zu den Hausaufgaben und den anstrengenden Seiten des Arbeitens, sehr oft sind meine Kleinen auch einfach nur megasüß und total lieb. Abends vor allem sind sie die Besten, wenn ich, bevor ich dann zu mir ins Haus gehe, eine Runde von Bett zu Bett mache und allen mit einem Küsschen Gute Nacht sage. Alle umarmen mich dann ganz fest und fragen ganz oft, ob ich auch morgen ja wieder komme. Wenn ich dann Freitags sage, dass Samstags mein freier Tag ist, dann sind sie sogar traurig und wenn ich dann meine, dass doch ihre Eltern morgen zu Besuch kommen, dann scheint das nicht ausreichend zu sein... :).
Beim Duschen zum Beispiel sind alle immer ganz aufgedreht und rennen wild in der Gegend herum. Es ist dann zwar immer unglaublich chaotisch und laut, aber da sie sonst immer in ihrer geordneten Reihe stehen und laufen müssen (was sie aber auch nicht wirklich hinbekommen...), können sie diese Zeit genießen und mal etwas Energie verlieren. Schließlich sitzen sie sonst in der Schule, beim Essen und bei den Hausaufgaben die ganze Zeit nur.
Energie verlieren geht auch super in der Alabanza. Diese halbe Stunde singen und tanzen für Gott ist meistens mit die schönste Zeit am Tag und macht (wenn ich motiviert bin) richtig Spaß. Ich stehe am liebsten ganz vorne bei unsren Kleinsten, da diese noch am begeistertsten und liebsten mitmachen. So oft ist es unglaublich witzig, wenn sie ausgiebige Bewegungen machen und mehr schreien als singen.
Ansonsten haben die letzten neun Monate mehr als ausgereicht, um mich mit sämtlichen Dingen, die im Pabellón so anfallen oder passieren, vertraut zu machen und somit komme ich nun mit allem super zurecht und weiß immer, wann was wie zu tun ist.

Ein schöner Tag war vor kurzem auch ein Ausflug, den wir gemeinsam mit dem Pabellón über und unter uns unternommen haben. In eine Granja, einen Hof mit vielen verschiedenen Tieren ging es. Das war für die Jungs ganz was besonderes und alle waren begeistert, sie die Hühner, Kühe, Meerschweinchen, Enten, Alpakas, Pferde und sonstige Tiere anzuschauen. Später durfte dann auch jeder einzelne (ich auch) eine kurze Runde auf dem Pferdle reiten. Es war unglaublich mit anzuschauen, wie jedem einzelnen ein dickes fettes Grinsen ins Gesicht trat, sobald er sich oben auf dem Pferderücken befand. Das war super schön.
Um euch meine Jungs auch noch ein wenig mehr zu zeigen, kommen hier eine Menge Bilder von diesem Tag. Ansonsten habe ich leider noch gar nicht so viele Bilder von ihnen – das muss ich mal noch dringend ändern!  

Paúl: 
Die Wilden: 
Niver: 

Pervis: 
Alpakas: 
 Moises:
 Arturo:
 Didipdidap, didipdidap:
 Marco, Daniel, Andres: