Montag, 8. April 2013

Reise Teil 10 - Selva I

I. Bootstour mit Hängemattenlager


Unser großes Dschungelabenteuer als Abschluss der Reise stand nun bevor. Um hier in Peru in den Regenwald zu kommen, muss man immer erst eine lange Fahrt antreten und einmal komplett die Anden überqueren. Also stiegen wir nachmittags um drei in unseren Bus und ließen uns die Berge hoch und wieder hinunter kutschieren – bis wir dann am Morgen des nächsten Tages in Tarapoto ankamen, einem Dschungelstädtchen an den Andenosthängen. Von dort ging es dann noch einmal zwei Stunden mit dem Colectivo weiter nach Yurimaguas, dem Abfahrtsort unserer Lancha, dem Boot, das uns dann weiter nach Iquitos bringen würde.
Iquitos war unser Ziel, mit knapp 500.000 Einwohnern die größte und wichtigste Stadt des peruanischen Amazonasgebiets. So tief im Dschungel gelegen, dass es keine Straßen gibt, die zu ihr führen – das heißt Flugzeug und Boot sind die einzigen möglichen Transportmittel. Von Yurimaguas aus braucht man ungefähr drei Tage mit einem der großen Transportschiffe bis nach Iquitos und wir hatten gehört, dass schon allein diese Reise einmalig sein sollte. So war uns DRK-Freiwilligen schon beim Vorbereitungsseminar in Deutschland klar gewesen, dass wir so etwas unbedingt machen wollen – nun war es doch tatsächlich sogar so weit!

In Yurimaguas angekommen fühlten wir uns wie in einer anderen Welt. Wieder einmal bemerkte ich, wie leicht man hier in Peru in völlig verschiedene Welten treten kann. Waren wir am Tag noch zuvor am Sandstrand gelegen, so befanden wir uns nun in der schwül-feuchten Hitze des Regenwaldes, um uns herum waren Palmen mit Kokosnüssen, kleine Holzhütten, ein schmutzig brauner Fluss, sehr viele verschiedene grüne Pflanzen und man konnte auf den Straßen nur noch Mototaxis sehen und hören.


Der erste Stopp war natürlich der Hafen, damit wir uns gleich Tickets für das nächste abfahrende Schiff sichern konnten. So ganz den Plan hatten wir nicht, aber uns wurde gesagt, dass fast täglich eines abfahren würde – und so war es auch. Für den nächsten Tag um elf konnten wir für uns drei und zwei weitere unserer Freiwilligen, die auch gerade auf dem Weg waren, einen schicken Hängemattenplatz auf dem zweiten Deck sichern. Schon gleich kam ein nettes kleines Mädchen zu und und verkaufte jedem von uns eine Hängematte.


Auf den Schiffen selbst gibt es Stangen zum Befestigen und Rettungswesten an der Decke, sanitäre Anlagen (die sehr spannend und nach einem Tag auch nicht mehr sauber waren) und Verpflegung. Jeder Passagier bringt dann seine Hängematte mit und kann sie auf einem der beiden Passagierdecks aufhängen.
Im untersten Deck wird die ganze Ladung aufbewahrt und das war wirklich eine ganze Menge. Tonnen an Lebensmitteln und wer weiß noch was allem wurden schon als wir unsere Tickets kauften auf das Deck getragen, über eine Holzplanke trugen mehrere Männer alles in Säcken nach oben – es sah mehr als anstrengend aus. Die komplette Zeit bis zur Abfahrt am nächsten Tag wurde so die komplette Ladung aufs Schiff gebracht.


Wir verbrachten dann den Rest des Tages in Yurimaguas, keinem sehr aufregenden Städtchen, doch wir hatten noch einige Einkäufe zu erledigen und erste Dschungeleindrücke zu verarbeiten. So kauften wir Obst für die nächsten Tage, eine Plastikschale mit Deckel und einen Löffel für das Essen auf dem Schiff, Notfall-Durchfall-Kracker, große Wasserkanister und ich besorgte mir noch ein kleines Kissen und eine hübsche Decke für die Nacht. Dazu probierten wir uns fremd aussehendes Obst (von dem es aber weniger gab als gedacht) und verschiedene Dschungelsäfte, deren Namen wir uns leider nicht alle merken konnten.


Später entdeckte ich einen kleinen Affen auf einem Mototaxi und dachte mir nur, wie cool ist das denn! Wollte das kleine süße Ding streicheln und was macht es? Beißt mich in den Finger! Ein wenig Blut und zwei kleine Bisslöcher, aber es ist glücklicherweise nichts Schlimmes passiert. Der kleine Junge, dem der Affe wohl gehörte, hat mich ziemlich ausgelacht...


Zum Abendessen gabs dann Juanes, in Bananenblätter eingepackter Reis mit Hühnchen, und gegrillte Bananen, sowie die Sorge, dass unsre zwei Mädels nicht rechtzeitig bei uns ankommen würden. Die Armen saßen irgendwo in Perus Pampa fest, hatten einen Motorschaden am Bus und warteten schon seit fünf Stunden.
Unser Schiff stand ja schon mit Hängematten und halber Ladung im Hafen und so konnten wir uns eine Nacht im Hostal sparen und wohnten schon auf dem stehenden Schiff. Über den Tag hatten sich noch viel mehr Leute eingefunden und mittlerweile waren ein ganzer Haufen Hängematten aufgehängt worden – allerdings konnten wir kaum Touristen entdecken, alles weit und breit nur Peruaner. Die erste Nacht in der Hängematte war gut und überzeugte mich davon, dass ich auch noch zwei oder drei weitere darin schlafen können würde. Wir hatten nur alle drei ziemlich gefroren in der Nacht, es war doch viel kälter geworden, als man es im Dschungel denken würde. Also ging es erst noch einmal auf den Mercado und ich holte mir eine zweite, die andren ihre erste Decke.


Und dann kamen auch unsere zwei Mädels gerade an, als wir zum Hafen zurück kamen – mehr als rechtzeitig hatten sie es glücklicherweise noch vor der Abfahrt des Schiffes zu uns geschafft. Da wir auch für sie schon alles eingekauft hatten, machten wir es uns in unseren Hängematten gemütlich und schon gleich startete die Fahrt über den Río Huallaga und den Río Amazonas tief hinein in den Dschungel.


Die folgenden zweieinhalb Tage, die wir schließlich auf der Lancha verbrachten, waren unglaublich cool und mal etwas wirklich ganz anderes. Die meiste Zeit lagen wir in unseren Hängematten, die schließlich Wohn- und Schlafort zugleich waren. Dort wurde gelesen, Musik gehört, Tagebuch geschrieben und eine Menge geschlafen. 


Morgens, mittags und abends gingen wir mit unsren netten bunten Plastikschüsseln ein Deck tiefer und stellten uns in der Schlange an, um unser Essen zu erhalten. Zum Frühstück gabs leckren Quaker-Brei und Weckchen, zu Mittag und Abend jeweils eine Portion Reis, eine Kochbanane (die leider nicht so super waren wie erhofft) und irgendein Stück Fleisch. Wir hatten schon schlimmes gehört über das Essen an Bord, doch wir waren mehr als positiv überrascht – es schmeckte jedes mal echt gut. Und glaubt mir das, auch wenn es hier vielleicht nicht so super lecker aussieht...




Klo und Dusche waren auf dem Boot eins, das heißt es gab drei kleine Räume mit jeweils einer Kloschüssel und einem Duschkopf, was etwas seltsam war. Die Sauberkeit der Bäder war zwar nicht super, allerdings hatte ich auch dort mit wesentlich Schlimmerem gerechnet.
Ansonsten verbrachten wir die Zeit mit reden, Karten spielen und dem Beobachten der Anlandungen des Schiffes mehrmals am Tag. Dabei wurde ein kurzer Stopp an den kleinen Dörfchen am Flussufer eingelegt, Ladung verließ das Schiff und neue kam hinzu, sogar zwei Mototaxis fanden irgendwo ihren Platz.


So fuhren wir Stunde um Stunde auf dem braunen Wasser, an uns vorbei zogen der weite grüne Dschungel am Ufer und über uns war blauer Himmel und Sonnenschein, sowie nachts ein wunderschöner Sternenhimmel mit vollem Mond. Mit Fahrtwind war die Temperatur sogar einigermaßen angenehm, ansonsten war es tagsüber schon ziemlich sehr warm. Dort auf dem Fluss war es aber noch besser als später dann in der Stadt...




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen