Mittwoch, 10. Oktober 2012

Canta – ¡me encanta!


Hola a todos,
ein wunderbares Wochenende liegt hinter mir, das einen die Arbeit und alles Alltägliche oder auch Negative oder Langweilige vergessen lässt.
Nehmt euch Zeit und lasst euch von mir auf eine zwar kurze, aber abenteuerliche, sonnige und wunderschöne Reise in die Anden entführen! ¡Que chevere!


Der Wunsch nach etwas Sonne, Natur, wandern und vor allem einmal einen Blick auf die Anden zu werfen wurde immer größer, hier im staubigen und wolkenverhangenen Lima. Doch das Schicksal meinte es gut mit uns Freiwilligen vom Roten Kreuz in Peru: Ein Feiertag am Montag! Und mit Bell und mir meinte es das Schicksal noch besser, denn Feiertage hießen bisher bei uns in der Ciudad ja, dass wir länger arbeiten müssen, weil die Jungs nicht in die Schule gehen. Doch es war ein Wochenende de Salida, die Jungs sind nach Hause gegangen. Und dank Feiertag nicht nur bis Sonntag, sondern sogar bis Montagnachmittag. Das heißt für uns – freie Zeit von Freitagabend bis Montagnachmittag! :)
Sobald wir das erfahren hatten war klar: Ein Ausflug in die Anden muss her. Nach einigem Informieren und lesen von Flyern und Reiseführern, sowie Gesprächen mit der Dirección und unseren schon älteren Freiwilligen, wurde Canta zu unserem Ziel. Auf eigene Faust wollten wir uns dorthin begeben, ist ja klar, keine teuren geführten Touristentouren.
Es war dann bei der Planung, die etwas spät angefangen hatte, doch nicht ganz so leicht wie gedacht. Wie kommen wir dorthin, wo die Busse in Lima abfahren? Wo ist das überhaupt genau? Wann fahren die Busse, reservieren wir ein Hostel oder nicht? Diese Grundfragen konnten wir so lösen, wie eine Menge hier in Peru – einfach alle Leute fragen, die dazu etwas wissen können. So haben wir es dann doch geschafft, alles Wichtige zu wissen und Bell und ich konnten Samstagmorgens um halb sieben in der Frühe mit Sarah, Eva und gepacktem Rucksack in unser Abenteuer starten :).

Los gings mit einer Busfahrt zur nächstgelegenen Metrostation. Metro ist hier eine Busgesellschaft, die eine Menge Busse hat und festgelegte Stationen und Routen. Man bezahlt 1,50 Soles und kann damit so weit fahren wie man möchte – das Beste ist, dass es mit der Metro einfach viel viel schneller geht, als mit normalen Bussen. So haben wir nur knapp eine Stunde gebraucht, um ans anderen Ende vom Lima zu kommen, nach San Martin de Porres, von wo Combis, Busse und Cerros nach Canta abfahren sollten. Glücklicherweise haben wir auch sofort die richtige Abfahrtsstelle gefunden und uns für das nächste volle Auto ein Ticket gekauft (17 Soles, also 5 Euro). Bis unser Combi dann endlich gekommen ist, haben wir noch lecker Empanadas, frisch gepressten Orangensaft und kleinen süßen Teigteilchen (es fällt mir unglaublich schwer, mir die vielen neuen Namen der vielen Leckereien hier zu merken) von den Straßenständen gefrühstückt.


Mit etwas Verspätung kam dann das Auto, das mit Fahrer zwölf Plätze hatte. Es warteten mit uns auch schon elf Reisende auf die Hinfahrt, doch dann wurden wir Mädels plötzlich zu viert auf die Rückbank gepfercht. Moment mal, dachten wir uns, haben wir nicht für vier Plätze bezahlt? Dann stehen uns auch mehr als nur drei zu! Doch durch das laute Gerede der Peruaner vor uns bekamen wir mit, dass es insgesamt zwei Plätze zu wenig gibt. Grund: Der Fahrer hatte noch zwei Familienmitglieder dabei, die auch nach Canta fahren wollten. Das Beste war dann auch noch, dass der Fahrer meinte, weil Samstag sei, waren unsere Karten zu billig und wir müssten alle auf 25 Soles draufzahlen. Na, das fing ja heiter an hier! Alle weigerten sich natürlich und nach einigem Hin und Her ging es dann endlich los – mit dem ursprünglichen Preis, allerdings etwas eng zu viert auf der Rückbank. Doch wir sind schließlich in Südamerika, da muss man auch mal etwas anders Reisen als Zuhause.

Dreieinhalb Stunden lang ging es dann 2837 Meter hoch hinaus in die Anden. Allein schon der Blick aus dem Fenster war super, vor allem als wie die Nebelgrenze erreichten, Lima hinter uns ließen und in die Sonne fuhren. Links und rechts ragten schon riesige Berge auf und über die staubige, steinige Straße ging es ruckelnd und wackelnd etwas unbequem immer höher hinaus. Oben angekommen, empfing uns Canta als kleines Dörfchen umringt von hohen Bergen und getaucht in wunderschön warmes Sonnenlicht. Schon gleich atmeten wir alle erst mal die frische Luft ein und genossen es, durch die Sonne zu laufen. Schon gleich wurden wir von verschiedenen Leuten angesprochen, die eine Rückfahrt nach Lima anboten. Rückfahrt nach Lima? Wir sind doch gerade erst angekommen! :)


Gleich machten wir uns ein Zimmer in einem netten Hostel klar und gingen lecker peruanisch Mittagessen, bevor wir uns zu unserer ersten kleinen Wanderung aufmachten. Drei Kilometer und 300 Höhenmeter tiefer liegt das Dorf Obrajillo, das unser Ziel war. Allerdings war uns der Weg dorthin schon nach einer Minute zu langweilig, da es einfach eine sandige Straße war. Kein Problem jedoch, wir suchten ja das Abenteuer, ab nach rechts einen kleinen Feldweg entlang, ob der uns ans richtige Ziel bringen würde, war uns eh nicht so wichtig. So führten wir uns selbst durch eine wunderschöne Landschaft, vorbei an einer Menge Kühe (die aussehen wie bei uns im Schwarzwald), Schafe und Eukalyptusbäumen. Obrajillo konnten wir dann irgendwann von oben sehen und machten uns an einen Abstieg durch rutschige Asche, Staub und trockene Äste, an denen schlecht Halt zu finden war. Wie gesagt, Abenteuer war unser Motto :). 




Wir haben es jedoch gut nach unten geschafft und haben dort sogleich unsere nächste Unternehmung entdeckt. Pferde!


Für nur wenige Soles haben wir uns alle auf eines dieser schönen Tiere gesetzt und sind dann mit einem Peruaner eine Stunde durch Obrajillo und Umgebung zu einem Wasserfall geritten. Das Reiten hat echt super Spaß gemacht, vor allem, weil ich sonst eigentlich kaum reite. Der Wasserfall hat die Triberger Wasserfälle zwar nicht in den Schatten gestellt, war aber ein schöner Anblick.



Der Tag wurde mit weiterem leckeren Essen und der obligatorischen Suche nach etwas Süßem an den kleinen Ständen im Dorf, dem Erkunden der Souvenirläden und schlussendlich bei einem gemütlichen Cerveza (peruanisches Bier ist sehr gut!) und wie immer sehr schönen Gesprächen in der Mädelsrunde auf dem Zimmer beendet.
Auch die Abendstimmung in den Bergen hat zum Gemütlichen beigetragen: 


Mit einem wirklich genialen Frühstück begann dann der nächste Tag – und ja, es ist hier wirklich so gut wie alles einfach soo lecker! :) Brötchen mit Avocado, ein Wurstwecken (für mich hier eine Seltenheit), ein Joghurtdrink (mit uns unbekannter Frucht), frisches Obst, Fruchtsaft: Gesund und gut.


Bisher hatte sich bei mir die Höhe noch nicht so sehr bemerkbar gemacht. Im Vergleich zu Lima, das ja am Meer liegt, ist schließlich schon ein Unterschied da. Beim Treppensteigen hat man allerdings schon festgestellt, dass man oben angekommen etwas mehr außer Atem war, als man es eigentlich gewöhnt ist. Doch 2800 Meter haben uns nicht gereicht, wir wollten Hoch hinaus!
Cantamarca war unser Ziel, wohl irgendeine ziemlich alte Ruine auf 3660 Metern Höhe, zu der man eine kleine Wanderung machen kann. So ganz klar wie man da hinkommt war es uns dann nicht und nach einigem Herumfragen wurde uns gesagt, dass es wohl doch sehr weit sein soll. Wir sind dann mit einem Taxi einen großen Teil des Weges nach oben gefahren, bis zu einer sogenannten Lagune, die aber nur aus grünem Schilf bestand.


Von dort oben schon hatte man einen tollen Blick auf das Tal mit Canta und auf die umliegenden Berge, als wir aber dann nach einer (auf Grund der Höhe) doch (für mich zumindest) ziemlich anstrengenden kleinen Wanderung auf der Spitze des Berges angekommen waren, war die Sicht einfach nur grandios – die Anstrengung hatte sich wirklich gelohnt. Das kleine runde Canta über 800 Meter tiefer und dazu überall Wiesen, Felder, Berge und sogar ein Lama ganz in der Ferne :).
Auf den Bilder kommt es leider nur nicht so genial raus, wie es in Wirklichkeit gewesen ist... beim Kreuz oben rechts ist Cantamarca :)




Aber nicht einmal eine Stunde wandern war nicht unser Plan, etwas Längeres musste da schon her – also ging es die ganze Strecke bis nach Canta wieder zurück. Irgendwo sollte wohl ein Wanderweg sein, dem wir aber nicht immer ganz folgen konnten. So gings zum Teil also einfach wieder Querfeldein, aber das unter uns liegende Städtchen war ja immer in unserem Blick. So ging es durch wunderschöne Landschaft zurück zum Hostel und wir waren zwar ziemlich fertig, aber auch sehr zufrieden mit unserer eigenen Wanderung :).
Ganz oben in der Mitte kann man ein kleines Rechteck erkennen - da waren wir!


Für den Abend wollten wir dann eigentlich nach dem Essen noch wo reinsitzen und ein Bierchen trinken, allerdings haben wir dann irgendwann feststellen müssen, dass es in Canta einfach nichts dergleichen gibt... also gabs noch einen gemütlichen Zimmer-Gespräche-Cerveza-Abend. Eine Sache zu unsrem echt coolen Zimmer noch. Es ist eigentlich ein Dreibettzimmer, aber wir haben dann mit Dominik zu fünft darin ohne Probleme geschlafen. Die Betten zusammengeschoben und alles passt – und der Preis blieb der gleiche, egal wie viele Leute wir waren.
Morgens früh um sieben gings dann zurück Richtung Lima – diesmal hatten wir auch alle einen eigenen Sitzplatz. Wir mussten schon so früh am Morgen gehen, da wir uns um zehn Uhr in Lima mit Katrin, unserer (das heißt von uns Freiwilligen) deutschen Chefin vom Roten Kreuz, die für einige Tage in Peru ist, getroffen haben. Zu diesem sehr schönen Treffen gibts später dann mehr.

Es war wirklich ein sehr schöner Wochenendausflug, der Ort, das Wetter, unsere spontanen und gelungen Ausflüge, das Essen und vor allem unsere tolle Truppe – alles hat einfach gut geklappt und gepasst :).
Die Landschaft oben in den Anden ist wirklich wunderschön und dabei habe ich nur einen minikleinen Teil gesehen und war eigentlich noch nicht mal richtig in den Anden drin. Aber allein die Sonne hat uns allen so gut getan, denn die sehen oder spüren wir in Lima unter dem Dunst so gut wie nie. Ich habe mir auch – trotz Evas Warnung vor der Höhensonne – einen ziemlich fetten Sonnenbrand geholt... aber es ist immerhin eine Erinnerung an die Sonne :D.
Ganz cool in ganz Peru sind auch einfach die kleinen Stände und Läden, die es in Canta natürlich auch gab und die uns einfach immer wieder dazu verleiten, kleine Dinge zu essen oder auch Souvenirs zu kaufen. Ich bin nämlich nun stolze Besitzerin weiterer Alpakasocken, einer Jacke aus Alpakawolle, sowie einer bunten Chillhose :).
Die Leute in Canta waren alle total offen und hilfsbereit und besonders nett sind hier auch einfach immer die Namen, mit denen die Leute, vor allem die Frauen, einen ansprechen. Verniedlicht wird ja sowieso alles, aber in Canta haben uns alle immer 'Mami' genannt, oder auch 'Mamita'. Warum ist uns nicht so ganz klar, aber es ist echt süß :).

Ihr seht, ich klinge begeistert – und bin es auch. Dieser Ausflug hat mir auch mal eine noch etwas andere Seite von Peru gezeigt und ich bin gespannt auf alles weitere, was dieses tolle Land noch zu bieten hat.
Jetzt allerdings bin ich natürlich wieder im Alltag angekommen und habe 20 zwar süße, aber auch anstrengende Jungs durch ihren Tag zu begleiten. Aber wegen der Arbeit hier in der Ciudad bin ich ja hauptsächlich auch hierher gekommen und nicht nur um in den Anden zu wandern ;).

Und es war wirklich schwer, nur so wenige Bilder in diesen Beitrag zu packen – auch wenn es trotzdem irgendwie ewig viele sind. Verzeiht die Länge!

Einen lieben Gruß an alle :-*


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