Sonntag, 3. März 2013

Wie ein Neuanfang

Hallo ihr alle,

hier kommt eine kurze Unterbrechung der Reiseberichte, um auch über die neusten Ereignisse hier in der Ciudad zu berichten. Mittlerweile sind wir ja sogar schon im Monat März angekommen, das heißt die Jungs sind zurück und hier ist wieder alles voll im Gange.
Doch trotz dem vielen Leben, das hier nun wieder herrscht und man sich nicht mehr ganz so einsam fühlt, weil nur ungefähr die Hälfte aller Erwachsenen und überhaupt keiner der Jungs da ist, ist alles etwas anders, als es letztes Jahr aufgehört hat. Obwohl, nein. Es ist nicht etwas anders, es ist sogar sehr anders.
Erst aber mal noch zurück zu den letzten zwei Wochen der Zeit ohne die Jungs. Nachdem wir von unserer Reise zurückgekehrt waren, startete die neue Woche mit der sogenannten 'Capacitación'. Alle Tutoren, Freiwilligen und Angestellten der Küche, Wäscherei, Bäckerei und dem Sekretariat mussten an dieser viertägigen Veranstaltung teilnehmen – das heißt sämtliches Personal. Jeweils vormittags und nachmittags haben sich alle im Comedor eingefunden, dort gab es dann zu verschiedenen Themen Vorträge. Es ging dabei unter anderem um Teamarbeit, die Ciudad, das Profil der Jungs, die hier her kommen und das Profil derer, die wieder gehen, Kinderpsychologie und Kinderrechte. Es war echt sehr interessant und einiges kann auch für die kommenden Monate hilfreich sein. Aber ich habe gemerkt, dass nach so langer Zeit ohne Schule das Sitzen und Zuhören gar nicht mehr so einfach ist, als hätte man es schon verlernt. Und dann das Ganze auch noch auf Spanisch...
Nach der Capacitación war dann nochmal freie Zeit angesagt, die sehr entspannend war. Auf der Wiese liegen und die Sonne genießen und eine tägliche Partie Volleyball standen dort auf meinem Programm. Vor allem das Volleyballspielen hat richtig Spaß gemacht, da sich immer eine echt große Gruppe gefunden hat und die bunte Mischung aus Freiwilligen, Tutoren und Pre-Tutoren von den Mönchen und einmal sogar von unseren Nonnen hier ergänzt wurde.

Dann kam der Samstag und mit ihm die Jungs. Über den Morgen hinweg saß ich im Comedor und hab die Ankömmlinge meines Pabellóns begrüßt. Im Laufe der ersten paar Tage sind dann noch ein paar Nachzügler gekommen und nun habe ich endgültige 29 Jungs im Alter von sechs bis neun Jahren in meiner Familia. Das sind ganz schön viele mehr als letztes Jahr – und das merkt man auch.
Nicht nur die Jungs machen mein Pabellón nun zu etwas anderem, auch was meine Tutoren angeht, gab und gibt es Neuerungen und Wechsel. Die erste Woche waren Jenny und ich alleine mit einer der Hermanas vom letzten Jahr. Da wir daran gewöhnt waren, zu fünft zu sein, hat man zu dritt mit einem Haufen neuer Kinder gemerkt, dass man eine Menge mehr zu tun hat. Unter der Woche hat meine Hermana dann studiert, weshalb sie die Nachmittage nicht da war.
Das war natürlich ein Spaß, in der ersten Woche mit den Neuen den halben Tag alleine zu sein. Wir haben zwar Unterstützung von einer anderen Hermana bekommen, doch diese war leider weniger hilfreich. So habe ich mich diese Tage eher als Tutorin als als Freiwillige gefühlt – was die ersten Tage schrecklich war, aufs Ende der Woche hin aber dann echt gut geklappt hat.
Nach sieben Tagen vom aufstehen bis ins Bett gehen Arbeit, war das Wochenende dann mehr als Willkommen. Für mich und Bell hieß das – Zwischenseminar. Dazu gibts später dann noch was.
Als wir Mittwoch wieder zurückkehrten, war dann noch ein großer Wechsel im Pabellón. Am Wochenende hatten einige der Hermanas der kleineren Familias gewechselt, Anordnung vom Chef. Warum weiß keiner so genau und hundertprozentig glücklich waren auch nicht alle damit. Ich arbeite jetzt also mit Hermana Elisa, die das letzte Jahr mit Bell in Niño Jesús war. Und dazu kommt dieses Wochenende dann noch eine meiner Hermanas vom letzten Jahr, die bis jetzt noch am studieren war.
Und dann sind wir für den kommenden Montag, wenn die Schule zum Glück wieder anfängt, endlich wieder vollzählig und etwas Normalität kann einkehren. Ganz schön kompliziert hier alles, nicht? :)
Auf jeden Fall kann ich nun sagen, dass ich noch nie so froh war, sagen zu können, dass die Schule wieder anfängt. Die letzten zwei Wochen waren trotz Seminarpause mehr als anstrengend und mit der morgendlichen Pause sind die Arbeitstage einfach viel angenehmer.
Dann noch ein paar Worte zu meinen Kleinen. Die ersten zwei Tage mit den Neuen dachte ich nur, dass die kommenden Wochen ziemlich schwer werden. Der Großteil ist ganz neu in er Ciudad, einige kenne ich schon vom letzten Jahr und einige waren davor in Niño Jesús. Die meisten fangen also von vorne an und haben keine Ahnung von den Ciudadregeln, wie man putzt, in der Reihe läuft, betet, sein Bett macht oder von der Alabanza. Allerdings sind sie ziemlich schnell im Lernen, was mich echt überrascht hat. Ich dachte, dass es viel länger geht, bis das alles so einigermaßen klappt, aber schon am dritten Tag hat man gemerkt, dass sie alle große Fortschritte gemacht haben.
Schon am vierten Tag war ich stolz, komplett alle Namen zu können – da merkt man den Unterschied zum letzten Jahr beträchtlich. Als ich hier angekommen bin, habe ich nach vier Wochen noch Namen verwechselt. Auch sehe ich, dass ich mich mittlerweile unglaublich an die Peruaner gewöhnt habe. Vor einem halben Jahr, als ich meine Jungs das erste Mal gesehen habe, hatte ich 20 genau gleich aussehende Kinder vor mir. Doch jetzt hatte ich damit gar keine Probleme mehr, das alle ungefähr gleich groß sind und schwarze kurze Haare haben und die selbe Kleidung tragen. Schon beim ersten Blick hatte ich 29 unterschiedliche Jungs vor mir – beziehungsweise 27, wir haben nämlich zwei eineiige Zwillingspaare. Da muss ich sagen, rufe ich einfach immer beide Namen, bei einem reagiert er dann schon...
Dabei habe ich aber gemerkt, wie lieb ich meine Kleinen schon nach der ersten Woche gewonnen hatte. Bis auf zwei, drei, die ihren eigenen Kopf haben und eher weniger hören, habe ich wirklich eine Menge unglaublich Süßer wieder dieses Jahr. Auch das Verhältnis zu den Jungs ist viel viel schnell eng geworden, als letztes Jahr. Schon nach zwei Wochen fühle ich mich, wie am Anfang nach ungefähr drei Monaten. Ich habe schon jetzt alle wirklich sehr in mein Herz geschlossen.

Bueno. Das waren hier so die Ereignisse der letzten Wochen in der Ciudad und meine Gedanken dazu. Mal schauen, wie es jetzt weiter geht, wenn die Schulzeit wieder anfängt und knapp 30 Kinder Hilfe bei den Hausaufgaben wollen...

Damit grüße ich euch alle und schicke etwas Sonne ins kalte Deutschland – hier ist es einfach nur entsetzlich heiß, da vermisse ich richtig den Schnee!
:)

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