Sonntag, 23. September 2012

Like a VIP

Hallihallo von der anderen Seite der Welt!

Nehmt euch viel viel Zeit – hier ist ne Menge zu lesen und anzuschauen!

Es ist soo viel passiert die letzten Tage – da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll :) Wollte schon viel früher mal wieder hier rein schreiben, aber es war einfach keine Zeit...
Das erste 'richtige' Wochenende ist nun vorbei, bzw. das erste, an dem weder Jetlag noch Krankheit die Aktivität eingeschränkt haben.

Café mit Jacky + Peruanischer Fahrstil
Aber ich beginne jetzt erst mal noch beim Donnerstag, da gibt’s nämlich auch noch eine Kleinigkeit zu erzählen. Mit Jacky von der Dirreción sind Bell, ich und die beiden Lauras mit dem Auto nach Surco gefahren, ein Stadtteil neben Miraflores. Jacky ist gefahren und es war mein erstes Mal in Peru in einem Auto, dass kein Taxi und kein Bus ist :D Aber ehrlich gesagt: Auch ihr Fahrstil ist genauso schlimm wie der von Taxi- oder Busfahrern... Hab ich davon überhaupt schon geschrieben? Es ist echt weder benzinsparend noch mitfahrerfreundlich wie hier Auto gefahren wird. Es gibt hier einen Haufen dieser Geschwindigkeitsstopper auf der Straße und mindestens genauso viele Schlaglöcher. Aber es ist natürlich wichtig, zwischen diesen Hindernissen auf der Straße erst mal richtig zu beschleunigen um dann kurz davor wieder hart abzubremsen. Und das wirklich jedes Mal, eine lange Strecke in der selben Geschwindigkeit wird hier eigentlich nie gefahren... ;)
Aber gut, zurück zum eigentlichen Thema. Nach einer ziemlich langen Fahrt (an die Entfernungen habe ich mich aber schon ziemlich gewöhnt, niemand meckert, wenn man mal 30 bis 40 Minuten wohin fährt, um da ein, zwei Stunden zu bleiben) sind wir an einem kleinen Café angekommen, das wirklich supersüß eingerichtet war. Es war total mein Stil und es sah auch recht nobel aus. Wir Mädels haben dort dann einige Zeit verbracht, geredet und ich habe einen megaleckren Joghurt-Smoothie aus den Früchten Chirimoya (süße leckre Frucht, hab ich dann auf dem Markt am nächsten Tag gleich geholt) und einer zweiten, die so ähnlich wie Granatapfel ist. Das Obst hier ist einfach genial :)

Das Eis brechen
Am Freitag haben meine Kleinen dann Besuch bekommen am Nachmittag, von anderen Schulkindern. Diese haben erst die Jungs beschäftigt mit Fußball und so, danach haben sie eine Menge Süßigkeiten, Spiele, Bücher und neue Schlafanzüge für alle mitgebracht. Warum genau – keine Ahnung, wurde uns nicht gesagt ;) Aber die Lehrer waren eigentlich voll nett und haben auch einige Zeit mit mir gesprochen.
Danach gab es für mich irgendwie nichts zu tun und mir wars zu blöd, einfach rumzusitzen. Also hab ich mir eins von den Kinderbüchern geholt, die mitgebracht wurden und angefangen zu lesen. Dazu muss ich noch etwas von meinen Hermanas erzählen, also den Frauen, mit denen ich zusammenarbeite. Ich habe dazu gar nicht so viel geschrieben, aber es war bisher nicht immer so ganz leicht von Anfang an. Ich habe mich nicht wirklich so gefühlt, als würden sich die Hermanas auch nur im Entferntesten für mich interessieren und gesprochen haben sie auch kaum etwas. Das hat mich manchmal schon etwas unglücklich gemacht, da dazu auch noch ein paar andere eher negative Dinge gekommen sind. Aber aller Anfang ist schwer – ich habe mir gesagt, dass ich mich einfach erst mal hier eingewöhnen muss und auch mehr Spanisch lernen, um mit den Leuten hier auch wirklich reden zu können. Ich habe immer wieder versucht, etwas mehr mit den Hermanas zu reden, was auch immer besser geklappt hat. Das Problem ist zudem auch, dass Jenny, mit der ich hier ja zusammenarbeite, eigentlich so gut wie überhaupt kein Spanisch kann. Ich denke, dass dadurch die Hermanas auch einfach nicht so viel mit ihr anfangen konnten. Aber nun sitze ich da und lese König der Löwen in Kurzform auf Spanisch und meine Hermana fragt mich, ob ich das denn verstehe. Dadurch sind wir mal so richtig ins Gespräch gekommen und es hat sie total gefreut, dass ich doch so viel Spanisch kann. Zum Schluss hat sie mich sogar umarmt, mir ein Küsschen gegeben und gemeint, dass sie sich freut, dass ich hier her gekommen bin.
Ich weiß zwar jetzt nicht, wie es nächste Woche so weiter geht, aber mir kam es irgendwie so vor, als wäre dadurch etwas das Eis zwischen den Hermanas (zumindest dieser einen) und mir gebrochen – was sich richtig gut angefühlt hat! :) Ich dachte zwar am Anfang, ohje, das wird was hier für ein Jahr, aber mittlerweile glaube ich, dass sich das richtig gut entwickeln wird bzw. kann. Ich wurde jetzt auch schon (obwohl ich ja etwas kürzer hier bin als meine Mitfreiwillige) in die Augenklinik geschickt, die hier direkt neben der Ciudad ist, und zweimal zum Arzt mit zwei der Jungs. Also – auch die Arbeit hat positive Entwicklungen zu verschreiben :)
Ich hoffe, das war jetzt für 'Außenstehende' nicht zu verworren formuliert... ;)

Miraflores
Weiter gings am Samstag mit Miraflores (ich erwähne jetzt zum letzten Mal, dass das das sogenannte Reichenviertel ist, ab jetzt müsst ihr das einfach wissen). Die anderen waren letztes Wochenende schonmal dort, aber da habe ich ja lieber das Bett gehütet. So hatte ich zwar schon davon gehört, aber konnte mir dann jetzt auch selbst ein Bild machen.
Mit zwei der amerikanischen Freiwilligen sind Bell und ich zu einer Sprachschule gegangen, in der die Amerikaner einen Sprachkurz machen bzw. zur Zeit Einzelstunden bekommen. Bell und ich sind dorthin mal mitgegangen, weil wir überlegen, auch noch einen Kurs oder Stunden zu belegen, da wir doch der Meinung sind, hier in der Ciudad zu wenig Spanisch zu sprechen. Auch dieser Punkt gehört zu den negativen des anfänglichen Tiefs, der aber dennoch immernoch besteht. Allerdings bin ich mittlerweile der Überzeugung, dass mit etwas mehr Eigeninitiative, als man es in einer Gastfamilie vielleicht bräuchte, trotzdem alles zu erreichen ist.
Auf jeden Fall haben wir uns die Sprachschule und das Kursangebot angeschaut, das uns sehr überzeugt hat und wir werden noch einmal überlegen, aber dort dann wahrscheinlich auch noch ein paar Stunden nehmen. Gut an dieser Schule ist zum Beispiel, dass es nur peruanische Lehrer gibt, die dann im Einzelunterricht auch wirklich intensiv Spanisch mit einem reden und man auf sein Niveau angepassten Stoff bekommt, dessen Themen man sich aussuchen kann.
Danach sind Bell und ich zum Parque Reducto gelaufen (trotz Karte und der Überzeugung, die Richtung zu wissen, ist Lima irgendwie überall schwer für die Orientierung...). An diesem Park sind wir mit dem Taxi bei der Hinfahrt vorbei gefahren und hatten dort einen Markt gesehen, den wir uns anschauen wollten. Und es hat sich gelohnt, dorthin zu gehen! :) Der Markt war echt cool, es gab ganz viel verschiedene Dinge zu essen, Käse, herzhaftes und süßes Gebackenes, Oliven, Öl, so Müsliriegel, Obst und auch etwas Handwerk. Von den meisten Sachen standen kleine Schälchen zum probieren herum und wir haben uns erstmal durch den ganzen Markt gegessen, wobei alles echt super lecker war. Danach haben wir noch gefüllte Teigtaschen gegessen und dabei zwei Mädels getroffen, die auch Freiwillige hier in Lima aus Deutschland sind. Es war cool und interessant, mal mit ganz anderen Freiwilligen zu reden und zu erfahren, was sie so machen und wies ihnen geht. Es gibt auch echt unterschiedliche Projekte, da die beiden zum Beispiel in Ökogärten von Schulen arbeiten.
Später sind wir dann zum Parque Kennedy gegangen, der hier irgendwie der Hauptplatz sein soll – allerdings hat mir der Reducto, den wir ja nur zufällig aufgesucht haben, besser gefallen. Im Parque Kennedy war immerhin gerade eine Blumenausstellung namens Peruflora, die schön anzusehen war.



Danach sind wir in einen riesigen Supermarkt, um für das geplante 'American Breakfast' am nächsten Morgen noch einige Dinge einzukaufen, da es in diesem Supermarkt echt alles gibt. Man fühlt sich in Miraflores sowieso schon überhaupt nicht mehr wie in Peru, in diesem Supermarkt dann auch zweimal nicht. Es gibt wirklich alles dort, auch eine ausländische Ecke, in der es deutsches Bier und deutsche Marmelade gib. Aber ich bin ja wegen Peru hier und den Dingen, die es hier gibt – deshalb hat mir der Supermarkt echt gar nicht zugesagt und wir wollen viel lieber auf unserem Mercado im Viertel einkaufen gehen.



Weite gings dann zum Strand! :) Es ist echt schön, immer wieder so einfach ans Meer zu kommen. Und als wir dann an der Küste angekommen sind, ist doch tatsächlich sogar die Sonne wieder rausgekommen – da wars dann gleich doppelt schön :)
In Miraflores kann man von der Küste, die einiges erhöht liegt, mit dem Gleitschirm durch den Aufwind, der dort herrscht, in die Lüfte starten. Dann kann man über dem Meer und über den Hochhäusern von Miraflores fliegen, was bestimmt echt cool ist. Wir sind dann direkt an dem Platz gewesen, an dem die Paraglider starten und haben eine ganze Weile zugeschaut. Die Gleitschirme am Himmel über dem Meer sahen echt schön aus.




Mit einem weiteren leckren Smoothie (Piña-Fresa) haben wir uns dann in den Parque de Amor gesetzt, der direkt am Meer neben den Paraglidern ist und aus einer großen Statue zweier sich Liebender besteht und vielen schönen Mosaiken. Ein sehr angenehmer Nachmittag :) 



Jetzt nur nicht die Motivation verlieren, das Beste vom Wochenende kommt zum Schluss!

La Fila de Modas
La Fila de Modas – FashionShow in Miraflores war angesagt für alle weiblichen Freiwillgen. Veranstaltet wurde die Modenschau zu einem guten Zweck, von und für eine Organisation, die sich um behinderte Kinder kümmert. Die Eintrittskarten (100 Soles das Stück, also ca. 30 Euro) haben wir von Hermano Hugo, dem 'Obermönch' der Ciudad, geschenkt bekommen, den ich aber noch nicht einmal kenne, da er seit vor meiner Ankunft bis noch Mitte Oktober in Rom ist. Habe aber gehört, dass der echt nett sein soll (hat er mit den netten Geschenk ja auch gezeigt) und ich freue mich schon, ihn bald endlich mal kennen zu lernen.
Was sollen wir anziehen?! Das war natürlich die schwierigste Frage, die wir Mädels uns schon vor Tagen gestellt hatten... aber sehr viel schicke Sachen gibt unser Kleiderschrank ja gar nicht her, also war die Auswahl auch nicht so groß. Aber man geht dort 'elegante' hin, wurde uns gesagt. Also haben wir uns schick gemacht, das erste Mal so richtig, seit wir hier angekommen sind, da wir hier alle normalerweise ziemlich gammlig rumlaufen. Es richtet sich ja auch niemand, um zu putzen, Essen zu verteilen und dreckige Kinderhände um sich zu haben ;) 


Angekommen auf dem Gelände der Modenschau war ich erst mal so richtig beeindruckt! Auf dem Gelände einer alten Ruine war aus Stoffplanen ein Gebäude gebaut worden, in dem das ganze stattfand. Dadurch, dass die Vorder- und Rückseite des Gebäudes aus durchsichtigem Stoff war, konnte man hinter den Models auf dem Laufsteg die Ruinen sehen, die angestrahlt wurden – sehr cool! Der Weg dorthin war ein Meer aus Kerzen und schon vor dem Eingang standen Securityleute und Männer mit Schildern, die den Autos den Weg weise.
Innen angekommen liefen überall Kellner mit Tabletts herum, auf denen die köstlichsten Leckereien und Getänke serviert wurden – alles gratis natürlich :) Es gab Pisco Sour und Champagner so viel wir wollten und verschiedene Snacks wie Carpaccio, Shrimps, Fleischspieße, Tintenfisch und später dann kleine Pralinen.
Überall liefen Journalisten herum und haben auch Fotos von uns gemacht und sich danach sogar unsere Namen aufgeschrieben... wir haben uns gefühlt wie echte VIPs :D Aber es war echt cool – vielleicht kommt jetzt ein Foto von uns in der 'Hola' (nicht so spektakulär), dem 'El Comercio' (größte Tageszeitung in Peru) oder der peruanischen 'Vogue' (sehr cool!).


Die Modenschau an sich war dann aber auch cool, die Mode, die gezeigt wurde, hatte wirklich so einen peruanischen Touch, das war schön auzuschauen. Es wurden verschiedene Bikinis und Kleider gezeigt, die wohl aus Alpakawolle oder so etwas waren. Davor hat auch noch ein peruanischer Schnulzensänger im Playback ein Liedchen geträllert und wir waren alle einfach nur rundum zufrieden :) 


Sargento Pimienta
Doch der Abend war noch nicht vobei! ;)
Wir sind dann noch gemeinsam nach Barranco gefahren und dort in den Club 'Sargento Pimienta', der richtig cool ist. Mir hat die Musik dort super gefallen, es war eine Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem und etwas rocklastig und vieles altes. Also wurde getanzt und geredet und später am Abend habe ich dann auch noch einige Peruaner kennengelernt und mich mit verschiedenen unterhalten, was auch echt mal cool war, nicht immer nur mit Freiwilligen oder Erwachsenen oder kleinen Kindern zu reden ;) Ich konnte mich auch mal wirklich eine lange Zeit auf Spanisch unterhalten, was mir sehr gut gepasst hat.
Zurück gings dann spät nachts mit dem Taxi – auch Taxifahren ist schon kein Problem mehr :) 



American Breakfast
Heute am Sonntag gabs dann American Breakfast bzw. Lunch – allerdings nicht sehr 'american', da all die geplanten amerikanischen Dinge wie Bacon, Eggs und Pancakes aufgrund nicht vorhandenen Gases und dadurch mit einem funktionslosen Herd ins Wasser gefallen sind. Aber es war trotzdem ein super leckres Frühstück mit selbstgemachtem Erdebeer- und Papayasaft, Käse aus den Anden und Avocadocreme. Das Essen hier ist einfach nur zu empfehlen!

Geschafft. Glückwunsch, hier ist für heute dann mal fertig :D Aber die nächsten Tage gibts warhscheinlich eh nicht viel Spannendes, also könnt ihr euch bei Interesse diesen Brocken einfach nochmal durchlesen, falls Zuhause in Deutschland plötzlich langeweile aufkommen sollte (oder doch jemand irgendwie das Gefühl hat, mich zu vermissen...).

Ich kann überhaupt nicht glauben, dass ich erst gestern vor zwei Wochen hier nach Lima gekommen zu sein – es fühlt sich so viel länger an! Aber so langsam habe ich echt das Gefühl, hier angekommen zu sein. Ich habe mich eingelebt, verstehe mich gut mit allen, mit denen ich zusammen wohne, kenne mich schon einigermaßen in der Stadt aus, Spanisch klappt soweit ganz okay, die Arbeit läuft und wird eher besser, weil ich mehr zu tun bekomme und wir sind sogar schon dabei, unsren Urlaub im Januar zu planen... :)

Bis bald – Besito!

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