Hola a todos,
ein wunderbares Wochenende liegt hinter
mir, das einen die Arbeit und alles Alltägliche oder auch Negative
oder Langweilige vergessen lässt.
Nehmt euch Zeit und lasst euch von mir
auf eine zwar kurze, aber abenteuerliche, sonnige und wunderschöne
Reise in die Anden entführen! ¡Que chevere!
Der Wunsch nach etwas Sonne, Natur,
wandern und vor allem einmal einen Blick auf die Anden zu werfen
wurde immer größer, hier im staubigen und wolkenverhangenen Lima.
Doch das Schicksal meinte es gut mit uns Freiwilligen vom Roten Kreuz
in Peru: Ein Feiertag am Montag! Und mit Bell und mir meinte es das
Schicksal noch besser, denn Feiertage hießen bisher bei uns in der
Ciudad ja, dass wir länger arbeiten müssen, weil die Jungs nicht in
die Schule gehen. Doch es war ein Wochenende de Salida, die Jungs
sind nach Hause gegangen. Und dank Feiertag nicht nur bis Sonntag,
sondern sogar bis Montagnachmittag. Das heißt für uns – freie
Zeit von Freitagabend bis Montagnachmittag! :)
Sobald wir das erfahren hatten war
klar: Ein Ausflug in die Anden muss her. Nach einigem Informieren und
lesen von Flyern und Reiseführern, sowie Gesprächen mit der
Dirección und unseren schon älteren Freiwilligen, wurde Canta zu
unserem Ziel. Auf eigene Faust wollten wir uns dorthin begeben, ist
ja klar, keine teuren geführten Touristentouren.
Es war dann bei der Planung, die etwas
spät angefangen hatte, doch nicht ganz so leicht wie gedacht. Wie
kommen wir dorthin, wo die Busse in Lima abfahren? Wo ist das
überhaupt genau? Wann fahren die Busse, reservieren wir ein Hostel
oder nicht? Diese Grundfragen konnten wir so lösen, wie eine Menge
hier in Peru – einfach alle Leute fragen, die dazu etwas wissen
können. So haben wir es dann doch geschafft, alles Wichtige zu
wissen und Bell und ich konnten Samstagmorgens um halb sieben in der
Frühe mit Sarah, Eva und gepacktem Rucksack in unser Abenteuer
starten :).
Los gings mit einer Busfahrt zur
nächstgelegenen Metrostation. Metro ist hier eine Busgesellschaft,
die eine Menge Busse hat und festgelegte Stationen und Routen. Man
bezahlt 1,50 Soles und kann damit so weit fahren wie man möchte –
das Beste ist, dass es mit der Metro einfach viel viel schneller
geht, als mit normalen Bussen. So haben wir nur knapp eine Stunde
gebraucht, um ans anderen Ende vom Lima zu kommen, nach San Martin de
Porres, von wo Combis, Busse und Cerros nach Canta abfahren sollten.
Glücklicherweise haben wir auch sofort die richtige Abfahrtsstelle
gefunden und uns für das nächste volle Auto ein Ticket gekauft (17
Soles, also 5 Euro). Bis unser Combi dann endlich gekommen ist, haben
wir noch lecker Empanadas, frisch gepressten Orangensaft und kleinen
süßen Teigteilchen (es fällt mir unglaublich schwer, mir die
vielen neuen Namen der vielen Leckereien hier zu merken) von den
Straßenständen gefrühstückt.
Mit etwas Verspätung kam dann das
Auto, das mit Fahrer zwölf Plätze hatte. Es warteten mit uns auch
schon elf Reisende auf die Hinfahrt, doch dann wurden wir Mädels
plötzlich zu viert auf die Rückbank gepfercht. Moment mal, dachten
wir uns, haben wir nicht für vier Plätze bezahlt? Dann stehen uns
auch mehr als nur drei zu! Doch durch das laute Gerede der Peruaner
vor uns bekamen wir mit, dass es insgesamt zwei Plätze zu wenig
gibt. Grund: Der Fahrer hatte noch zwei Familienmitglieder dabei, die
auch nach Canta fahren wollten. Das Beste war dann auch noch, dass
der Fahrer meinte, weil Samstag sei, waren unsere Karten zu billig
und wir müssten alle auf 25 Soles draufzahlen. Na, das fing ja
heiter an hier! Alle weigerten sich natürlich und nach einigem Hin
und Her ging es dann endlich los – mit dem ursprünglichen Preis,
allerdings etwas eng zu viert auf der Rückbank. Doch wir sind
schließlich in Südamerika, da muss man auch mal etwas anders Reisen
als Zuhause.
Dreieinhalb Stunden lang ging es dann
2837 Meter hoch hinaus in die Anden. Allein schon der Blick aus dem
Fenster war super, vor allem als wie die Nebelgrenze erreichten, Lima
hinter uns ließen und in die Sonne fuhren. Links und rechts ragten
schon riesige Berge auf und über die staubige, steinige Straße ging
es ruckelnd und wackelnd etwas unbequem immer höher hinaus. Oben
angekommen, empfing uns Canta als kleines Dörfchen umringt von hohen
Bergen und getaucht in wunderschön warmes Sonnenlicht. Schon gleich
atmeten wir alle erst mal die frische Luft ein und genossen es, durch
die Sonne zu laufen. Schon gleich wurden wir von verschiedenen Leuten
angesprochen, die eine Rückfahrt nach Lima anboten. Rückfahrt nach
Lima? Wir sind doch gerade erst angekommen! :)
Gleich machten wir uns ein Zimmer in
einem netten Hostel klar und gingen lecker peruanisch Mittagessen,
bevor wir uns zu unserer ersten kleinen Wanderung aufmachten. Drei
Kilometer und 300 Höhenmeter tiefer liegt das Dorf Obrajillo, das
unser Ziel war. Allerdings war uns der Weg dorthin schon nach einer
Minute zu langweilig, da es einfach eine sandige Straße war. Kein
Problem jedoch, wir suchten ja das Abenteuer, ab nach rechts einen
kleinen Feldweg entlang, ob der uns ans richtige Ziel bringen würde,
war uns eh nicht so wichtig. So führten wir uns selbst durch eine
wunderschöne Landschaft, vorbei an einer Menge Kühe (die aussehen
wie bei uns im Schwarzwald), Schafe und Eukalyptusbäumen. Obrajillo
konnten wir dann irgendwann von oben sehen und machten uns an einen
Abstieg durch rutschige Asche, Staub und trockene Äste, an denen
schlecht Halt zu finden war. Wie gesagt, Abenteuer war unser Motto
:).
Wir haben es jedoch gut nach unten geschafft und haben dort
sogleich unsere nächste Unternehmung entdeckt. Pferde!
Für nur wenige Soles haben wir uns
alle auf eines dieser schönen Tiere gesetzt und sind dann mit einem
Peruaner eine Stunde durch Obrajillo und Umgebung zu einem Wasserfall
geritten. Das Reiten hat echt super Spaß gemacht, vor allem, weil
ich sonst eigentlich kaum reite. Der Wasserfall hat die Triberger
Wasserfälle zwar nicht in den Schatten gestellt, war aber ein
schöner Anblick.
Der Tag wurde mit weiterem leckeren
Essen und der obligatorischen Suche nach etwas Süßem an den kleinen
Ständen im Dorf, dem Erkunden der Souvenirläden und schlussendlich
bei einem gemütlichen Cerveza (peruanisches Bier ist sehr gut!) und
wie immer sehr schönen Gesprächen in der Mädelsrunde auf dem
Zimmer beendet.
Auch die Abendstimmung in den Bergen hat zum Gemütlichen beigetragen:
Mit einem wirklich genialen Frühstück
begann dann der nächste Tag – und ja, es ist hier wirklich so gut
wie alles einfach soo lecker! :) Brötchen mit Avocado, ein
Wurstwecken (für mich hier eine Seltenheit), ein Joghurtdrink (mit
uns unbekannter Frucht), frisches Obst, Fruchtsaft: Gesund und gut.
Bisher hatte sich bei mir die Höhe
noch nicht so sehr bemerkbar gemacht. Im Vergleich zu Lima, das ja am
Meer liegt, ist schließlich schon ein Unterschied da. Beim
Treppensteigen hat man allerdings schon festgestellt, dass man oben
angekommen etwas mehr außer Atem war, als man es eigentlich gewöhnt
ist. Doch 2800 Meter haben uns nicht gereicht, wir wollten Hoch
hinaus!
Cantamarca war unser Ziel, wohl
irgendeine ziemlich alte Ruine auf 3660 Metern Höhe, zu der man eine
kleine Wanderung machen kann. So ganz klar wie man da hinkommt war es
uns dann nicht und nach einigem Herumfragen wurde uns gesagt, dass es
wohl doch sehr weit sein soll. Wir sind dann mit einem Taxi einen
großen Teil des Weges nach oben gefahren, bis zu einer sogenannten
Lagune, die aber nur aus grünem Schilf bestand.
Von dort oben schon hatte man einen
tollen Blick auf das Tal mit Canta und auf die umliegenden Berge, als
wir aber dann nach einer (auf Grund der Höhe) doch (für mich zumindest)
ziemlich anstrengenden kleinen Wanderung auf der Spitze des Berges
angekommen waren, war die Sicht einfach nur grandios – die
Anstrengung hatte sich wirklich gelohnt. Das kleine runde Canta über
800 Meter tiefer und dazu überall Wiesen, Felder, Berge und sogar
ein Lama ganz in der Ferne :).
Auf den Bilder kommt es leider nur
nicht so genial raus, wie es in Wirklichkeit gewesen ist... beim Kreuz oben rechts ist Cantamarca :)
Aber nicht einmal eine Stunde wandern
war nicht unser Plan, etwas Längeres musste da schon her – also
ging es die ganze Strecke bis nach Canta wieder zurück. Irgendwo
sollte wohl ein Wanderweg sein, dem wir aber nicht immer ganz folgen
konnten. So gings zum Teil also einfach wieder Querfeldein, aber das
unter uns liegende Städtchen war ja immer in unserem Blick. So ging
es durch wunderschöne Landschaft zurück zum Hostel und wir waren
zwar ziemlich fertig, aber auch sehr zufrieden mit unserer eigenen
Wanderung :).
Ganz oben in der Mitte kann man ein kleines Rechteck erkennen - da waren wir!
Für den Abend wollten wir dann
eigentlich nach dem Essen noch wo reinsitzen und ein Bierchen
trinken, allerdings haben wir dann irgendwann feststellen müssen,
dass es in Canta einfach nichts dergleichen gibt... also gabs noch
einen gemütlichen Zimmer-Gespräche-Cerveza-Abend. Eine Sache zu
unsrem echt coolen Zimmer noch. Es ist eigentlich ein Dreibettzimmer,
aber wir haben dann mit Dominik zu fünft darin ohne Probleme
geschlafen. Die Betten zusammengeschoben und alles passt – und der
Preis blieb der gleiche, egal wie viele Leute wir waren.
Morgens früh um sieben gings dann
zurück Richtung Lima – diesmal hatten wir auch alle einen eigenen
Sitzplatz. Wir mussten schon so früh am Morgen gehen, da wir uns um
zehn Uhr in Lima mit Katrin, unserer (das heißt von uns
Freiwilligen) deutschen Chefin vom Roten Kreuz, die für einige Tage
in Peru ist, getroffen haben. Zu diesem sehr schönen Treffen gibts
später dann mehr.
Es war wirklich ein sehr schöner
Wochenendausflug, der Ort, das Wetter, unsere spontanen und gelungen
Ausflüge, das Essen und vor allem unsere tolle Truppe – alles hat
einfach gut geklappt und gepasst :).
Die Landschaft oben in den Anden ist
wirklich wunderschön und dabei habe ich nur einen minikleinen Teil
gesehen und war eigentlich noch nicht mal richtig in den Anden drin.
Aber allein die Sonne hat uns allen so gut getan, denn die sehen oder
spüren wir in Lima unter dem Dunst so gut wie nie. Ich habe mir auch
– trotz Evas Warnung vor der Höhensonne – einen ziemlich fetten
Sonnenbrand geholt... aber es ist immerhin eine Erinnerung an die
Sonne :D.
Ganz cool in ganz Peru sind auch
einfach die kleinen Stände und Läden, die es in Canta natürlich
auch gab und die uns einfach immer wieder dazu verleiten, kleine
Dinge zu essen oder auch Souvenirs zu kaufen. Ich bin nämlich nun
stolze Besitzerin weiterer Alpakasocken, einer Jacke aus Alpakawolle,
sowie einer bunten Chillhose :).
Die Leute in Canta waren alle total
offen und hilfsbereit und besonders nett sind hier auch einfach immer
die Namen, mit denen die Leute, vor allem die Frauen, einen
ansprechen. Verniedlicht wird ja sowieso alles, aber in Canta haben
uns alle immer 'Mami' genannt, oder auch 'Mamita'. Warum ist uns
nicht so ganz klar, aber es ist echt süß :).
Ihr seht, ich klinge begeistert – und
bin es auch. Dieser Ausflug hat mir auch mal eine noch etwas andere
Seite von Peru gezeigt und ich bin gespannt auf alles weitere, was
dieses tolle Land noch zu bieten hat.
Jetzt allerdings bin ich natürlich
wieder im Alltag angekommen und habe 20 zwar süße, aber auch
anstrengende Jungs durch ihren Tag zu begleiten. Aber wegen der
Arbeit hier in der Ciudad bin ich ja hauptsächlich auch hierher
gekommen und nicht nur um in den Anden zu wandern ;).
Und es war wirklich schwer, nur so
wenige Bilder in diesen Beitrag zu packen – auch wenn es trotzdem
irgendwie ewig viele sind. Verzeiht die Länge!
Einen lieben Gruß an alle :-*
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