Sonntag, 2. Juni 2013

Arbeitsalltag mit Hausaufgaben

Hallöchen ihr alle!

In den letzten Wochen (man könnte schon fast Monate sagen...) ging durch die vielen langen Reiseberichte (ich kann mich einfach nicht kurz fassen...) alles andere, was hier in meinem peruanischen Leben so passiert, ein wenig unter. Schließlich besteht mein Freiwilligenjahr hier nicht nur aus Reisen, meine Jungs, die Ciudad und Lima spielen da auch ihre wichtige Rolle – eigentlich ja sogar eine größere, schließlich verbringe ich viel mehr Zeit auch damit. Und ihr sollt schließlich beim Lesen meines Blogs nicht denken, ich würde meine Chicos vernachlässigen. Die nehmen mich nämlich ganz schön ein!


Zudem ist es glaube ich mal wieder an der Zeit, einen kurzen Einblick in meinen Arbeitstag zu geben – das erste und letzte Mal, als ich das gemacht habe, ist ja nun schon eine Weile her. Seither hat sich zwar am grundlegenden Ablauf nicht so viel geändert, doch einige Unterschiede gibt es schon.
Nachdem sich das ganze Chaos meiner Tutorinnen der ersten Wochen des neuen Jahres gelegt hatte, haben wir nun seither eine beständige Konstellation aus fünf Hermanas. Das sind Hermana Miriam (die Hermana Mayor, das heißt Verantwortliche im Pabellón und ich mag sie sehr sehr gerne), Hermana Elisa (unglaublich lieb, süß und unfreiwillig witzig), Hermana Doris (eigentlich nett, hat aber ihre Macken (viele), ihren Putzfimmel und kann eigentlich nicht wirklich mit den Jungs), Jenny (meine englische Mitfreiwillige, mit der ich ganz am Anfang ja nicht so gut klar gekommen bin – mittlerweile verstehen wir uns aber super und haben ein echt schönes Verhältnis) und ich.
So zu fünft haben wir unsere 29 kleinen Rabauken, von denen uns aber vor zwei Wochen einer verlassen hat (der Allerschlimmste und Ungehorsamste – deswegen ist niemand wirklich traurig und seither ist es im Pabellón viel ruhiger und die anderen Jungs werden nicht mehr so dazu gebracht, auch so dickköpfig zu sein), weswegen wir nun nur noch Ordnung in 28 Chiquitos reinbringen müssen.
Es gibt nun fünf verschiedene Aufgabenbereiche, jede Hermana macht einen dieser Bereiche und wöchentlich wird rotiert, so gibt es etwas Abwechslung und jede weiß, was sie zu tun hat. Hauptsächlich teilen sich diese Bereiche aufs morgendliche Putzen auf und dazu kommen dann Dinge wie Wäsche und Küchendienst.
Jenny hatte in letzter Zeit ein wenig Probleme, mit ihrem Teil fertig zu werden und die Jungs ihrer Gruppe (jede Hermana hat eine kleine Gruppe Jungs, die ihr beim Putzen und beim Servicio helfen) unter Kontrolle zu halten. Deshalb werden wir wohl jetzt wieder einen Teil gemeinsam übernehmen, um nicht zu gestresst zu werden.
Nachmittags werden dann ja immer die Hausaufgaben gemacht. In dieser Zeit hat mein Verantwortungsbereich die letzten Wochen auch ständig gewechselt. Zuerst habe ich einfach so allen geholfen, wo gerade etwas anstand. Da alles aber etwas chaotisch und laut war, haben wir (auf Hinweis des Psychologen) alles umstrukturiert und jede Hermana hat ihre Gruppe von Kindern bekommen. Miriam die Drittklässler, Elisa die Zweitklässler und Jenny und ich jeweils drei Stück, die so ihre Probleme haben. Meine drei waren natürlich ausgerechnet die, die alle nicht lesen und schreiben können. So bin ich am ersten Nachmittag mit der neuen Ordnung erst einmal dagesessen und bin halb verzweifelt, weil man mit Kindern, die nicht lesen und schreiben können, einfach schwer Hausaufgaben machen kann. Da alle drei eigentlich meine komplette Aufmerksamkeit benötigen und nur arbeiten, wenn ich mich komplett ihm widme, wurde dementsprechend nicht so viel erledigt. Am Abend war ich ganz schön gestresst und so habe ich am nächsten Tag einen der drei abgegeben und eine Weile mit Zweien weitergearbeitet, was einigermaßen ging. Nach einem Gespräch mit dem Psychologen habe ich dann nur noch versucht, den beiden lesen und schreiben beizubringen und ihre Hausaufgaben größtenteils beiseite gelassen.
In Peru wird Lesen aber (für mich) etwas seltsam beigebracht, da nicht Buchstaben und das Alphabet gelernt werden, sondern Silben. Ma me mi mo mu, pa pe pi po pu, la le li lo lu. So geht das dann mit sämtlichen existierenden Silben weiter. Irgendwie lernen sies ja auch, aber ich musste mich daran auch erst einmal gewöhnen. Meine zwei Sprösslinge haben dann doch einige Fortschritte gemacht, einer war auch schon etwas weiter als der andere.
Das ganze peruanische Schulsystem ist etwas seltsam, denn die Jungs lernen für ihr Alter schon unglaubliche Dinge. So habe ich vor kurzem die lateinischen Namen von Knochen und Muskeln mit ihnen machen müssen – die kannte nicht mal ich größtenteils, wie sollen meine siebenjährigen die dann verstehen, wenn sie dazu noch Probleme mit dem Spanischen haben? Genauso wie schon ab der ersten Klasse Englisch gelernt wird.
Dazu kommt auch noch, dass die Lehrer an den staatlichen Schulen, was die Schule neben der Ciudad ja ist, einmal total unterbezahlt sind und andererseits die Kinder auch Null unter Kontrolle haben. Die verhalten sich aber auch unter aller Sau... Meine Jungs haben alle einen Kalender für die Schule, in dem die Lehrer Notizen an die Hermanas schreiben, wenn sie sich schlecht verhalten. Und die machen unglaubliche Sachen in der Schule, spielen nur und schlagen sich gegenseitig.
Nicht so ganz einfach, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass meine Jungs alle aus schwierigen Familienverhältnissen kommen und alle so ihre eigenen Probleme mitbringen. Was die zum Teil im letzten Jahr gemacht haben ist auch die Frage, da alle meine Jungs schon in der zweiten und dritten Klasse sind und einige ja immer noch nicht lesen und schreiben können (da die erste Klasse nicht wiederholt werden kann).
Schlussendlich habe ich die letzten Tage nur noch mit einem Jungen gearbeitet und habe ihn dabei nicht nur Silben, sondern auch die Zahlen gelehrt und ihm beigebracht, das S richtig auszusprechen. Das alles war und ist ein langwieriger Prozess und kostete mich viele viele Nerven und ich fühlte mich abends dadurch ziemlich gestresst. Deswegen haben wir mal wieder kleine Veränderungen durchgeführt und ich helfe nun Elisa mit den Zweitklässlern. Meine Geduld ist hier zwar schon ganz schön gewachsen, aber oft genug immernoch nicht ausreichend...


Aber nun genug zu den Hausaufgaben und den anstrengenden Seiten des Arbeitens, sehr oft sind meine Kleinen auch einfach nur megasüß und total lieb. Abends vor allem sind sie die Besten, wenn ich, bevor ich dann zu mir ins Haus gehe, eine Runde von Bett zu Bett mache und allen mit einem Küsschen Gute Nacht sage. Alle umarmen mich dann ganz fest und fragen ganz oft, ob ich auch morgen ja wieder komme. Wenn ich dann Freitags sage, dass Samstags mein freier Tag ist, dann sind sie sogar traurig und wenn ich dann meine, dass doch ihre Eltern morgen zu Besuch kommen, dann scheint das nicht ausreichend zu sein... :).
Beim Duschen zum Beispiel sind alle immer ganz aufgedreht und rennen wild in der Gegend herum. Es ist dann zwar immer unglaublich chaotisch und laut, aber da sie sonst immer in ihrer geordneten Reihe stehen und laufen müssen (was sie aber auch nicht wirklich hinbekommen...), können sie diese Zeit genießen und mal etwas Energie verlieren. Schließlich sitzen sie sonst in der Schule, beim Essen und bei den Hausaufgaben die ganze Zeit nur.
Energie verlieren geht auch super in der Alabanza. Diese halbe Stunde singen und tanzen für Gott ist meistens mit die schönste Zeit am Tag und macht (wenn ich motiviert bin) richtig Spaß. Ich stehe am liebsten ganz vorne bei unsren Kleinsten, da diese noch am begeistertsten und liebsten mitmachen. So oft ist es unglaublich witzig, wenn sie ausgiebige Bewegungen machen und mehr schreien als singen.
Ansonsten haben die letzten neun Monate mehr als ausgereicht, um mich mit sämtlichen Dingen, die im Pabellón so anfallen oder passieren, vertraut zu machen und somit komme ich nun mit allem super zurecht und weiß immer, wann was wie zu tun ist.

Ein schöner Tag war vor kurzem auch ein Ausflug, den wir gemeinsam mit dem Pabellón über und unter uns unternommen haben. In eine Granja, einen Hof mit vielen verschiedenen Tieren ging es. Das war für die Jungs ganz was besonderes und alle waren begeistert, sie die Hühner, Kühe, Meerschweinchen, Enten, Alpakas, Pferde und sonstige Tiere anzuschauen. Später durfte dann auch jeder einzelne (ich auch) eine kurze Runde auf dem Pferdle reiten. Es war unglaublich mit anzuschauen, wie jedem einzelnen ein dickes fettes Grinsen ins Gesicht trat, sobald er sich oben auf dem Pferderücken befand. Das war super schön.
Um euch meine Jungs auch noch ein wenig mehr zu zeigen, kommen hier eine Menge Bilder von diesem Tag. Ansonsten habe ich leider noch gar nicht so viele Bilder von ihnen – das muss ich mal noch dringend ändern!  

Paúl: 
Die Wilden: 
Niver: 

Pervis: 
Alpakas: 
 Moises:
 Arturo:
 Didipdidap, didipdidap:
 Marco, Daniel, Andres:

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