I. Bootstour mit Hängemattenlager
Unser großes
Dschungelabenteuer als Abschluss der Reise stand nun bevor. Um hier
in Peru in den Regenwald zu kommen, muss man immer erst eine lange
Fahrt antreten und einmal komplett die Anden überqueren. Also
stiegen wir nachmittags um drei in unseren Bus und ließen uns die
Berge hoch und wieder hinunter kutschieren – bis wir dann am Morgen
des nächsten Tages in Tarapoto ankamen, einem Dschungelstädtchen an
den Andenosthängen. Von dort ging es dann noch einmal zwei Stunden
mit dem Colectivo weiter nach Yurimaguas, dem Abfahrtsort unserer
Lancha, dem Boot, das uns dann weiter nach Iquitos bringen würde.
Iquitos war unser
Ziel, mit knapp 500.000 Einwohnern die größte und wichtigste Stadt
des peruanischen Amazonasgebiets. So tief im Dschungel gelegen, dass
es keine Straßen gibt, die zu ihr führen – das heißt Flugzeug
und Boot sind die einzigen möglichen Transportmittel. Von Yurimaguas
aus braucht man ungefähr drei Tage mit einem der großen
Transportschiffe bis nach Iquitos und wir hatten gehört, dass schon
allein diese Reise einmalig sein sollte. So war uns DRK-Freiwilligen
schon beim Vorbereitungsseminar in Deutschland klar gewesen, dass wir
so etwas unbedingt machen wollen – nun war es doch tatsächlich
sogar so weit!
In Yurimaguas
angekommen fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Wieder einmal
bemerkte ich, wie leicht man hier in Peru in völlig verschiedene
Welten treten kann. Waren wir am Tag noch zuvor am Sandstrand
gelegen, so befanden wir uns nun in der schwül-feuchten Hitze des
Regenwaldes, um uns herum waren Palmen mit Kokosnüssen, kleine
Holzhütten, ein schmutzig brauner Fluss, sehr viele verschiedene
grüne Pflanzen und man konnte auf den Straßen nur noch Mototaxis
sehen und hören.
Der erste Stopp
war natürlich der Hafen, damit wir uns gleich Tickets für das
nächste abfahrende Schiff sichern konnten. So ganz den Plan hatten
wir nicht, aber uns wurde gesagt, dass fast täglich eines abfahren
würde – und so war es auch. Für den nächsten Tag um elf konnten
wir für uns drei und zwei weitere unserer Freiwilligen, die auch
gerade auf dem Weg waren, einen schicken Hängemattenplatz auf dem
zweiten Deck sichern. Schon gleich kam ein nettes kleines Mädchen zu
und und verkaufte jedem von uns eine Hängematte.
Auf den Schiffen
selbst gibt es Stangen zum Befestigen und Rettungswesten an der
Decke, sanitäre Anlagen (die sehr spannend und nach einem Tag auch
nicht mehr sauber waren) und Verpflegung. Jeder Passagier bringt dann
seine Hängematte mit und kann sie auf einem der beiden
Passagierdecks aufhängen.
Im untersten Deck
wird die ganze Ladung aufbewahrt und das war wirklich eine ganze
Menge. Tonnen an Lebensmitteln und wer weiß noch was allem wurden
schon als wir unsere Tickets kauften auf das Deck getragen, über
eine Holzplanke trugen mehrere Männer alles in Säcken nach oben –
es sah mehr als anstrengend aus. Die komplette Zeit bis zur Abfahrt
am nächsten Tag wurde so die komplette Ladung aufs Schiff gebracht.
Wir verbrachten
dann den Rest des Tages in Yurimaguas, keinem sehr aufregenden
Städtchen, doch wir hatten noch
einige Einkäufe zu erledigen und erste Dschungeleindrücke zu
verarbeiten. So kauften wir Obst für die nächsten Tage, eine
Plastikschale mit Deckel und einen Löffel für das Essen auf dem
Schiff, Notfall-Durchfall-Kracker, große Wasserkanister und ich
besorgte mir noch ein kleines Kissen und eine hübsche Decke für die
Nacht. Dazu probierten wir uns fremd aussehendes Obst (von dem es
aber weniger gab als gedacht) und verschiedene Dschungelsäfte, deren
Namen wir uns leider nicht alle merken konnten.
Später entdeckte
ich einen kleinen Affen auf einem Mototaxi und dachte mir nur, wie
cool ist das denn! Wollte das kleine süße Ding streicheln und was
macht es? Beißt mich in den Finger! Ein wenig Blut und zwei kleine
Bisslöcher, aber es ist glücklicherweise nichts Schlimmes passiert.
Der kleine Junge, dem der Affe wohl gehörte, hat mich ziemlich
ausgelacht...
Zum Abendessen
gabs dann Juanes, in Bananenblätter eingepackter Reis mit Hühnchen,
und gegrillte Bananen, sowie die Sorge, dass unsre zwei Mädels nicht
rechtzeitig bei uns ankommen würden. Die Armen saßen irgendwo in
Perus Pampa fest, hatten einen Motorschaden am Bus und warteten schon
seit fünf Stunden.
Unser Schiff stand
ja schon mit Hängematten und halber Ladung im Hafen und so konnten
wir uns eine Nacht im Hostal sparen und wohnten schon auf dem
stehenden Schiff. Über den Tag hatten sich noch viel mehr Leute
eingefunden und mittlerweile waren ein ganzer Haufen Hängematten
aufgehängt worden – allerdings konnten wir kaum Touristen
entdecken, alles weit und breit nur Peruaner. Die erste Nacht in der
Hängematte war gut und überzeugte mich davon, dass ich auch noch
zwei oder drei weitere darin schlafen können würde. Wir hatten nur
alle drei ziemlich gefroren in der Nacht, es war doch viel kälter
geworden, als man es im Dschungel denken würde. Also ging es erst
noch einmal auf den Mercado und ich holte mir eine zweite, die andren
ihre erste Decke.
Und dann kamen
auch unsere zwei Mädels gerade an, als wir zum Hafen zurück kamen –
mehr als rechtzeitig hatten sie es glücklicherweise noch vor der
Abfahrt des Schiffes zu uns geschafft. Da wir auch für sie schon
alles eingekauft hatten, machten wir es uns in unseren Hängematten
gemütlich und schon gleich startete die Fahrt über den Río
Huallaga und den Río Amazonas tief hinein in den Dschungel.
Die folgenden
zweieinhalb Tage, die wir schließlich auf der Lancha verbrachten,
waren unglaublich cool und mal etwas wirklich ganz anderes. Die
meiste Zeit lagen wir in unseren Hängematten, die schließlich Wohn-
und Schlafort zugleich waren. Dort wurde gelesen, Musik gehört,
Tagebuch geschrieben und eine Menge geschlafen.
Morgens, mittags und
abends gingen wir mit unsren netten bunten Plastikschüsseln ein Deck
tiefer und stellten uns in der Schlange an, um unser Essen zu
erhalten. Zum Frühstück gabs leckren Quaker-Brei und Weckchen, zu
Mittag und Abend jeweils eine Portion Reis, eine Kochbanane (die
leider nicht so super waren wie erhofft) und irgendein Stück
Fleisch. Wir hatten schon schlimmes gehört über das Essen an Bord,
doch wir waren mehr als positiv überrascht – es schmeckte jedes
mal echt gut. Und glaubt mir das, auch wenn es hier vielleicht nicht
so super lecker aussieht...
Klo und Dusche
waren auf dem Boot eins, das heißt es gab drei kleine Räume mit
jeweils einer Kloschüssel und einem Duschkopf, was etwas seltsam
war. Die Sauberkeit der Bäder war zwar nicht super, allerdings hatte
ich auch dort mit wesentlich Schlimmerem gerechnet.
Ansonsten
verbrachten wir die Zeit mit reden, Karten spielen und dem Beobachten
der Anlandungen des Schiffes mehrmals am Tag. Dabei wurde ein kurzer
Stopp an den kleinen Dörfchen am Flussufer eingelegt, Ladung verließ
das Schiff und neue kam hinzu, sogar zwei Mototaxis fanden irgendwo
ihren Platz.
So fuhren wir
Stunde um Stunde auf dem braunen Wasser, an uns vorbei zogen der
weite grüne Dschungel am Ufer und über uns war blauer Himmel und
Sonnenschein, sowie nachts ein wunderschöner Sternenhimmel mit
vollem Mond. Mit Fahrtwind war die Temperatur sogar einigermaßen
angenehm, ansonsten war es tagsüber schon ziemlich sehr warm. Dort
auf dem Fluss war es aber noch besser als später dann in der
Stadt...
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