Dienstag, 21. Mai 2013

La Familia ¾ – Sierra

Hola meine lieben Leser,

nach einer weiteren kleinen Reise mit freiwilligem Besuch aus Mexiko melde ich mich mal wieder hier. Die letzten zwei Wochen haben mich nach Cusco gebracht – und damit auch zum nahe gelegenen Machu Picchu. So habe ich eines der neuen sieben Weltwunder bestiegen und bestaunt, dazu gibts aber später mehr. Denn zuerst fehlen noch einige Erlebnisse, die während der Zeit mit meiner Familie hier geschehen sind.
Zudem gibt es auch noch einiges aus meinem Alltagsleben hier zu erzählen, schließlich bin ich nicht nur reisend in Peru unterwegs, sondern habe meine Chicos und meine Freiwilligen hier, mit denen ich sehr viel schöne Zeit verbringe.
Erst aber einmal ist aber noch einmal die Familia dran:


Teil drei unserer gemeinsamen Zeit verbrachten wir in der Sierra, in den Anden Perus. Ich liebe diese Berge einfach, sie sind wunderschön, riesengroß, unglaublich hoch und kosten einen so manchen Nerv, wenn man sie zu überqueren versucht.
Eine achtstündige Busfahrt hat uns über Nacht von Lima nach Huaraz gebracht, nördlich der Hauptstadt in der sogenannten 'Cordillera Blanca' gelegen. Das weiß in diesem Namen kommt von den mehreren über 6000m hohen Bergen dort, die schneebedeckte weiße Gipfel besitzen. Auch Perus höchster Berg mit 6768m, der Huascarán, befindet sich in diesem Gebiet und konnte von unserer Dachterrasse aus auch schön betrachtet werden.


Huaraz ist eine typische peruanische Andenstadt, viele kleine etwas unfertige Häuser umgeben von hohen Bergen – es hat uns sehr sehr gut dort gefallen. Da wir über die Ostertage dort waren, hat man auch immer mal wieder etwas von der 'Semana Santa' mitbekommen. So ist uns nach nur kurzer Zeit dort schon eine Prozession entgegengekommen, mit ihren typischen großen Plastikfiguren, die auch in sehr vielen Kirchen zu betrachten sind. Und leider nicht das Hübscheste sind, was die Kirchen so zu bieten haben...


Da wir uns noch Anfang April befanden, neigte sich die Regenzeit der Anden zwar gerade ihrem Ende zu, allerdings war sie noch nicht ganz vorbei. So war unser erster Nachmittag eher etwas verregnet – wir fanden aber ein supersüßes Café, in dem es sich wunderbar mit leckerer heißer Schoki und Kaffee aushalten ließ. Abends regnete es sich dann so richtig ein und es gab sogar ein kleines Gewitter. Eigentlich nichts wirklich besonderes, doch für mich war das nach über einem halben Jahr in Lima – das heißt ohne jeglichen Regen und ohne auch nur den Hauch eines Gewitters – mal wieder eine schöne Erfahrung. Und unser Hostal hatte einen schön gemütlichen Aufenthaltsraum, den wir zu genüge ausnutzten.


Die 3300m über dem Meeresspiegel, auf denen sich Huaraz befindet, haben sich aber doch bemerkbar gemacht. Treppensteigen erschien anstrengender und allein das Atmen ging wesentlich schwerer und ab und an musste man mal ganz tief Luft holen, da man das Gefühl von Sauerstoffmangel hatte.
Trotzdem haben wir es uns nicht nehmen lassen, die wunderschöne Andenlandschaft mit ihren Lagunen Gletschern um Huaraz wandernd zu erkunden.

Unsere erste kleine Tour führte uns zu Ruinen einer Präinka-Kultur Perus, den Wari. Auf dem Weg dorthin begegneten wir netten kleinen Kindern, die sich sehr über ein Schokoosterei aus Mamas Tasche freuten.




Auf der Rückfahrt mit dem Combi durch winzigkleine Andendörfer nahmen wir dann eine Frau mit, die unglaubliches Gepäck hatte. Einen kleinen Herd mit dazugehöriger Gasflasche, mehrere große Plastikeimer mit verschiedenen Flüssigkeiten, große Bastkörbe mit Geschirr und zu guter Letzt gabs noch einen Tisch und mehrere Stühle, die auf dem Dach verstaut wurden. Gerade so passte alles plus Leute in den kleinen Combi und es war mal wieder spannend mit anzusehen, wie die Campesinos leben und reisen. Mit Sicherheit hat sich die Frau später in der Stadt irgendwo aufgestellt und Abendessen verkauft.


Wanderung Nummer zwei war dann schon etwas Größeres und sollte uns zur Laguna Churup bringen. Erst ging es mit dem Auto sehr lange eine sehr ruckelige Straße nach oben auf 3800m und von dort startete der steile Anstieg auf bis zu 4500m hoch. 



Laufen auf diesen Höhen und dann auch noch bergauf ist wirklich etwas anderes als bei uns auf netten 1000m im Schwarzwald. Das letzte Stück erwies sich dann noch als richtige Kletterpartie und durch den plötzlich einsetzenden Regen wurden die Steine auch noch richtig rutschig.



Als ich mit dem Papa (aufgrund der Höhe, des Regens und des Anstieges hatten meine zwei Mädels am Ende leider so ihre Schwierigkeiten...) letztendlich die Laguna erreichte, hatte sich aber alle Anstrengung gelohnt. 


Wunderschönes grünblaues klares Wasser, in dem sich die umliegenden Berge spiegelten – mitsamt schneebedeckten Gipfeln. Wunderwunderschön!





Am nächsten Tag wollten wir dann noch eine andere Lagune besichtigen, zu der man allerdings bis kurz zuvor mit dem Auto fahren konnte. Die Höhe war fast die gleiche und die Straße war noch viel schlechter, was eine lange unangenehme Fahrt bedeutete. Oben angekommen war es leider etwas trüb, allerdings hatten wir Sicht auf einen großen Gletscher, zu dem man auch hätte laufen können. Allerdings machte mir nun die Höhe doch zu schaffen – mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen und so war kein Gletscherspaziergang, sondern eher wieder etwas an Höhe verlieren angesagt. Schön wars da oben aber trotzdem!




Da ja gerade Ostern war, haben wir wenigstens auch einen kleinen deutschen Brauch mit nach Peru bringen wollen: Eier färbern. Aber natürlich auf peruanische Art und Weise (nicht wirklich, aber wir hatten keine Eierfabren mitgenommen) und so haben wir es mit dem roten Mais versucht, der ja der Chicha eine wunderschöne Farbe gibt. Unsere Eier wollten aber nicht so wie wir, leider habe ich in Peru auch noch nie ein weißes Ei gesehen und braune Eier lassen sich ja bekanntlich nicht so gut färben. Etwas dunkler sind sie aber letztendlich immerhin doch geworden :). 


Für eine Sache ist Peru ja wohl ganz berühmt: Meerschweinchen.
Cuy genannt hier auf Spanisch, allerdings aber (meiner Meinung nach) nicht so ganz seiner Berühmtheit wert. Ich bin etwas enttäuscht, weil man dem guten alten Cuy gar nicht so oft hier begegnet, ausschließlich in den Anden und auch dort muss man eher danach suchen. Aber eine Delikatesse ist es wohl schon, das sagt zumindest der Preis...
Auf dem Markt kann man die Dinger dann doch aber finden, in Huaraz zumindest (in Lima hab ich das noch nie gesehen). Sowohl lebend, als auch schon ohne Fell aber noch mit Innereien und allem sonstigen werden sie auf dem Marktstand präsentiert.



In einem Restaurant haben wir uns dann natürlich auch noch eines geholt – es war aber (leider leider) weder besonders lecker, noch gabs wirklich etwas daran zu essen. Etwas enttäuschend, das Kleine.



Artesanía konnte man natürlich auch wieder eine Menge finden und bei den Frauen, die noch strickend auf dem Boden saßen und ihre Ware vor sich auf Tüchern ausgebreitet hatten, hat das Kaufen am meisten Spaß gemacht.


An verschiedensten Straßenständen haben wir dann auch wieder peruanische Köstlichkeiten probiert, von Ponche (Getränk aus Milch mit Gewürzen) über Spanferkel bis hin zu Picarones (süße frittierte Teigringe mit Sirup) und Emoliente (warmes Getränk) war alles mit dabei. Und abends an den Straßenständen der Einheimischen sitzen ist nicht nur lecker, man fühlt sich auch so richtig schön peruanisch :).



Das war auch schon unser Aufenthalt in Huaraz – was darauf folgte, war eine spannende, gruselige und einmalige Erfahrung. Um in die Selva zu kommen wurden die Anden einmal von Westen nach Osten überquert. Lockere 18 Stunden haben wir dazu auch nur gebraucht...


Sonderangebot: Andenüberquerung Huaraz – Tingo María (über La Unión und Huánuco)

Kosten: 60 Soles (17 Euro)

Zeiten: Start 6:00 a.m.
Ende 11:30 p.m.

Inklusive: 
  • die wunderschönste Landschaft der Anden
  • eine angenehme Busfahrt
  • kurzer Aufenthalt in einem Kaff mitten in der Pampa
  • eine Taxifahrt tagsüber auf holprigen schlechten Straßen
  • Zwischenstopps an sämtlichen Flüssen, um den Kühler zu bewässern
  • ein kaputter Keilriemen
  • eine leere Battarie
  • ein leerer Gastank
  • kurzer Aufenthalt in einem Städtchen mit Bier
  • eine Taxifahrt im Dunkel auf einer Dschungelstraße
  • ein Taxi, dessen Kofferraum zu klein für vier Koffer ist
  • einem Taxifahrer ohne Plan
  • ein Stau mit langer Wartezeit aufgrund eines Unfalls, dazu hohes Militäraufgebot
  • kaputte Bremsen
  • kein Handyempfang
  • kein Telefon
  • eine Handytaschenlampe
  • die Vorstellung, irgendwo im Nirgendwo im Taxi übernachten zu müssen
  • einem Nagel, eine Schnur und etwas Bremsflüssigkeit, um die Bremsen notdürftig zu reparieren


So haben wir es irgendwie dann noch nach Tingo María geschafft und letztendlich im Dschungelhostal ein Bettchen gefunden.

Fortsetung folgt. 

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