Hallöchen ihr alle!
In den letzten Wochen (man könnte
schon fast Monate sagen...) ging durch die vielen langen
Reiseberichte (ich kann mich einfach nicht kurz fassen...) alles
andere, was hier in meinem peruanischen Leben so passiert, ein wenig
unter. Schließlich besteht mein Freiwilligenjahr hier nicht nur aus
Reisen, meine Jungs, die Ciudad und Lima spielen da auch ihre
wichtige Rolle – eigentlich ja sogar eine größere, schließlich
verbringe ich viel mehr Zeit auch damit. Und ihr sollt schließlich
beim Lesen meines Blogs nicht denken, ich würde meine Chicos
vernachlässigen. Die nehmen mich nämlich ganz schön ein!
Zudem ist es glaube ich mal wieder an
der Zeit, einen kurzen Einblick in meinen Arbeitstag zu geben – das
erste und letzte Mal, als ich das gemacht habe, ist ja nun schon eine
Weile her. Seither hat sich zwar am grundlegenden Ablauf nicht so
viel geändert, doch einige Unterschiede gibt es schon.
Nachdem sich das ganze Chaos meiner
Tutorinnen der ersten Wochen des neuen Jahres gelegt hatte, haben wir
nun seither eine beständige Konstellation aus fünf Hermanas. Das
sind Hermana Miriam (die Hermana Mayor, das heißt Verantwortliche im
Pabellón und ich mag sie sehr sehr gerne), Hermana Elisa
(unglaublich lieb, süß und unfreiwillig witzig), Hermana Doris
(eigentlich nett, hat aber ihre Macken (viele), ihren Putzfimmel und
kann eigentlich nicht wirklich mit den Jungs), Jenny (meine englische
Mitfreiwillige, mit der ich ganz am Anfang ja nicht so gut klar
gekommen bin – mittlerweile verstehen wir uns aber super und haben
ein echt schönes Verhältnis) und ich.
So zu fünft haben wir unsere 29
kleinen Rabauken, von denen uns aber vor zwei Wochen einer verlassen
hat (der Allerschlimmste und Ungehorsamste – deswegen ist niemand
wirklich traurig und seither ist es im Pabellón viel ruhiger und die
anderen Jungs werden nicht mehr so dazu gebracht, auch so dickköpfig
zu sein), weswegen wir nun nur noch Ordnung in 28 Chiquitos
reinbringen müssen.
Es gibt nun fünf verschiedene
Aufgabenbereiche, jede Hermana macht einen dieser Bereiche und
wöchentlich wird rotiert, so gibt es etwas Abwechslung und jede
weiß, was sie zu tun hat. Hauptsächlich teilen sich diese Bereiche
aufs morgendliche Putzen auf und dazu kommen dann Dinge wie Wäsche
und Küchendienst.
Jenny hatte in letzter Zeit ein wenig
Probleme, mit ihrem Teil fertig zu werden und die Jungs ihrer Gruppe
(jede Hermana hat eine kleine Gruppe Jungs, die ihr beim Putzen und
beim Servicio helfen) unter Kontrolle zu halten. Deshalb werden wir
wohl jetzt wieder einen Teil gemeinsam übernehmen, um nicht zu
gestresst zu werden.
Nachmittags werden dann ja immer die
Hausaufgaben gemacht. In dieser Zeit hat mein Verantwortungsbereich
die letzten Wochen auch ständig gewechselt. Zuerst habe ich einfach
so allen geholfen, wo gerade etwas anstand. Da alles aber etwas
chaotisch und laut war, haben wir (auf Hinweis des Psychologen) alles
umstrukturiert und jede Hermana hat ihre Gruppe von Kindern bekommen.
Miriam die Drittklässler, Elisa die Zweitklässler und Jenny und ich
jeweils drei Stück, die so ihre Probleme haben. Meine drei waren
natürlich ausgerechnet die, die alle nicht lesen und schreiben
können. So bin ich am ersten Nachmittag mit der neuen Ordnung erst
einmal dagesessen und bin halb verzweifelt, weil man mit Kindern, die
nicht lesen und schreiben können, einfach schwer Hausaufgaben machen
kann. Da alle drei eigentlich meine komplette Aufmerksamkeit
benötigen und nur arbeiten, wenn ich mich komplett ihm widme, wurde
dementsprechend nicht so viel erledigt. Am Abend war ich ganz schön
gestresst und so habe ich am nächsten Tag einen der drei abgegeben
und eine Weile mit Zweien weitergearbeitet, was einigermaßen ging.
Nach einem Gespräch mit dem Psychologen habe ich dann nur noch
versucht, den beiden lesen und schreiben beizubringen und ihre
Hausaufgaben größtenteils beiseite gelassen.
In Peru wird Lesen aber (für mich)
etwas seltsam beigebracht, da nicht Buchstaben und das Alphabet
gelernt werden, sondern Silben. Ma me mi mo mu, pa pe pi po pu, la le
li lo lu. So geht das dann mit sämtlichen existierenden Silben
weiter. Irgendwie lernen sies ja auch, aber ich musste mich daran
auch erst einmal gewöhnen. Meine zwei Sprösslinge haben dann doch
einige Fortschritte gemacht, einer war auch schon etwas weiter als
der andere.
Das ganze peruanische Schulsystem ist
etwas seltsam, denn die Jungs lernen für ihr Alter schon
unglaubliche Dinge. So habe ich vor kurzem die lateinischen Namen von
Knochen und Muskeln mit ihnen machen müssen – die kannte nicht mal
ich größtenteils, wie sollen meine siebenjährigen die dann
verstehen, wenn sie dazu noch Probleme mit dem Spanischen haben?
Genauso wie schon ab der ersten Klasse Englisch gelernt wird.
Dazu kommt auch noch, dass die Lehrer
an den staatlichen Schulen, was die Schule neben der Ciudad ja ist,
einmal total unterbezahlt sind und andererseits die Kinder auch Null
unter Kontrolle haben. Die verhalten sich aber auch unter aller
Sau... Meine Jungs haben alle einen Kalender für die Schule, in dem
die Lehrer Notizen an die Hermanas schreiben, wenn sie sich schlecht
verhalten. Und die machen unglaubliche Sachen in der Schule, spielen
nur und schlagen sich gegenseitig.
Nicht so ganz einfach, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass meine Jungs alle aus schwierigen Familienverhältnissen kommen und alle so ihre eigenen Probleme mitbringen. Was die zum Teil im letzten Jahr gemacht haben ist auch die Frage, da alle meine Jungs schon in der zweiten und dritten Klasse sind und einige ja immer noch nicht lesen und schreiben können (da die erste Klasse nicht wiederholt werden kann).
Nicht so ganz einfach, allerdings darf man auch nicht vergessen, dass meine Jungs alle aus schwierigen Familienverhältnissen kommen und alle so ihre eigenen Probleme mitbringen. Was die zum Teil im letzten Jahr gemacht haben ist auch die Frage, da alle meine Jungs schon in der zweiten und dritten Klasse sind und einige ja immer noch nicht lesen und schreiben können (da die erste Klasse nicht wiederholt werden kann).
Schlussendlich habe ich die letzten
Tage nur noch mit einem Jungen gearbeitet und habe ihn dabei nicht
nur Silben, sondern auch die Zahlen gelehrt und ihm beigebracht, das
S richtig auszusprechen. Das alles war und ist ein langwieriger
Prozess und kostete mich viele viele Nerven und ich fühlte mich
abends dadurch ziemlich gestresst. Deswegen haben wir mal wieder
kleine Veränderungen durchgeführt und ich helfe nun Elisa mit den
Zweitklässlern. Meine Geduld ist hier zwar schon ganz schön
gewachsen, aber oft genug immernoch nicht ausreichend...
Aber nun genug zu den Hausaufgaben und
den anstrengenden Seiten des Arbeitens, sehr oft sind meine Kleinen
auch einfach nur megasüß und total lieb. Abends vor allem sind sie
die Besten, wenn ich, bevor ich dann zu mir ins Haus gehe, eine Runde
von Bett zu Bett mache und allen mit einem Küsschen Gute Nacht sage.
Alle umarmen mich dann ganz fest und fragen ganz oft, ob ich auch
morgen ja wieder komme. Wenn ich dann Freitags sage, dass Samstags
mein freier Tag ist, dann sind sie sogar traurig und wenn ich dann
meine, dass doch ihre Eltern morgen zu Besuch kommen, dann scheint
das nicht ausreichend zu sein... :).
Beim Duschen zum Beispiel sind alle
immer ganz aufgedreht und rennen wild in der Gegend herum. Es ist
dann zwar immer unglaublich chaotisch und laut, aber da sie sonst
immer in ihrer geordneten Reihe stehen und laufen müssen (was sie
aber auch nicht wirklich hinbekommen...), können sie diese Zeit
genießen und mal etwas Energie verlieren. Schließlich sitzen sie
sonst in der Schule, beim Essen und bei den Hausaufgaben die ganze
Zeit nur.
Energie verlieren geht auch super in
der Alabanza. Diese halbe Stunde singen und tanzen für Gott ist
meistens mit die schönste Zeit am Tag und macht (wenn ich motiviert
bin) richtig Spaß. Ich stehe am liebsten ganz vorne bei unsren
Kleinsten, da diese noch am begeistertsten und liebsten mitmachen. So
oft ist es unglaublich witzig, wenn sie ausgiebige Bewegungen machen
und mehr schreien als singen.
Ansonsten haben die letzten neun Monate
mehr als ausgereicht, um mich mit sämtlichen Dingen, die im Pabellón
so anfallen oder passieren, vertraut zu machen und somit komme ich
nun mit allem super zurecht und weiß immer, wann was wie zu tun ist.
Ein schöner Tag war vor kurzem auch
ein Ausflug, den wir gemeinsam mit dem Pabellón über und unter uns
unternommen haben. In eine Granja, einen Hof mit vielen verschiedenen
Tieren ging es. Das war für die Jungs ganz was besonderes und alle
waren begeistert, sie die Hühner, Kühe, Meerschweinchen, Enten,
Alpakas, Pferde und sonstige Tiere anzuschauen. Später durfte dann
auch jeder einzelne (ich auch) eine kurze Runde auf dem Pferdle
reiten. Es war unglaublich mit anzuschauen, wie jedem einzelnen ein
dickes fettes Grinsen ins Gesicht trat, sobald er sich oben auf dem
Pferderücken befand. Das war super schön.
Um euch meine Jungs auch noch ein wenig
mehr zu zeigen, kommen hier eine Menge Bilder von diesem Tag.
Ansonsten habe ich leider noch gar nicht so viele Bilder von ihnen –
das muss ich mal noch dringend ändern!
Paúl:
Die Wilden:
Niver:
Pervis:
Alpakas:
Moises:Arturo:
Didipdidap, didipdidap:
Marco, Daniel, Andres:
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