Sonntag, 30. September 2012

Pollo, Pelícanos, Pulmones

¡Buenos días a todos!

Wieder eine Woche vorbei hier in Peru, in Lima, in der Ciudad. Eine Woche voller Arbeit, immer süßer werdenden Kindern, Gesprächen mit den Hermanas, viel Wasser zum Putzen, Pancakes, Nieselregen, nem riesen Haufen Spielzeug, Staub, einem halben Film, einer neuen Kette, interessanten Menschen, neuen peruanischen Freunden, einer Pollada und trotz stetig grauem Himmel ein klein wenig wärmere Temperaturen.
Eine anstrengende, aber sehr schöne Woche :)
Die längere Version kommt hier:

Ich beginne mal bei Donnerstag mit den neusten Erzählungen aus meinem Leben als Freiwillige. Davor gibts außer der normalen täglichen Arbeit absolut nichts Spannendes zu berichten.
Am Donnerstag hatten wir Freiwilligen ein kleines Treffen, um mal über alle möglichen Dinge in unserem Haus und in der Ciudad zu reden. Davor haben wir uns zusammen Pancakes gemacht – sehr lecker! :) Diese kleine Gesprächsrunde und auch ab und zu das gemeinsame Kochen zeigen mir immer wieder, dass wir doch eine sehr schöne Gemeinschaft hier sind, wir Freiwilligen der Ciudad. Unter anderem ging es dann auch um die 'Noche de Talentos', die wir Voluntäre hier im Oktober veranstalten, bei der alle Jungs der Ciudad mitmachen können und ihr tänzerisches, schauspielerisches oder gesangliches Talent beweisen können. Wie genau das alles ablaufen wird ist mir noch nicht ganz klar, aber das wird bestimmt ein schöner und lustiger Nachmittag.

Am Abend, nach dem Geschirrspülen (das zur Zeit auch dreimal am Tag zu meinen Aufgaben gehört – kam ganz plötzlich neu dazu, mal schauen ob es ganz plötzlich auch wieder geht?), bin ich dann mit zwei meiner Hermanas mal so richtig schön ins Gespräch gekommen. Das war das erste Mal, dass wir wirklich längere Zeit miteinander geredet haben bzw. sie auch von sich mal ein paar Dinge erzählt haben.
Hermana Elsa kommt aus Ica, das ist ca. 5 Stunden von Lima entfernt und dort hat es wohl sehr viel Sonne. Viele Peruaner, die ich hier in Lima bisher getroffen habe (bisher eigentlich alle, die ich danach gefragt habe), wohnen zur Zeit in Lima, kommen aber aus ganz anderen Regionen Perus. Meistens habe ich auch den Eindruck, dass sie nicht besonders froh sind, in Lima zu leben, bzw. ihre Heimatregion viel lieber mögen.
Zudem hat sie mir von ihrem Sohn erzählt, der sieben Jahre alt ist und in Ica ist. Ich finde es schon ganz schön krass, dass sie hier in der Ciudad arbeitet und dort ja den ganzen Tag von 6-9-jährigen Kindern umgeben ist – dabei ihren eigenen Sohn aber kaum sieht. Allgemein ist das Leben der Hermanas hier völlig von der Arbeit eingenommen – für länger wäre das absolut nichts für mich. Sie sind rund um die Uhr bei den Kindern und haben nur dann frei, wenn diese mal nach Hause gehen (was höchstens jedes zweites Wochenende ist) und morgens, wenn die Kinder in der Schule sind. Sie wohnen auch direkt in den Pabellones, bei manchen wohnen sogar die Familien noch mit auf dem Gelände der Ciudad. Klingt wirklich nicht nach viel Privatsphäre.

Freitag war dann erstmal Großputz angesagt – Sauberkeit ist hier in der Ciudad ja sehr wichtig. Großputz heißt: Einmal überall ganz viel Wasser verteilen, so dass es Zentimeterhoch im Raum steht. Dann laut das Radio aufdrehen (in dem richtig gute Musik kam) und dann rennen alle wie wild mit Besen durch die Gegend und schrubben den Boden. Hat mich zeitweise ein wenig an die liebe Pippi Langsrumpf erinnert, die ja auch genauso putzt – es haben nur die Bürsten gefehlt, die man sich unter die Füße bindet :). Dann wurde das ganze Wasser mit Lappen wieder aufgesammelt, was echt ewig ging... aber sauber wars dann ;).
In unserer Pause am Freitag mussten wir weiblichen Freiwilligen, die ja in den jüngeren Familias arbeiten, dabei helfen, ein neues Spielzimmer für die Jungs aufzubauen. Die Ludoteca ist so etwas wie eine Belohnung für die Jungs, in die sie zu bestimmten Zeiten reinkönnen, wenn sie gute Noten hatten oder sich gut benommen haben.
Das Zimmer einrichten hieß erst einmal, eine riesen Menge Kartons von dem Ort der Lagerung in die Ludoteca zu schleppen. Die Kartons waren voller Spielzeug und dazu noch total dreckig und staubig – ich frag mich echt, wie lange die dort schon rumgestanden sind. Dann haben wir die Kartons abwischen und ausräumen müssen. Und ich weiß ja nicht, aber der Spender der Spielsachen (hier besteht ja alles aus Spenden) muss ein ziemlich großzügiger sein. Es waren Unmengen von Kartons und noch viel mehr Spiele und alles mögliche.
Es war echt etwas komisch, wir haben da so viele Sachen in diesen Raum gebracht, damit können die Jungs nie alles spielen – vor allem, weil der Raum wohl für acht Personen ausgelegt ist. Es sind allein genug Tischkicker für so wenige Kinder da. Das seltsamste war, dass es jedes Spiel oder Puzzel oder sonstwas nicht nur einmal gibt, sondern gleich zwanzigmal. Und das ist nicht übertrieben, Ich habe allein 25 Schachteln des selben Puzzels in den Raum getragen. Also ja – manche Dinge kann man hier glaube ich nicht verstehen.
Der Abend ist dann noch mit einem argentinischen Film ausgeklungen – während dem von sieben Freiwilligen sechs während dem Film eingeschlafen sind, weshalb ich leider nur die Hälfte kenne bisher... Aber es zeigt – so ein Tag in der Ciudad ist recht anstrengend und macht uns alle immer müde :).

Samstag. Endlich mal ein Tag von morgens bis abends frei :).
Mit Bell bin ich spontan für den Nachmittag noch nach Chorillos gefahren, dem Stadtteil, der an San Juan angrenzt und am Meer liegt. Also sind wir ans Meer gefahren... es war zwar grau wie immer, aber trotzdem sehr schön da. Viele kleine bunte Fischerboote (was auf dem Bild leider schlecht rauskommt) und man hatte von oben einen tollen Blick auf Limas Küste. 



Unten am Wasser wurden wir dann erst mal überrascht – hunderte riesengroße Pelikane standen und flogen dort herum! Ich hatte diese Vögel noch nie in echt gesehen und schon gar nicht so nah, wir standen keinen halben Meter von denen entfernt. 





Auf einem kleinen Steg haben wir dann zwei Schmuckverkäufer getroffen, mit denen wir sofort ins Gespräch gekommen sind. Sie kamen aus Cuzco und haben unter anderem handgemachten Schmuck aus besonderen Inka-Steinen verkauft, die alle irgendeine Bedeutung haben. Sie hatten echt super schöne Sachen und ich habe mir dann auch eine Kette mitgenommen, die einen grünen Stein als Anhänger hat, der zum Inkasymbol der vier Elemente geformt wurde. Der Stein bringt dem Träger wohl Geduld :). Witzigerweise hat er die Kette für den Anhänger dann auch direkt vor meinen Augen erst noch geknüpft, war echt spannend mitanzusehen.

Am Abend sind wir neun Freiwilligen dann zu einer Pollada eingeladen gewesen. Was das genau ist, wusste bis vor unserer Ankunft dort niemand so genau. Es gibt wohl Pollo, also Hühnchen, zu essen und man veranstaltet so etwas, um etwas Geld für eine kranke Person zu sammeln, weswegen das ganze auch drei Euro für jeden gekostet hat.
Ich dachte eigentlich, dass das Ganze so ein kleines Fest wird, mit Musik und vielen Leuten. Es war jedoch alles dann etwas seltsam, als wir angekommen waren. Es waren nur wenige Familienmitglieder mehr überhaupt anwesende, als wir Freiwillige waren. Wir haben uns im Wohnzimmer zusammengesetzt, wo im Fernseher unglaublich laute (relativ schlechte) wohl peruanische Musik lief. Dann haben alle etwas zu essen bekommen – einen Hähnchenschlegel, Kartoffeln und Salat – und im Prinzip sind wir da dann rumgesessen, bis wir wieder gegangen sind.. ;) Es war nicht so spannend ehrlich gesagt, aber gescheckt hats und gut unterhalten haben wir Freiwilligen uns auch. 



Durch die Pollada habe ich aber auch die etwas andere Art des Trinkens kennengelernt, die man hier in Peru wohl hat (wenn das nicht Familientypisch war, keine Ahnung...). Auf jeden Fall gab es auch etwas Bier – das übrigens ziemlich gut ist – und für die ganze Runde zwei Gläser. Es wird dann immer ein halbes Glas eingeschenkt und dann die Flasche weiteregeben an die Person, die neben einem sitzt. Wenn man das Glas ausgetrunken hat, gibt man das auch weiter und die nächste Person trinkt. So machen Flasche und Glas so ihre Runde... und witzigerweise gibts auf einem Tischchen ein Extraglas, in das der letzte Rest aus dem Trinkglas geschüttet wird. Also ohne Witz – ein Uwe-Glas! :D

Immerhin hatten wir noch etwas anderes vor für den Samstagabend, denn Bell und ich haben uns danach dann noch in Miraflores mit den zwei Mädels aus Deutschland getroffen, die wir letztes Wochenende auf dem Markt kennengelernt hatten. Wir wollten in den Geburtstag von der einen – Lena – hineinfeiern. Die Mädels waren schon mit einer Gruppe Peruaner unterwegs, insgesamt zehn Stück, denen wir uns dann angeschlossen haben. Die Leute sind alle Vegetarier oder Veganer und hatten gerade noch eine kleine Demo deswegen gehabt – kam uns erst ein wenig suspekt vor, aber die sind alle echt cool drauf gewesen und wir sind gleich ins Gespräch gekommen. Einer kannte sogar den Schwarzwald vom hören, der erste Peruaner, der das gesagt hat ;).
Mit der ganzen Gruppe sind wir erst noch Falafel essen gegangen und danach nach Hause zu einer von ihnen. Dort gabs etwas Pisco, auf den wir netterweise eingeladen wurden, und Musik und ein Geburtstagsständchen für Lena, weil es dann auch schon nach zwölf war. Bis so um halb zwei sind wir dann auch noch dort im Haus geblieben, erst dann sind wir noch los in eine Bar in Barranco – ist aber wohl typisch südamerikanisch, es wird noch viel später erst weggegangen, als bei uns in Deutschland. In der Bar – Tizón – lief laut Musik, sodass auch getanzt wurde und als die anderen dann noch weiter ziehen wollten, haben Bell und ich uns auf den Heimweg gemacht. Die Leute waren echt nett und auch ziemlich fürsorglich – haben uns dann sogar noch extra ein Taxi gerufen, um uns sicher nach Hause zu bringen.
Dann mal sehen, ob wir die noch öfter treffen... :)


Morgen, am Montag, ist hier in Peru keine Schule angesagt, aufgrund irgendwelcher Präsidententreffen oder so... das heißt freie Zeit für eine Menge Leute – außer uns Freiwilligen hier, die auch noch doppelt so viel wie normal arbeiten müssen. Denn wenn unsre Jungs morgen und auch am Dienstag morgens nicht in die Schule gehen, haben wir keine Pause, sondern müssen sie beschäftigen... aber gut, ich helfe hier ja gerne :)

Und zuletzt noch eine kleine Geschichte übers Essen. Bisher ist das Essen hier in der Ciudad wirklich immer lecker gewesen – bis auf den Panneton. Und dass es bis auf zweimal jeden Tag zweimal Reis zu essen gibt, macht mir (bisher zumindest) überhaupt nichts aus. Aber vor ein paar Tagen... gab es zum Reis eine Soße mit kleinen Fleischstückchen. Ich habe probiert und es war einfach unglaublich – eklig. Die Jungs waren total wild auf das Essen, es ist wohl eine peruanische Spezialität und so konnte ich die ganze Soße wenigstens abgeben. Und dann habe ich später herausgefunden – es war Lunge! Mmmh naja. Kommt in die Schublade der Erfahrungen, die einmal reichen... ;)

Ein Besito und ein Muchas Gracias an alle fleißigen Leser hier!
:-* 

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